„Keine lila Kugeln oder Lametta“
Die bayerische Christbaumkönigin spricht über den richtigen Baum und aktuelle Trends
Frau Meier, wie wird man eigentlich bayerische Christbaumkönigin?
Meier: Meine Eltern haben seit knapp 20 Jahren eine eigene Christbaumplantage und einen Verkauf; ich bin sozusagen mit unserem Betrieb „Christbaumstadl“in Markt Indersdorf groß geworden. Bewerben kann man sich für das Amt beim Verband der Bayerischen Christbaumanbauer; dabei sollte das Mädel aber von einem Christbaumbetrieb stammen, der im Verband dabei ist. Wenn man beide Voraussetzungen erfüllt, hat man gute Chancen auf das Amt.
Was gehört zu Ihren Aufgaben? Meier: Die wichtigste Aufgabe ist natürlich, den bayerischen Christbaum zu repräsentieren und die Bedeutung der Regionalität den Verbrauchern näherzubringen. Selbstverständlich bin ich dabei auf verschiedenen Veranstaltungen vertreten, wie etwa einer Christkindlmarkteröffnung, der Grünen Woche in Berlin oder auch der Saisoneröffnung des Christbaumverkaufs in Bayern ...
Stichwort „Bayerischer Christbaum“: Regionalität ist in der aktuellen Klimaschutzdebatte ja in aller Munde – was empfehlen Sie Käufern?
Meier: Sie sollten unbedingt darauf achten, dass der Baum eine Banderole mit dem Logo des Verbands der Bayerischen Christbaumanbauer trägt. Nur so können sie wirklich sicher sein, dass der Baum aus der Region kommt. Der Baum sollte direkt beim Erzeuger gekauft werden, um lange Transportwege zu vermeiden. Neu ist, dass es die „Geprüfte Qualität aus Bayern“jetzt auch bei Christbäumen gibt. Das Logo ist ebenfalls auf der Banderole abgebildet, falls der Betrieb daran teilnimmt.
Und was macht den bayerischen Christbaum nun aus?
Meier: Definitiv die Qualität und das gute Gewissen beim Kauf, dass der Baum keine weiten Transportwege hinter sich hat. Die Fragen „Wo kommt der Baum her?“und „Ist der Baum gespritzt?“werden in den letzten Jahren immer öfter gestellt, also glaube ich, dass auch bei den Bäumen das Klimaschutzthema zu spüren ist. Aber leider kommt das Ganze noch nicht bei allen an, weshalb auch bei manchen immer noch der Plastikbaum in den Wohnzimmern steht. Die Käufer vergessen oft, dass der Naturbaum, in der Zeit wo er in der Kultur steht und wächst, Lebensraum für zahlreiche Insekten und Vögel bietet. Wir selber bieten jetzt auch ein biologisch abbaubares Christbaumnetz an.
Und die Nordmanntanne bleibt der Baum der Weihnachtsbäume?
Meier: Auf jeden Fall; die Nordmanntanne steht immer noch bei 80 Prozent der Menschen im Wohnzimmer. Wobei auch immer öfter nach Blaufichte gefragt wird. Die sticht zwar beim Schmücken, aber duftet richtig nach Weihnachten und hat einen Blauschimmer, daher auch der Name.
Haben Sie als Christbaumkönigin auch Deko-Tipps? Wie sieht zum Beispiel Ihr Baum aus?
Meier: Mein Baum sollte zimmerhoch und buschig sein, aber etwas Besonderes darf er auch haben, wie etwa einen zweiten Gipfel. Ein Christbaum ist schließlich ein Naturprodukt! Ansonsten halte ich es klassisch: rote Kugeln, Lichterkette, Holzanhänger. Die kaufen wir immer bei uns auf dem Christkindlmarkt. Im Gegensatz zu den meisten verzichten wir auf die künstliche Spitze, da wir als Christbaumanbauer wissen, wie viel Arbeit dahintersteckt, „den perfekten Gipfel“zu erhalten. Ansonsten denke ich, dass jeder seinen Baum so schmücken sollte, wie er möchte – ohne irgendwelchen Trends hinterherzujagen. Jeder hat da seinen eigenen Geschmack, aber wenn es nach mir ginge, würde ich lilafarbene Kugeln und Lametta aus dem Verkauf nehmen.
Andrea Meier aus Markt Indersdorf bei Dachau ist amtierende bayerische Christbaumkönigin. Die 22-jährige Steuerfachangestellte ist quasi in ihr Amt „hineingewachsen“, denn ihre Eltern besitzen seit 20 Jahren eine Christbaumplantage.