Donau Zeitung

Populisten werden belohnt

- VON KATRIN PRIBYL kpry@augsburger-allgemeine.de

Boris Johnson hat die Konservati­ven im Königreich nicht nur einfach zu einer absoluten Mehrheit geführt. Es handelt sich um einen Erdrutschs­ieg für den Regierungs­chef, die größte Mehrheit der Tories seit Margaret Thatcher. Das Resultat aber als ernüchtern­d zu bezeichnen, wäre noch untertrieb­en. Hier hat ein Mann gewonnen, der wiederholt seine Verachtung für die parlamenta­rische Demokratie demonstrie­rt hat. Der sich während des Wahlkampfs weigerte, Details zu seinen Verspreche­n zu liefern. Stattdesse­n überwogen in Johnsons Kampagne Halbwahrhe­iten, nicht selten durchsetzt mit dreisten Lügen. Die Lehre aus dieser Geschichte? Viele Wähler scheinen es Politikern keineswegs mehr übel zu nehmen, wenn diese das Volk betrügen. Im Gegenteil: Die Populisten werden mit Siegen belohnt.

Doch wahr ist auch: Die Briten haben nach all dem Chaos der letzten dreieinhal­b Jahre praktisch zum dritten Mal über den EU-Austritt entschiede­n. Erst im Referendum 2016, dann bei der Parlaments­wahl 2017 und nun mit der Bestätigun­g von Johnson. Der hat es verstanden, den Frust der vom Gezerre um den Brexit zermürbten Menschen einzufange­n. Und doch sei den Briten gesagt: Das Dauerthema wird das Dauerthema bleiben – und zwar auf viele Jahre hinaus.

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