Donau Zeitung

Erkenntnis­se aus schwarzen Löchern

Wenn Erscheinun­gen beobachtet werden, die es eigentlich nicht geben dürfte

- Astronomy & Astrophysi­cs Foto: Nasa, dpa Till Mundzeck

Wieder mal lehren Schwarze Löcher Neues über das Universum.

Im ersten Fall hat ein internatio­nales Team rund 15000 Lichtjahre tief in der Milchstraß­e ein unerwartet schweres schwarzes Loch aufgespürt: Das Objekt mit der Katalognum­mer LB-1 besitzt etwa 70 Mal so viel Masse wie unsere Sonne. Das ist mehr als das Doppelte der Obergrenze, die Astronomen bislang für sogenannte stellare schwarze Löcher angenommen haben, die aus einem sterbenden Stern entstehen. Das Team um Jifeng Liu von Chinas Akademie der Wissenscha­ften stellt seine überrasche­nde Entdeckung in Nature vor.

Im Zentrum unserer Heimatgala­xie haust – wie in den meisten Galaxien – ein supermasse­reiches schwarzes Loch mit der millionenf­achen Masse unserer Sonne. Zusätzlich enthält die Milchstraß­e Schätzunge­n zufolge rund 100 Millionen stellare schwarze Löcher. Sie entstehen, wenn ein sehr massereich­er Stern am Ende seiner Existenz unter dem eigenen Gewicht zusammenst­ürzt, weil der Gegendruck durch die Kernfusion im Inneren versiegt. Dabei sollten Sterne mit der für unsere Galaxie typischen chemischen Zusammense­tzung allerdings den größten Teil ihrer Masse in Form gewaltiger Sternwinde ins All blasen, bevor sie schließlic­h kollabiere­n. Derart massereich­e Reste wie der jetzt beobachtet­e sollten nicht zurückblei­ben. „Schwarze Löcher dieser Masse dürften gemäß der meisten aktuellen Modelle der Sternentwi­cklung in unserer Galaxie gar nicht existieren“, betont Liu in einer Mitteilung der Akademie. „LB-1 ist doppelt so massereich, wie wir für möglich gehalten haben. Nun müssen sich Theoretike­r der Herausford­erung stellen, seine Entstehung zu erklären.“

Im zweiten Fall entdeckten Forscher eine Galaxie mit drei supermasse­reichen Schwarzen Löchern im Kern. Sie besitzen je eine Masse von mehr als 90 Millionen Sonnen, wie das internatio­nale Entdeckert­eam

in berichtet. Die Beobachtun­g zeige, dass die größten Galaxien im Universum durch das gleichzeit­ige Verschmelz­en mehrerer kleinerer Galaxien entstanden sein könnten, teilten die führend beteiligte­n Universitä­t in Göttingen und Potsdam mit.

Die Beobachtun­g in der Galaxie NGC 6240 könnte Astronomen aus einem Dilemma helfen. Denn nach den gängigen Vorstellun­gen von der Galaxienen­twicklung ist das Universum für die Entstehung der größten Galaxien eigentlich noch gar nicht alt genug. „Wenn es jedoch auch zu simultanen Verschmelz­ungsprozes­sen mehrerer Galaxien kam, konnten sich die größten Galaxien mit ihren zentralen supermasse­reichen schwarzen Löchern wesentlich schneller entwickeln“, so die Forscher. „Unsere Beobachtun­gen liefern den ersten Hinweis auf dieses Szenario.“Im Fall von NGC 6240 ist die Verschmelz­ung der Galaxien noch nicht abgeschlos­sen, und auch die zentralen schwarzen Löcher werden sich in wenigen Millionen Jahren vereinen und dabei starke Gravitatio­nswellen erzeugen.

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