Sky verliert die Königsklasse
Der Rechte-Poker um die Champions League ist auf der Zielgeraden. Die Pakete sind an Amazon, DAZN und das ZDF verkauft – Sky geht leer aus. Einiges ist aber noch ungeklärt
Berlin Durch das ChampionsLeague-Aus für Sky wird sich für den fußballbegeisterten TV-Zuschauer von 2021 an vieles ändern. Einige Fragen sind aber noch nicht beantwortet.
Wer zeigt die Live-Spiele?
Sicher ist seit Donnerstag, dass die Endspiele der Champions League 2022 bis 2024 wieder frei empfangbar sind. Das ZDF sicherte sich das notwendige Rechtepaket bei der Uefa. Zuvor hatte sich der InternetHändler Amazon die Übertragungsrechte für das Topspiel des Dienstagabends ab der Saison 2021/22 gesichert. Alle anderen Live-Rechte sollen nach Angaben der Bild-Zeitung an DAZN gehen, doch der kostenpflichtige Streamingdienst hat das noch nicht kommentiert.
Was kostet das den Fan?
Amazon hat noch keinen Preis für das Dienstagsspiel genannt. Als wahrscheinlich gilt, dass PrimeKunden die Spiele ohne zusätzliche Kosten sehen können. Aktuell kostet ein solches Jahresabonnement 69 Euro. DAZN hat den Monatspreis nach dem Kauf von Bundesligarechten von 9,99 auf 11,99 Euro im Moerhöht. Im Jahresabonnement ist es billiger (119,99 Euro). Ob die Preise mit dem Kauf der teuren Champions-League-Rechte steigen, ist noch nicht absehbar.
Was bedeutet das für Sky und seine Kunden?
Der Verlust der TV-Rechte für den wichtigsten europäischen FußballWettbewerb ist für Sky ein schwerer Schlag und existenzbedrohend. Neben der Bundesliga ist die Champions League das wichtigste Verkaufsargument für den Pay-TV-Sender. „Wir haben eine ökonomisch klare und verantwortungsbewusste Sicht auf den Wert von Sportrechten“, sagte Sky-Boss Carsten Schmidt, ohne Zahlen zu nennen. „Auch im Sinne unserer Kunden waren wir aber nicht bereit, über den hohen Wert, den wir diesem Recht beimessen, hinauszugehen.“Für SkyKunden gibt es aufgrund der Abonnement-Laufzeiten keine Probleme, da der Pay-TV-Sender noch bis Mai 2021 die Champions League zeigen darf.
Was läuft ohne Extrabezahlung?
Sicher ist derzeit lediglich, dass sich das ZDF die Übertragungsrechte für drei Endspiele gesichert hat. Der öffentlich-rechtliche Sender verhandelt aber zusätzlich noch über ein Medienpaket für eine HöhepunkteSendung. „Gespräche über die Zusammenfassungen der Spiele der Champions League am Mittwochabend sind mit der Uefa noch nicht komplett abgeschlossen“, sagte ZDF-Sprecher Alexander Stock in einer Mitteilung.
Was sagt die Politik dazu?
Eberhard Gienger, der sportpolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, begrüßt, dass das ZDF künftig wieder im Boot ist. „Allerdings darf dies nicht weiter zu Lasten der anderen Sportarten gehen. Es besteht die Gefahr, dass der Fußball alle anderen Sportarten immer weiter in den Schatten stellt.“Gienger wünscht sich „eine breite, mediale Abbildung der olympischen Sportarten insbesondere im öffentlichrechtlichen Fernsehen.“
Wer zeigt die übrigen EuropapokalSpiele?
Das ist noch offen. Die Ausschreibungen der Europäischen FußballUnion für die Pakete der Europa League und der 2021 erstmals ausnat gespielten Europa Conference League laufen derzeit parallel. Ergebnisse sind noch nicht bekannt.
Wie ist die Champions League im Moment aufgeteilt?
In der laufenden und in der kommenden Saison sind weiterhin Sky und DAZN am Ball. Der Pay-TVSender Sky setzt vor allem auf Spiele der deutschen Topklubs und die bei den Kunden beliebten Konferenzen. Der ebenfalls kostenpflichtige Streamingdienst zeigt hingegen wesentlich mehr Partien live.
Welche Auswirkungen hat das alles für die Bundesliga?
Die Vergabe der milliardenschweren Bundesliga-Rechte soll im neuen Jahr beginnen. Sky steht nun enorm unter Druck. Verlöre der Sender nach der Champions League auch die Bundesliga, blieben im Fußballbereich nur die englische Premier League und der DFB-Pokal. Für die Liga verspricht diese Situation ein besonders lukratives Wettbieten – zumal mit Amazon und der Telekom finanzstarke Unternehmen vermehrt auf Fußball setzen und ebenfalls mitbieten dürften.