Ihr Hamsterlein kommet
Tiere unterm Tannenbaum? Man könnte meinen, diese Zeiten seien wirklich vorbei. Aber weit gefehlt, denn alle Jahre wieder sind Eltern mit Tierwünschen zum Fest konfrontiert
Folgende aufschlussreiche Weihnachtsmail erreichte mich Ende vergangener Woche:
Liebe Tierärztin Tanja Warter! Auf dem Wunschzettel eines Buben aus der Nachbarschaft an das Christkind habe ich gelesen, dass er unbedingt einen Hamster möchte. Leider sind meines Wissens Hamster überhaupt nicht für Kinder geeignet, da sie Nachttiere sind und auch nicht zu zweit gehalten werden können. Es geht ja unter Umständen so weit, dass sie sich dann totbeißen.
Meine Bitte an Sie, könnten Sie vielleicht noch schnell vor Weihnachten in Ihrer Tierrubrik auf dieses Thema eingehen, dass möglicherweise noch ein paar Hamster vor diesem Schicksal bewahrt bleiben und auch andere Tiere nicht unter dem Christbaum landen.
Wir wünschen Ihnen eine schöne Adventszeit und danken im Voraus herzlich.
Mit freundlichen Grüßen.
Dass die Leserin schon jetzt in Sorge um jenen Hamster ist, der unter dem Weihnachtsbaum im Wohnzimmer dieses Buben landen könnte, hat Berechtigung. Tatsächlich drehen Hamster ausgerechnet zu nachtschlafender Stunde ihre Runden im Hamsterrad. Darum wird es nicht fröhlich enden, den Käfig im Kinderzimmer aufzustellen. Im Gegenzug wollen diese strengen Einzelgänger, die unbedingt allein gehalten werden müssen, tagsüber ihre Ruhe. Für Kinder eine blöde Eigenschaft.
Trotzdem: Gerade Hamster mit ihren Knopfaugen und den putzigen Pfötchen sind bei Kindern übervielleicht aus begehrt. Und wenn sich Tochter oder Sohn einen Wunsch richtig in den Kopf gesetzt haben, ist das Nicht-Erfüllen und die damit verbundene Verbreitung von Frust am Weihnachtsfest vorhersehbar. Was also tun?
Jetzt hilft nur noch eine gefühlvolle, aber gründliche Lagebesprechung. Es gibt ein paar Punkte, die ein Kind verinnerlicht haben muss, bevor ein Hamster ins Haus kommen kann:
1. „Ich weiß, dass der Hamster es nicht mag, wenn ich ihn in die Hand nehme, und dass er kein Tier zum Kuscheln und Spielen ist.“
2. „Ich verspreche, dass ich das Käfigputzen übernehme.“
3. „Ich kenne jemanden, der meinen Hamster versorgt, wenn ich mal wegfahre.“
Grundsätzlich empfehlen Experten Hamsterhaltung erst für Kinder ab zwölf Jahren.
Am wohlsten wird sich ein Tier dann fühlen, wenn alle in der Familie mit der Anschaffung einverstanden sind. Bei den Erwachsenen gibt es häufig einen Befürworter (meist die Mama) und einen Skeptiker (gern der Vater). In der Regel legt sich seine Skepsis, wenn das Tier erst eingezogen ist. Aber ohne die volle Unterstützung eines Erwachsenen sollte das Projekt nicht umgesetzt werden.
Damit das Kind lernt, dass ein Tier im Unterschied zu Lego oder Teddybären fühlen kann und spezielle Bedürfnisse hat, ist ein gutes Buch über den gewünschten Vierbeiner unterm Tannenbaum sinnvoller. Dann kann das Tier auch noch im Januar, abseits von Feiertagen und anderen Anlässen einziehen. Nicht als Geschenk, sondern als neuer Mitbewohner.