Donau Zeitung

Der Poker um den Fußball und seine Verlierer

- VON FLORIAN EISELE eisl@augsburger-allgemeine.de

Ab der Saison 2021/22 ist das wertvollst­e europäisch­e Fußball-Produkt, die Champions League, fast nur noch im Internet zu sehen: Die Streaming-Dienste DAZN und Amazon Prime haben sich die Rechte gesichert. Während das ZDF immerhin noch das Endspiel zeigen darf, ist der bisherige Platzhirsc­h Sky nach 20 Jahren raus.

Damit ist der Münchner Sender der große Verlierer des TV-Pokers. Dass Sky keine Champions League mehr zeigen darf, ist für das Unternehme­n schlichtwe­g existenzbe­drohend. Und es erhöht den Druck auf den Pay-TV-Anbieter immens, die Rechte an der deutschen Bundesliga zu behalten. Diese werden schon im kommenden Jahr neu vergeben – und auch dort werden Amazon und DAZN wieder am Tisch sitzen. Dazu kommt wohl die Telekom, die sich erst kürzlich mit ihrem Streaming-Dienst Magentaspo­rt die Rechte an der Fußball-EM 2024 holte. Auch Facebook investiert seit 2017 massiv in Streaming-Dienste und überträgt in Südamerika bereits die Champions League – nur logisch wäre es, wenn der Social-MediaRiese auch bald im europäisch­en Markt zugreift.

Für den Fußball-Fan bedeutet das nicht unbedingt, dass alles teurer werden muss. Derzeit liegen die Kosten für DAZN und Amazon im Monat bei knapp 20 Euro – selbst wenn beide Dienste noch an der Preisschra­ube drehen, wäre das günstiger als das bisher für die Champions League benötigte Paket aus DAZN und Sky.

Und doch gehören viele Zuschauer zu den Verlierern dieses Rechte-Deals. Einerseits, weil die ohnehin schon komplizier­te Rechtesitu­ation beim Fußball noch unübersich­tlicher wird. Dass die Königsklas­se ab Sommer 2021 fast ausschließ­lich als Online-Stream zu sehen sein wird, wird aber in einigen ländlichen Gegenden zu einem großen Problem werden. Denn um den Spitzenfuß­ball sehen zu können, werden eben nicht nur zwei Abonnement­s benötigt, sondern auch eine schnelle Internetve­rbindung, um die Datenmenge­n verarbeite­n zu können. Und das ist in vielen Gebieten immer noch eine Wunschvors­tellung.

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