Damit die Kinder nicht straffällig werden
Der Landkreis will mehr Geld für seine Jugend ausgeben. Konkret sind zwei neue Projekte geplant, die sich mit den Problemen und Bedürfnissen der Mädchen und Jungen befassen
Dillingen Im Landkreis sollen sich alle wohlfühlen – auch junge Menschen. Wo genau bei ihnen der Schuh drückt und welche Veränderungen sie sich wünschen, soll deshalb durch eine Umfrage des SAGSInstituts deutlich gemacht werden. Christian Rindsfüßer stellte bei der vergangenen Sitzung des Jugendhilfeausschusses die ersten Ergebnisse vor. Bereits im Frühjahr hatten die Befragungen der verschiedenen Jugendverbände und der 27 Gemeinden des Landkreises stattgefunden. „Wir wollten wissen, welche Probleme und Bedürfnisse es vor Ort gibt“, erklärte Rindsfüßer. Dass die Kommunen in den vergangenen Jahren immer mehr Geld in die Kinder- und Jugendarbeit investiert haben, wird aus den Ergebnissen ersichtlich. „Im Schnitt werden rund 50000 Euro dafür ausgegeben“, berichtete er. Klar sei, dass größere Städte höhere Ausgaben hätten als kleinere Gemeinden.
Nach den Weihnachtsferien sollen nun die Jugendlichen selbst befragt werden. Die Grundschüler der vierten Klassen sowie die Jahrgangsstufen der siebten, neunten und elften Klassen an weiterführenden Schulen dürfen an der Umfrage teilnehmen. Für ein möglichst aussagekräftiges Ergebnis und viele Teilnehmer ist die Befragung online geplant. „Nur für die Viertklässler lassen wir uns den Fragebogen auf Papier ausfüllen“, sagte er.
Um den Anforderungen und den Aufgaben der Jugendhilfe auch weiterhin gerecht zu werden, plant der Landkreis im Haushalt für das kommende Jahr zusätzliches Geld ein. „Zum ersten Mal werden unsere Ausgaben in Richtung zehn Millionen Euro gehen“, erläuterte Landrat Leo Schrell. Es soll kein Geld gespart werden. Stattdessen wolle man den Erfordernissen gerecht werden und sich darauf einstellen.
Ein zusätzliches Projekt sei noch ganz kurzfristig in die Planungen aufgenommen worden: „Wir möchten Jugendliche mit sozialer Gruppenarbeit unterstützen“, sagte er. Rund 50000 Euro seien dafür im Budget des Landkreises eingeplant. Umgesetzt werden soll davon ein Anti-Aggressivitäts-Training mit Abenteuerschule. „Das Ziel ist es, die Hemmschwelle, kriminelle Delikte zu begehen, zu erhöhen“, informierte der Landrat. Das Angebot werde sich voraussichtlich an Jugendliche zwischen 13 und 14 Jahren richten. „Wir wollen sie erreichen, noch bevor sie straffällig werden“, betonte Schrell. Stephan Borggreve von der Katholischen Jugendfürsorge sprach sich für das Projekt aus, gab aber zu bedenken, dass es schwierig werden könnte, an die Jugendlichen heranzukommen, bevor etwas passiert sei. Darüber, dass die kalkulierten Kosten für ein Anti-Aggressivitäts-Training etwas hoch scheinen, wunderte sich Tobias Kolb, Jugendpfleger der Stadt Wertingen. Noch liege kein festes
Probleme und Bedürfnisse erfasst
Angebot vor, gab der Landrat zurück. „Wir haben die Kosten nur für unsere Planung festgesetzt.“
Um die Theresia-HaselmayrSchule in Dillingen zu unterstützen, soll außerdem ein neues schulbezogenes Projekt ins Leben gerufen werden. Längst hätten Schüler nicht mehr nur Schwierigkeiten beim Lernen, sondern seien oft in ihrer sozial-emotionalen Entwicklung gestört, bekräftigte Schrell. Aktuell bestünde im Landkreis nur die Möglichkeit, solche Auffälligkeiten durch eine Schulbegleitung abzuder fangen. In Zukunft könnten diese Probleme deshalb durch eine zusätzliche sozialpädagogische Mitarbeiterin für alle Erstklässler abgeschwächt werden. Das neue Projekt soll Schülern einen guten Start ermöglichen. Die zusätzliche Hilfe soll außerdem bei der Tagesstruktur helfen. Egal ob Gruppenarbeit, Einzelgespräche oder gemeinsame Interaktion: Vor allem auch die Eltern des jeweiligen Kindes und Lehrer sollen miteinbezogen werden. Eine gute Idee, wie Brigitte Erdle vom Deutschen Kinderschutzbund in Dillingen findet. Sie sagte: „Es ist wichtig, die Eltern mit in die Pflicht zu nehmen.“Zu Beginn des Schuljahres 2020 wird das Projekt mit einem Probelauf starten.
Neues Projekt ins Leben gerufen