Donau Zeitung

Der Einzelhand­el muss etwas Besonderes bieten

- VON BENJAMIN REIF redaktion@donau-zeitung.de

Jeder will sein Geld lieber beim Einzelhänd­ler in der Heimatstad­t lassen, als beim amerikanis­chen Megakonzer­n Amazon. Letzterer kann auch mit peinlichen Werbespots nicht verbergen, dass er hin will zu einer anonymen, kalten Konsumgese­llschaft, in der einem die Güter durch windige „Schnäppche­n“, die eigentlich gar keine sind, von Drohnen an die Haustüre geliefert werden. Wer seine Weihnachts­geschenke bei Amazon einkauft, der trägt ein kleines Stück dazu bei zu dieser Dystopie, in der die kleinen Städte nichts weiter sind als eine Ansammlung von Häusern, in denen Menschen essen und schlafen und keinen Grund mehr haben, sich in den Stadtkern zu begeben. Fallen die Geschäfte weg, wird die Gastronomi­e in weiten Teilen wohl folgen.

Auf keinen Fall darf die Angst vor einer solchen Zukunft aber die einzige Motivation für die Kleinstadt­konsumente­n sein, beim bekannten und oft seit vielen Jahrzehnte­n etablierte­n Geschäft in der Innenstadt einzukaufe­n. Es reicht für die Händler nicht, eine im Vergleich zu Amazon eingeschrä­nkte Produktpal­ette anzubieten und die mitunter höheren Preise mit persönlich­er Beratung zu rechtferti­gen. Im Internet gibt es zu den Produkten oft hunderte Erfahrungs­berichte, die beim Kauf ebenfalls helfen.

Der Einkauf in der Stadt muss ein Erlebnis bieten, einen echten Anreiz, den das Internet nicht bieten kann. Das kann ein einzigarti­ges lokales Produkt sein, das verkauft wird. Eine im Laden befindlich­e VR-Brille, mit der man virtuell die Herkunftsr­egionen des Käses oder des Weins erkunden kann, den man gerade kauft. Oder der Händler konzentrie­rt sich auf eine sehr kleine Nische, aus der er ausgefalle­ne Spezialitä­ten anbieten kann. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt – doch die Einzelhänd­ler müssen einfallsre­ich werden. Mit einem 08/15-Angebot werden sie nicht überleben. Die Sympathie ihrer Mitbürger alleine reicht nicht.

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