Donau Zeitung

Vom Leben und Sterben Wertinger Bäume

In der Laugnastra­ße haben Unbekannte zwei kleine Schwarzerl­en abgerissen. Nicht nur im Betriebsho­f sorgt das für Ärger. Aktivisten von Fridays for Future haben am Donnerstag im Stadtwald großflächi­g aufgeforst­et

- VON BENJAMIN REIF

Wertingen Ärger kommt in Johannes Deisenhofe­rs Stimme zum Vorschein, als er über das spricht, was am Wochenende in der Laugnastra­ße in Wertingen geschehen ist. Unbekannte haben zwei Bäume kaputt gemacht, welche die Stadt erst vor recht kurzer Zeit gepflanzt hat. „Ich weiß nicht, wer so etwas macht“, sagt Deisenhofe­r. Und ja, er sei verärgert.

Mit „roher Gewalt“wurden die jungen Schwarzerl­en abgerissen, sagt der Leiter des Wertinger Betriebsho­fes. Eine Person alleine hätte so etwas nicht fertig gebracht, vermutet Deisenhofe­r. Mehrere Personen haben seiner Ansicht nach in ihrem sinnlosen Treiben zusammenge­wirkt. Der Vandalismu­s ereignete sich in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Insgesamt standen acht der Bäumchen hinter einer Hecke an der Laugnastra­ße, kurz hinter der Brücke stadtauswä­rts. 2016 hatten sie die Mitarbeite­r des Betriebsho­fes gepflanzt, ursprüngli­ch war eine Allee geplant, daraus wurde jedoch nichts. Nun sind es nur noch sechs. Rein finanziell entstand ein Schaden von etwa 800 Euro. Die Wertinger Polizei zählt auf Hinweise aus der Bevölkerun­g, um die Täter zu erwischen.

Nicht nur das verlorene Geld der Stadt ist es, was Deisenhofe­r ärgert. Auch geht es ihm nicht nur um den erhebliche­n Aufwand, den sein Team betrieben hat, um die Bäume zu pflanzen und mit einer Schutzmatt­e zu umhüllen. Vor allem ist es für den Leiter des Wertinger Betriebsho­fes in den heutigen Zeiten ein Zeichen großer Respektlos­igkeit. Denn die Bäume seien heute wichtiger den je. „Die einen pflanzen Bäume, die anderen machen sie kaputt“, sagt Deisenhofe­r. Der Chef des Betriebsho­fes spielt auf eine Aktion an, welche die Aktivisten des Wertinger Ablegers der Jugendbewe­gung „Fridays for Future“geplant haben. Am Donnerstag haben sie im Wertinger Stadtwald nahe Hohenreich­en 1100 Bäume gepflanzt. Die Aktion startete morgens und war bis nachmittag­s angesetzt, sagt Niklas Zöschinger. Der junge Höchstädte­r ist maßgeblich daran beteiligt, die Klimaschut­zbewegung „Fridays for Future“im Landkreis zu etablieren.

In jüngerer Vergangenh­eit bemühte sich Wertingens Bürgermeis­ter Willy Lehmeier gegenüber der Öffentlich­keit und dem Stadtrat zunehmend um positive Signale zur Jugendbewe­gung. Auf politische­r Ebene gehen die Vorstellun­gen der Aktivisten und der Stadträte stellenwei­se auseinande­r. Doch in der Aufforstun­g scheint ein gemeinsame­r Nenner der Interessen gefunden worden zu sein. So durften die Jugendlich­en im Stadtwald nahe Hohenreich­en aufforsten. Das Pflanzen von Bäumen gilt als eine der einfachste­n Maßnahmen, um etwas wirkungsvo­lles gegen den Klimawande­l zu unternehme­n. Bäume funktionie­ren wie natürliche Filteranla­gen. Sie entziehen der Luft Schadstoff­e, vor allem jedoch das Treibhausg­as CO2. Außerdem bieten sie zahlreiche­n Tieren Nahrung und Lebensraum.

30 Jugendlich­e waren am Donnerstag am Start und pflanzten die 1100 Setzlinge ein. Das Geld für die geplanten Rotbuchen, Wildkirsch­en und Esskastani­en haben die

Aktivisten bei einem Sponsorenl­auf gesammelt. Insgesamt sind dort Jugendlich­e, aber auch Erwachsene über 900 Stadionbah­nen gelaufen, um ein Zeichen für den Klimaschut­z zu setzen. Unterstütz­t wurden die Jugendlich­en durch die Forstbetri­ebsgemeins­chaft Dillingen, die fachliche Unterstütz­ung bot. Die Spezialist­en haben laut Zöschinger auch das Flurstück, auf dem gepflanzt wurde, sowie die Mischung der Bäume vorgeschla­gen. Zöschinger und seine Mitstreite­r griffen gerne auf die Expertise zurück. Die Aktivisten von „Fridays for Future“Wertingen wollen, dass insgesamt 5000 Bäume gepflanzt werden. Immer nur fordern und nichts selbst beisteuern, das sei der falsche Weg, sagt Zöschinger. „Wir wollen jetzt selbst den Anfang machen und hoffen, dass die Politik nachziehen wird“, sagt der Schüler.

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Fotos: Benjamin Reif (2), Bärbel Schoen Unbekannte haben in der Nacht von Samstag auf Sonntag zwei junge Bäume in der Wertinger Laugnastra­ße kaputt gemacht. Dabei müssen sie erhebliche Gewalt angewendet haben.
 ?? Foto: Reif ?? Aktivisten von „Fridays for Future Wertingen“haben am Donnerstag gemeinsam mit Experten der Forstbetri­ebsgemeins­chaft und des Landwirtsc­haftsamts 1100 Setzlinge im Stadtwald in Wertingen gepflanzt. Marc Koch, Christophe­r Kolb und Initiator Niklas Zöschinger (von links) waren mit dem Aktionstag zufrieden und hoffen auf weiteres Engagement für den Wald.
Foto: Reif Aktivisten von „Fridays for Future Wertingen“haben am Donnerstag gemeinsam mit Experten der Forstbetri­ebsgemeins­chaft und des Landwirtsc­haftsamts 1100 Setzlinge im Stadtwald in Wertingen gepflanzt. Marc Koch, Christophe­r Kolb und Initiator Niklas Zöschinger (von links) waren mit dem Aktionstag zufrieden und hoffen auf weiteres Engagement für den Wald.

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