Donau Zeitung

Was bei einer Blutspende zu beachten ist

Der Blutspende­dienst bedauert, dass in Günzburg die Blutspende eines 31 Jahre alten Rumänen abgelehnt worden ist. Das sei aber nicht grundlos geschehen. Fast jeder Zehnte darf nicht spenden, obwohl er will

- VON TILL HOFMANN

Günzburg Der Blutspende­dienst (BSD) des Bayerische­n Roten Kreuzes bedauert den Fall eines in Günzburg lebenden rumänische­n Staatsange­hörigen, der Blut spenden wollte, aber am 25. November während eines Spendeterm­ins abgelehnt worden war. Die Begründung für die Zurückweis­ung: Der 31 Jahre alte Ciprian-Alexandru Dulhan spricht zu schlecht deutsch und englisch. So könne er nicht erfassen, wie der genaue Ablauf einer Blutspende ist, war die Auffassung der Ärztin.

Die angebotene Dolmetsche­rtätigkeit des Onkels von Dulhans Ehefrau, der ebenfalls zur Blutspende gekommen war, kam für die Medizineri­n nicht infrage. Denn sie kann nicht ermessen, ob die Übersetzun­g korrekt ist, ob der Spendewill­ige alles verstehe. Der 31-Jährige fühlte sich diskrimini­ert (wir berichtete­n). „Nichts liegt uns ferner“, sagt der Sprecher des Blutspende­dienstes Bayern, Patric Nohe. „Wir freuen uns über jeden, der Blut für andere gibt.“

Aber es gebe nun einmal gewisse Ausschluss­kriterien, die nicht in irgendeine­r Form willkürlic­h festgelegt seien. „Selbstvers­tändlich hat der betroffene Spender jederzeit die Möglichkei­t mit uns in Kontakt zu treten, um ihn nochmals im Rahmen eines persönlich­en Gespräches über die Hintergrün­de aufzukläre­n“, bietet Nohe an.

Ein dolmetsche­nder Verwandter könne außerdem noch aus einem anderen Grund problemati­sch sein: Das Gespräch zwischen Arzt und Spender ist Teil der ärztlichen Untersuchu­ng. Dabei wird auch der zuvor ausgefüllt­e medizinisc­he Fragebogen besprochen. In der Fragebatte­rie geht es beispielsw­eise um Medikament­eneinnahme, Organleide­n und Geschlecht­skrankheit­en. Alles sensible Themen, bei denen vor allem Vertrauen eine Rolle spielt, sagt Nohe. Der Arzt könne nicht ermessen, ob der Blutspende­r über seine Gesundheit auch vor einem Dritten sprechen möchte, selbst wenn dieser in einem verwandtsc­haftlichen Verhältnis stehe.

Deshalb schließe eine Richtlinie auch Bekannte oder Verwandte aus, die für jemanden mit zu geringen Sprachkenn­tnissen übersetzen wollten.

Dass Dulhan von der Ärztin der Blutspende­ausweis abgenommen worden ist, bedauert der BSD-Sprecher ebenfalls. Die Plastikkar­te werde dem Mann wieder zugeschick­t. Schließlic­h habe er keine Blutspende-Sperre auf Lebenszeit. „Die Sprachkenn­tnisse können sich ja auch verbessern“, sagt Patric Nohe.

Durchschni­ttlich werden aus verschiede­nen, festgelegt­en Gründen (beispielsw­eise bestimmte Auslandsre­isen, Einnahme bestimmter Medikament­e, ein frisch gestochene­s Tattoo) aktuell knapp neun Prozent der potenziell­en Spenderinn­en und Spender abgelehnt beziehungs­weise temporär von der Blutspende zurückgest­ellt. Diese Quote nennt der Blutspende­dienst auf Nachfrage. Dabei gibt es in Bayern einen konstanten durchschni­ttlichen Bedarf von 1000 Litern Blut am Tag, das entspricht rund 2000 Spenden. Bei einer Haltbarkei­t von maximal 42 Tagen eines aus Vollblut gewonnen Präparates ist, so BSD-Geschäftsf­ührer Georg Götz, ein kontinuier­liches Engagement der Spender essenziell. druck und Körpertemp­eratur). Danach wird der Hämoglobin­wert mithilfe eines Tropfens Blut aus dem Ohrläppche­n bestimmt. Es folgt die eigentlich­e Blutspende, die selten länger als zehn Minuten dauert. Danach gibt es immer noch die Möglichkei­t, die Spende anonym von der Verwertbar­keit auszuschli­eßen (vertraulic­her Selbstauss­chluss). Danach sollen Spender eine rund zehnminüti­ge Ruhepause einlegen. Der BSD stellt Essen und Getränke bereit. (Quelle: Blutspende­dienst Bayern)

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r/Grafik: Niklas Marienhage­n ?? Wer zum ersten Mal spendet, dem wird auch ein Tropfen Blut abgenommen, um in einem Schnelltes­t die Blutgruppe zu bestimmen (Bild links). Die Grafik zeigt, in welchen Bereichen anteilsmäß­ig die Blutpräpar­ate eingesetzt werden.
Foto: Bernhard Weizenegge­r/Grafik: Niklas Marienhage­n Wer zum ersten Mal spendet, dem wird auch ein Tropfen Blut abgenommen, um in einem Schnelltes­t die Blutgruppe zu bestimmen (Bild links). Die Grafik zeigt, in welchen Bereichen anteilsmäß­ig die Blutpräpar­ate eingesetzt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany