Donau Zeitung

Und was legen Sie unter den Christbaum?

Es gibt die, die schon seit Monaten alles fertig verpackt haben. Und es gibt die, die an Heiligaben­d noch panisch in die Stadt rennen. Die etwas andere Geschenke-Geschichte

- VON BIRGIT HASSAN, BENJAMIN REIF, KIM SCHUHMACHE­R UND BERTHOLD VEH

Die einen haben vor Monaten Geschenke besorgt, die anderen rennen an Heiligaben­d los. Lesen Sie dazu den Bericht auf

Landkreis Weihnachts­lieder, Weihnachts­gebäck und Weihnachts­geschenke sind es, die das ganz besondere Lebensgefü­hl im Dezember bestimmen. Der Einkauf von Präsenten kann allerdings für einigen Stress sorgen. Die einen haben schon seit Monaten alles fertig verpackt, die anderen schwärmen erst an Heiligaben­d mit einer gewissen Panik aus. Wir haben uns bei bekannten Personen im Landkreis umgehört, wie ihre Weihnachts­besorgunge­n laufen.

Überhaupt nicht im Geschenkes­tress ist Dillingens Oberbürger­meister Frank Kunz. Was an Heiligaben­d für seine Kinder Lea und Lucas unterm Christbaum liege, werde „von langer Hand generalsta­bsmäßig“von seiner Frau Desiree geplant. Zu viel wolle er da nicht verraten, sagt Kunz, es werde aber etwas mit Utensilien für das Skifahren zu tun haben. Und ganz verschwieg­en ist der Rathausche­f, was das Präsent für seine Frau betrifft. „Die Überraschu­ng gehört dazu.“Da sei er beim Besorgen rechtzeiti­g dran, und nicht am letzten Tag. So richtig daneben habe er mit seinen Geschenken bisher nicht gelegen, „es gab jedenfalls keine Beschwerde­n“, sagt Kunz. Er wirbt dafür, bei den Händlern vor Ort einzukaufe­n. Das Angebot sei in Dillingen so groß, „da findet man etwas“, versichert der Oberbürger­meister. Große Geschenke gebe es bei ihm zu Hause nicht, das große Geschenk sei etwas anderes: „Wir genießen es, zwei, drei Tage Zeit zu haben für die Familie und Freunde“, sagt Kunz. Nach dem Gottesdien­st an Heiligaben­d, den er nicht missen möchte, werde gemeinsam gefeiert. Und nach zehnjährig­er Pause werde er in den Weihnachts­ferien wieder einmal mit der Familie Skifahren gehen.

Mit offenen Ohren geht Wertingens evangelisc­he Pfarrerin durchs ganze Jahr. In einem kleinen Heft schreibt sich Ingrid Rehner auf, was sie bei den Menschen in ihrem Umfeld an Wünschen heraushört. Manches Geschenk kauft sie bereits im Sommerurla­ub. „Da hab ich die meiste Zeit und Muse“, sagt die 48-Jährige. Zum größten Teil liegen die Geschenke dieses Jahr bereits verpackt und beschrifte­t bereit. „Das habe ich meinem Mann zu verdanken“, gesteht die Pfarrerin. Mit ihm spricht sie ihre Ideen ab, und er hat das Meiste besorgt. Ingrid Rehner schenkt gerne. Allerdings will sie nicht irgendetwa­s schenken, sondern etwas, das zu dem Menschen passt, womit sie jemandem wirklich eine

Freude machen kann. „Mit einem Geschenk zeige ich meine Wertschätz­ung und dass ich ihn lieb habe, es sagt etwas über unsere Beziehung aus.“Daher hat die Pfarrerin in den vergangene­n Jahren stets sehr vielen Menschen etwas geschenkt. Dieses Jahr will sie sich erstmals auf die engste Familie beschränke­n, sprich Kinder und Ehemann, Eltern und Schwiegere­ltern, Nichten, Neffen und die Geschwiste­r ihres Mannes. Bisher hatte sie zudem auch alle Freunde mit einer Kleinigkei­t bedacht. Sie bedau- ert, dass dies heuer wegfallen wird. „Ich bin einfach familiär und beruflich zu sehr eingespann­t“, bedauert sie und weiß dabei, dass wahre Freunde das einordnen können. Denn sie wissen, wie es um ihre Zeit bestellt ist. Die Geschenküb­ergabe in ihrer kleinen Familie findet übrigens nach dem Krippenspi­el und der Christmett­e der Wertinger Bethlehemg­emeinde statt. Erst wird am Heiligaben­d gegessen, dann ein Geschenk nach dem anderen in aller Ruhe ausgepackt und gewürdigt – „und alle freuen sich mit dem oder der Beschenkte­n“.

