Populisten werden belohnt
Boris Johnson hat die Konservativen im Königreich nicht nur einfach zu einer absoluten Mehrheit geführt. Es handelt sich um einen Erdrutschsieg für den Regierungschef, die größte Mehrheit der Tories seit Margaret Thatcher. Das Resultat aber als ernüchternd zu bezeichnen, wäre noch untertrieben. Hier hat ein Mann gewonnen, der wiederholt seine Verachtung für die parlamentarische Demokratie demonstriert hat. Der sich während des Wahlkampfs weigerte, Details zu seinen Versprechen zu liefern. Stattdessen überwogen in Johnsons Kampagne Halbwahrheiten, nicht selten durchsetzt mit dreisten Lügen. Die Lehre aus dieser Geschichte? Viele Wähler scheinen es Politikern keineswegs mehr übel zu nehmen, wenn diese das Volk betrügen. Im Gegenteil: Die Populisten werden mit Siegen belohnt.
Doch wahr ist auch: Die Briten haben nach all dem Chaos der letzten dreieinhalb Jahre praktisch zum dritten Mal über den EU-Austritt entschieden. Erst im Referendum 2016, dann bei der Parlamentswahl 2017 und nun mit der Bestätigung von Johnson. Der hat es verstanden, den Frust der vom Gezerre um den Brexit zermürbten Menschen einzufangen. Und doch sei den Briten gesagt: Das Dauerthema wird das Dauerthema bleiben – und zwar auf viele Jahre hinaus.