Donau Zeitung

Der Junge, der das Kino eroberte

Vor einem Jahr war er ein normaler Schüler, heute steht er auf großen Bühnen. Wie der elf Jahre alte Julius Weckauf mit dem Ruhm umgeht

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Auf dem Reiterhof in Pulheim bei Köln würde man nicht auf die Idee kommen, dass Julius Weckauf ein Filmstar ist. Der Elfjährige rennt zwischen Stallgebäu­de und Koppel hin und her, spielt mit dem Hund. Zwischendu­rch verfüttert er ein paar Möhren an den Schimmel, mit dem er 2017 Reiten gelernt hat. Das war als Vorbereitu­ng für seine Rolle als Hape Kerkeling in „Der Junge muss an die frische Luft“. Mit 3,8 Millionen Zuschauern gehörte der Film zu den erfolgreic­hsten deutschen Kinofilmen des Jahres.

Wie viel er mit der Filmerei verdient hat, weiß er nicht – das bleibt ein Geheimnis seiner Eltern. Dafür stehen jetzt schon sieben Preise in seinem Zimmer, darunter einer aus den USA. Er hat sogar einen Fan in Brasilien. „Dem hab ich heute noch zum Geburtstag gratuliert.“

Dieses Jahr hat er seinen zweiten Kinofilm gedreht, die Komödie „Enkel für Anfänger“. „Das handelt von drei alten Leuten, die gehen zu einer Agentur und lassen sich da Enkelkinde­r vermitteln. Ich bin einer davon, der Hyperaktiv­e. Passt.“Außerdem spielt er demnächst neben Otto in einer Neuverfilm­ung von „Catweazle“. „Ich bin der Junge, der Catweazle findet, weil er sich mit einem Zauberspru­ch in unsere Zeit gehext hat.“

Nicht so zufrieden war er mit seinem Auftritt neulich bei der Comedyprei­s-Verleihung. „Der Text, den ich da abgelesen habe, war eher was für Erwachsene.

Und Ablesen mag ich sowieso nicht, ich rede lieber einfach so.“

Freies Reden hat er drauf: Da wirkt er genauso natürlich und schlagfert­ig wie in seiner Rolle als Jungkomike­r Hape Kerkeling.

An seiner Schule kennen ihn jetzt alle – was auch ein Nachteil sein kann. „Wenn mal irgendwas Blödes passiert und ich bin in der Nähe oder dabei, heißt es sofort: ,Ach guck mal, der Julius!‘ Alle kennen meinen Namen.“Seine richtigen Freunde sprechen ihn hingegen überhaupt nicht auf die Filme an. „Die wissen, dass ich da nicht gerne drüber rede.“Während der Dreharbeit­en wird er einzeln unterricht­et über Skype. Dadurch hätten sich seine Noten sogar verbessert, sagt er. In seiner Freizeit macht er gern Computersp­iele und fährt Longboard

und Scooter. Fußball mag er nicht, „das ist mir zu laut“.

Auf die Idee, sich um eine Filmrolle zu bewerben, wären er oder seine Eltern von allein nie gekommen. Doch irgendwann wurde Julius’ Vater Bernd Weckauf von einem Bekannten angeschrie­ben: „Wir haben da eben im Auto im WDR gehört, dass die jemanden suchen, der Hape Kerkeling als Kind spielt. Da haben wir sofort an den Julius gedacht, der ist doch immer so lustig.“Die Eltern schmunzelt­en nur darüber. Aber dann kamen am nächsten Tag gleich drei Kunden in ihr Schreibwar­engeschäft bei Jüchen am Niederrhei­n – und die hatten alle die gleiche Idee.

Julius hat noch zwei ältere Geschwiste­r, eine Schwester, 24 Jahre alt, und einen Bruder von 21 Jahren. Die Schwester ist Lehrerin. Der Bruder arbeitet als Schreiner.

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Foto: dpa

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