Das TV-Programm wird besser. Oder was meinen Sie?
Geschmackssache Das deutsche Fernsehprogramm ist mies, klagen die einen. Das Fernsehprogramm ist großartig, meinen die anderen. Ich sage: Beides stimmt.
Es kommt nur darauf an, zu welcher Zeit man sein Fernsehgerät einschaltet, um lineares Fernsehen zu konsumieren (so man das überhaupt noch tut und nicht Netflix oder Mediatheken nutzt). Aber „mies“und „großartig“sind natürlich subjektive Kategorien.
Der eine mag den „Tatort“, die andere den „Polizeiruf“; der eine „Derrick“, die andere „Der Alte“; der eine Jauch, die andere Gottschalk; der eine Silbereisen, die andere Nebel; der eine „Dallas“, die andere „Denver Clan“; der eine „Das A-Team“, die andere „MacGyver“– so war es schon immer und so wird es immer sein.
Und ich finde nun einmal das, was tagsüber im Fernsehen läuft, in weiten Teilen schrecklich. Bitte versuchen Sie mich nicht vom Gegenteil zu überzeugen – das hat keinen Zweck. Ich merke das immer, wenn ich mal krank zu Hause bleiben muss und mich dann von „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“über „Unter uns“und „Alles was zählt“zu „Der Blaulicht Report“hangele – und das war jetzt nur ein typischer RTL-Vormittag und auch nur zwischen 8.30 Uhr und 11 Uhr.
Was ich sagen will: Spät am Abend lassen sich, mit etwas Ausdauer, in der Regel wahre TV-Schätze bergen. Ich bin ein ausgewiesener Spätabend-Zuschauer (wenn mir nicht gerade die Augen zufallen). Denn spät am Abend zeigt das deutsche Fernsehen, was es kann. Zeigt zum Beispiel, wie kürzlich das ZDF, die Thriller-Serie „Der Pass“mit Julia Jentsch und Nicholas Ofczarek (unser Foto) in den Hauptrollen, die eine Kollegin von der Süddeutschen Zeitung als „die perfekte Krimiserie“anpries.
„Der Pass“, eine Eigenproduktion von Sky Deutschland, beweist, dass Krimi-Deutschland noch nicht völlig und hoffnungslos verloren ist. Denn diesen Eindruck erweckt es jeden Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten, wenn „Tatort“und „Polizeiruf 110“mal wieder eindrucksvoll offenbaren, wie piefig, gewollt und öde TV-Krimis sein können. Falls Sie mich vom Gegenteil zu überzeugen trachten sollten, bräuchten Sie wirklich sehr überzeugende Argumente. Aber bitte: Der eine mag den „Tatort“, die andere den „Polizeiruf“; der eine Jauch, die andere Gottschalk ...
Ich habe übrigens noch eine These: Das deutsche Fernsehprogramm ist in den vergangenen Jahren deutlich besser geworden.
Was sagen Sie dazu? Schreiben Sie mir und nennen Sie mir ein paar Beispiele, die dafür oder dagegen sprechen. Ich veröffentliche Ihre Antworten dann gerne in einer der nächsten Medienkolumnen:
wida@augsburger-allgemeine.de