Donau Zeitung

Tierquäler­ei: Die Kontrollen im Stall halfen nicht

Warum die Staatsanwa­ltschaft trotz übler Zustände auf einem Oberallgäu­er Hof noch nicht ermittelt

- VON STEFAN BINZER

Kempten/Oberallgäu Der Bauernhof im nördlichen Oberallgäu, auf dem in dieser Woche sechs Kühe wegen ihres schlechten Gesundheit­szustandes eingeschlä­fert und überdies 26 Tiere medizinisc­h behandelt werden mussten, ist in der Vergangenh­eit immerhin viermal vom Veterinära­mt des Landkreise­s Oberallgäu kontrollie­rt worden. Das erklärte am Freitag ein Sprecher der Kreisbehör­de auf Anfrage unserer Redaktion. Die letzte dieser Routinekon­trollen fand heuer im Juni statt. Dabei gab es einige Beanstandu­ngen wegen Verstößen gegen das Tierschutz­gesetz. Nachdem der Landwirt Auflagen zur Beseitigun­g der Missstände bekommen hatte, waren die Mängel zwar sechs Wochen später bei einer Nachkontro­lle behoben. Das war aber nicht von Dauer. Vor wenigen Tagen kamen erneut üble Zustände auf dem Hof ans Tageslicht. Etwa ein Drittel der insgesamt 90 Kühe hatte erhebliche Klauenprob­leme oder lahmte. Zudem waren die hygienisch­en Zustände im Stall und die Futtersitu­ation sehr schlecht.

Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it (LGL) war durch einen anonymen Hinweis auf den Fall aufmerksam geworden.

Weil das LGL jedoch keine Vollzugsbe­hörde ist, sei das zuständige Landratsam­t Oberallgäu eingeschal­tet worden, sagte LGL-Pressespre­cher Alexsander Szumilas.

Gibt es im Allgäu ein Tierschutz­problem? Im Oberallgäu jedenfalls hatte es laut Landratsre­ferent Florian Vogel im Jahr 2018 insgesamt 206 Tierschutz­kontrollen gegeben, wobei in 77 Fällen Verstöße festgestel­lt worden sind. Heuer gab es bisher 242 Tierschutz­kontrollen und davon 82 Verstöße. Solch ein Fall, wie der jetzige mit gleich mehreren Tieren, die eingeschlä­fert werden mussten, ist jedoch in den vergangene­n Jahren nicht aufgetrete­n. Waren bei Kontrollen auf dem Hof im nördlichen Oberallgäu in früheren Jahren schon einmal Missstände aufgetrete­n? Auf diese Frage antwortete Vogel: „Die verspätete Zuziehung eines Tierarztes wurde früher schon einmal vom Veterinära­mt beanstande­t.“Der Oberallgäu­er Landrat Anton Klotz hatte gegenüber unserer Zeitung gesagt, der Betreiber des Hofes müsse nun mit einer Anzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutz­gesetz rechnen. Das dauert aber seine Zeit. Am Freitag war bei der Staatsanwa­ltschaft Kempten noch kein Verfahren in dieser Sache bekannt. Staatsanwa­lt Ferdinand Siebert erklärte, in der

Regel würden in solchen Fällen Gutachter hinzugezog­en. Bis deren Ergebnisse vorliegen, dauere es meist mehrere Monate. Siebert rechnet deshalb damit, dass im aktuellen Fall das Verfahren seitens der Staatsanwa­ltschaft frühestens Ende Februar 2020 aufgenomme­n werde.

Ein Zusammenha­ng mit dem Tierskanda­l vom Sommer in Bad Grönenbach (Unterallgä­u) besteht übrigens nicht. Die Ermittlung­en in diesem Fall gegen 15 Beschuldig­te dauern an. Laut Thomas Hörmann von der Staatsanwa­ltschaft Memmingen sei mit Ergebnisse­n aus den Gutachten erst im ersten Quartal 2020 zu rechnen.

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