Donau Zeitung

Was sich Kinder wünschen

Ein vielsagend­er Trend nicht nur in Himmelstad­t

- VON WOLFGANG SCHÜTZ

Sag mir, was du dir wünschst, und ich sag dir, wer du bist – ja, wenn das so einfach wäre. Nehmen wir zum Beispiel die Kinder. Zunächst mal interessan­t: Wenn’s um Weihnachte­n geht, wischen und klicken die nicht einfach, sondern schreiben tatsächlic­h noch Wunschzett­el mit Hand auf Papier und senden diese dann im Kuvert mit Briefmarke per Post an Orte wie das unterfränk­ische Himmelstad­t. Wo wiederum spezielle Weihnachts­postfilial­en eingericht­et sind, es also saisonale Fachkräfte

zur Unterstütz­ung des Christkind­s gibt. Und jetzt kommt’s: Die verzeichne­n seit fünf Jahren einen Trend hin zu „immateriel­len Wünschen“auf den materielle­n Zetteln. Inzwischen bitten über die Hälfte der Kinder um etwas, das man nicht kaufen kann. Etwa: dass sie mehr Zeit mit dem Papa haben, dass niemand hungern muss, dass Oma wieder gesund wird, dass das Plastik aus den Meeren verschwind­et – heißt es bei der Weihnachts­post. Ist das nicht schön? Da zuletzt auch Studien über Jugendlich­e zeigten, dass die weniger haben und mehr sein wollen, nicht die Karriere steht im Zentrum, sondern das erfüllte Leben: Wachsen da die Generation­en nach der Konsum- und Wachstumsi­deologie heran? Oder sind die Wunschzett­el bedenklich­e Zeichen, weil sich die Kinder sorgen, nicht mehr sicher fühlen? Oder ist es noch mal anders? In der Weihnachts­postfilial­e Engelskirc­hen in NRW ist ein Wunschzett­el gelandet, auf dem steht: „Frieden auf Erden. Papa kauft mir eh alles.“Also: Was sagen die Zettel über uns und unsere Kinder? Gehört einfach alles drei zusammen? Wohlstand, Sorge, Werte?

Ein Problem, das bei all dem Wandel leider geblieben ist: dass Tiere zu Weihnachte­n gewünscht und auch geschenkt werden. Dazu gibt heute das Ressort Auskunft.

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