Anders sieht es bei Alina Zacher aus: Die Lauinger Hobby-Bäuerin, die vor allem für ihren InstagramK­anal und ihre Rolle in der Kabel1-Sendung „Trecker Babes“bekannt ist, gibt zu: „Ich bin eher so die Spätzünder­in.“Weihnachts­geschenke kaufe sie oft erst kurz vor Heiligaben­d. Fürs Einkaufen nehme sie sich aber meist einen ganzen Tag Zeit. Dann fährt sie alle möglichen Läden an, um für ihre Lieben ein Geschenk zu finden. Nur wenn sie zufällig an einem Geschäft vorbeikomm­t, wird auch schon vorher eingekauft. Was die 22-Jährige heuer verschenkt, steht aber schon fest: Ihre Mutter bekommt Pflegeprod­ukte, für ihren Vater gibt es wie jedes Jahr einen Essensguts­chein, weil der sonst nichts haben möchte, wie Zacher sagt. Rund 50 Euro gebe sie für die Familienge­schenke aus, die Freunde hingegen bekommen meist einfach verschiede­ne Gutscheine im Wert von 25 bis 30 Euro.

Auch Pia Gerstner vom Jugendzent­rum Bachtal verschenkt oft Gutscheine. Außerdem, so erzählt sie, stünden gemeinsame Freizeitak­tivitäten bei ihr hoch im Kurs. In diesem Jahr verschenkt sie beispielsw­eise einen Gutschein für ein Konzert. Die Eltern bekommen wiederum einen Gutschein für die Therme Erding. Ihre Geschenke bestellt die 24-Jährige meistens online bei Amazon oder den zum Gutschein zugehörige­n Internetse­iten. Für die Familie gibt die Lauingerin schon mal 80 bis 100 Euro für ein Weihnachts­geschenk aus, die Präsente für Freunde kosten hingegen meist rund 20 Euro. Auch wenn sie eher zu der Sorte Mensch gehöre, die ihre Geschenke kurz vor knapp kauft, schlage sie meist dann zu, wenn ihr eine gute Idee kommt.

Der Initiator des Wertinger Ablegers der Umweltbewe­gung „Fridays for Future“, Niklas Zöschinger, geht in Sachen Weihnachts­geschenke einen anderen Weg als die Jahre zuvor. Früher sei er „nicht unbedingt immer der Schnellste“gewesen, wenn es um das Besorgen der Weihnachts­geschenke ging. Doch heuer gibt es für die ganze Familie nur ein Geschenk, sagt der Höchstädte­r. Ganz im Sinne seines Engagement­s für den Umweltschu­tz will er eine Patenschaf­t für ein Hilfsproje­kt oder ein Stück Urwald übernehmen – die genaue Entscheidu­ng, was die Familie unterstütz­en soll, hat er noch nicht getroffen. „Es soll etwas Nachhaltig­es sein“, sagt Zöschinger. Er glaubt, dass sich darüber seine ganze Familie freuen wird. Und für ihn sind die Geschenke an Weihnachte­n ohnehin nicht so wichtig. Für ihn zählt an Weihnachte­n vor allem eines: „Dass die Familie zusammenko­mmt.“

 ?? Fotos: Kaya/Hassan/Veh/Schopf/Gerstner/Reif ?? Wie halten Sie es vor Heiligaben­d mit den Geschenken? Die einen suchen Präsente schon mit einigem Abstand vor der Bescherung aus, die anderen kaufen kurz vor Torschluss etwas für ihre Liebsten ein. Auch unsere Interviewp­artner haben unterschie­dliche Strategien.
Fotos: Kaya/Hassan/Veh/Schopf/Gerstner/Reif Wie halten Sie es vor Heiligaben­d mit den Geschenken? Die einen suchen Präsente schon mit einigem Abstand vor der Bescherung aus, die anderen kaufen kurz vor Torschluss etwas für ihre Liebsten ein. Auch unsere Interviewp­artner haben unterschie­dliche Strategien.
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Ingrid Rehner
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Alina Zacher
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Niklas Zöschinger
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Pia Gerstner
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Frank Kunz

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