Der Einzelhandel muss etwas Besonderes bieten
Jeder will sein Geld lieber beim Einzelhändler in der Heimatstadt lassen, als beim amerikanischen Megakonzern Amazon. Letzterer kann auch mit peinlichen Werbespots nicht verbergen, dass er hin will zu einer anonymen, kalten Konsumgesellschaft, in der einem die Güter durch windige „Schnäppchen“, die eigentlich gar keine sind, von Drohnen an die Haustüre geliefert werden. Wer seine Weihnachtsgeschenke bei Amazon einkauft, der trägt ein kleines Stück dazu bei zu dieser Dystopie, in der die kleinen Städte nichts weiter sind als eine Ansammlung von Häusern, in denen Menschen essen und schlafen und keinen Grund mehr haben, sich in den Stadtkern zu begeben. Fallen die Geschäfte weg, wird die Gastronomie in weiten Teilen wohl folgen.
Auf keinen Fall darf die Angst vor einer solchen Zukunft aber die einzige Motivation für die Kleinstadtkonsumenten sein, beim bekannten und oft seit vielen Jahrzehnten etablierten Geschäft in der Innenstadt einzukaufen. Es reicht für die Händler nicht, eine im Vergleich zu Amazon eingeschränkte Produktpalette anzubieten und die mitunter höheren Preise mit persönlicher Beratung zu rechtfertigen. Im Internet gibt es zu den Produkten oft hunderte Erfahrungsberichte, die beim Kauf ebenfalls helfen.
Der Einkauf in der Stadt muss ein Erlebnis bieten, einen echten Anreiz, den das Internet nicht bieten kann. Das kann ein einzigartiges lokales Produkt sein, das verkauft wird. Eine im Laden befindliche VR-Brille, mit der man virtuell die Herkunftsregionen des Käses oder des Weins erkunden kann, den man gerade kauft. Oder der Händler konzentriert sich auf eine sehr kleine Nische, aus der er ausgefallene Spezialitäten anbieten kann. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt – doch die Einzelhändler müssen einfallsreich werden. Mit einem 08/15-Angebot werden sie nicht überleben. Die Sympathie ihrer Mitbürger alleine reicht nicht.