Vom Leben und Sterben Wertinger Bäume
In der Laugnastraße haben Unbekannte zwei kleine Schwarzerlen abgerissen. Nicht nur im Betriebshof sorgt das für Ärger. Aktivisten von Fridays for Future haben am Donnerstag im Stadtwald großflächig aufgeforstet
Wertingen Ärger kommt in Johannes Deisenhofers Stimme zum Vorschein, als er über das spricht, was am Wochenende in der Laugnastraße in Wertingen geschehen ist. Unbekannte haben zwei Bäume kaputt gemacht, welche die Stadt erst vor recht kurzer Zeit gepflanzt hat. „Ich weiß nicht, wer so etwas macht“, sagt Deisenhofer. Und ja, er sei verärgert.
Mit „roher Gewalt“wurden die jungen Schwarzerlen abgerissen, sagt der Leiter des Wertinger Betriebshofes. Eine Person alleine hätte so etwas nicht fertig gebracht, vermutet Deisenhofer. Mehrere Personen haben seiner Ansicht nach in ihrem sinnlosen Treiben zusammengewirkt. Der Vandalismus ereignete sich in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Insgesamt standen acht der Bäumchen hinter einer Hecke an der Laugnastraße, kurz hinter der Brücke stadtauswärts. 2016 hatten sie die Mitarbeiter des Betriebshofes gepflanzt, ursprünglich war eine Allee geplant, daraus wurde jedoch nichts. Nun sind es nur noch sechs. Rein finanziell entstand ein Schaden von etwa 800 Euro. Die Wertinger Polizei zählt auf Hinweise aus der Bevölkerung, um die Täter zu erwischen.
Nicht nur das verlorene Geld der Stadt ist es, was Deisenhofer ärgert. Auch geht es ihm nicht nur um den erheblichen Aufwand, den sein Team betrieben hat, um die Bäume zu pflanzen und mit einer Schutzmatte zu umhüllen. Vor allem ist es für den Leiter des Wertinger Betriebshofes in den heutigen Zeiten ein Zeichen großer Respektlosigkeit. Denn die Bäume seien heute wichtiger den je. „Die einen pflanzen Bäume, die anderen machen sie kaputt“, sagt Deisenhofer. Der Chef des Betriebshofes spielt auf eine Aktion an, welche die Aktivisten des Wertinger Ablegers der Jugendbewegung „Fridays for Future“geplant haben. Am Donnerstag haben sie im Wertinger Stadtwald nahe Hohenreichen 1100 Bäume gepflanzt. Die Aktion startete morgens und war bis nachmittags angesetzt, sagt Niklas Zöschinger. Der junge Höchstädter ist maßgeblich daran beteiligt, die Klimaschutzbewegung „Fridays for Future“im Landkreis zu etablieren.
In jüngerer Vergangenheit bemühte sich Wertingens Bürgermeister Willy Lehmeier gegenüber der Öffentlichkeit und dem Stadtrat zunehmend um positive Signale zur Jugendbewegung. Auf politischer Ebene gehen die Vorstellungen der Aktivisten und der Stadträte stellenweise auseinander. Doch in der Aufforstung scheint ein gemeinsamer Nenner der Interessen gefunden worden zu sein. So durften die Jugendlichen im Stadtwald nahe Hohenreichen aufforsten. Das Pflanzen von Bäumen gilt als eine der einfachsten Maßnahmen, um etwas wirkungsvolles gegen den Klimawandel zu unternehmen. Bäume funktionieren wie natürliche Filteranlagen. Sie entziehen der Luft Schadstoffe, vor allem jedoch das Treibhausgas CO2. Außerdem bieten sie zahlreichen Tieren Nahrung und Lebensraum.
30 Jugendliche waren am Donnerstag am Start und pflanzten die 1100 Setzlinge ein. Das Geld für die geplanten Rotbuchen, Wildkirschen und Esskastanien haben die
Aktivisten bei einem Sponsorenlauf gesammelt. Insgesamt sind dort Jugendliche, aber auch Erwachsene über 900 Stadionbahnen gelaufen, um ein Zeichen für den Klimaschutz zu setzen. Unterstützt wurden die Jugendlichen durch die Forstbetriebsgemeinschaft Dillingen, die fachliche Unterstützung bot. Die Spezialisten haben laut Zöschinger auch das Flurstück, auf dem gepflanzt wurde, sowie die Mischung der Bäume vorgeschlagen. Zöschinger und seine Mitstreiter griffen gerne auf die Expertise zurück. Die Aktivisten von „Fridays for Future“Wertingen wollen, dass insgesamt 5000 Bäume gepflanzt werden. Immer nur fordern und nichts selbst beisteuern, das sei der falsche Weg, sagt Zöschinger. „Wir wollen jetzt selbst den Anfang machen und hoffen, dass die Politik nachziehen wird“, sagt der Schüler.