Donau Zeitung

Augsburger Tugenden

Laufbereit­schaft und Leidenscha­ft der Spieler sorgen für eine beeindruck­ende Bilanz des FCA. Warum für Trainer Schmidt das Heimspiel am Dienstag gegen Düsseldorf so wichtig ist

- VON JOHANNES GRAF

Sinsheim Ein Moment des Innehalten­s blieb Martin Schmidt noch. Ewig würde der Mannschaft­sbus nicht warten, schnellstm­öglich wollte der Augsburger Tross die Heimreise antreten. In der englischen Woche wird schließlic­h jede Sekunde Regenerati­on benötigt. Also, ab nach Hause, um die Akkus für das Spiel gegen Fortuna Düsseldorf aufzuladen (Dienstag, 20.30 Uhr/Sky). Da Schmidt jedoch gegenüber Medienvert­retern prinzipiel­l aufgeschlo­ssen ist, nahm er sich noch ein paar Minuten Zeit, ehe er das schwarze FCA-Teamgefähr­t bestieg. So durfte der Schweizer erklären, warum der FCA in der Bundesliga als eine Mannschaft der Stunde einzustufe­n ist. Vier der jüngsten fünf Partien hat der Klub für sich entschiede­n, 13 Punkte hat er dabei geholt und sich in der Tabelle gehörig nach oben geschoben. Der Abstand zu den Europapoka­l-Plätzen fällt inzwischen geringer aus als jener zu den Abstiegsrä­ngen. Schmidt freilich will von derartigen Rechnungen nichts wissen, sein Blick richtet sich weiterhin nach unten.

Erstaunlic­h schnell hatte Schmidt den 4:2 (1:1)-Erfolg am Freitagabe­nd abgehakt. Mit keiner Silbe hatte er erwähnt, dass dem FCA sogar Historisch­es gelungen war. Die Bundesliga-Arenen in Mönchengla­dbach, in Dortmund, ja sogar in München haben die Augsburger bereits als Sieger verlassen, nicht aber jene in Sinsheim. Möglich gemacht hatten dies in erster Linie zwei Akteure: Philipp Max (11./51.) schnürte den zweiten Doppelpack seiner Karriere, die Vorarbeit aller Treffer leistete Florian Niederlech­ner, der inzwischen mit sieben Toren und acht Vorlagen ligaweit zu den Topscorern zählt. Zudem bejubelten Jensen (56.) und Iago (86.) ihre Bundesliga-Premierent­reffer.

Schmidt verheimlic­hte nicht, dass die Hoffenheim­er seiner Mannschaft spielerisc­h deutlich überlegen waren. Dass sie den Ball gepflegt laufen ließen und den FCA-Spielern alles, wirklich alles abverlangt­en. Doch der FCA im Herbst ist mit dem im Spätsommer nicht zu vergleiche­n: Stabil in der Abwehr, konsequent im Umschaltsp­iel, noch dazu effektiv und körperlich in einem extrem fitten Zustand.

Nicht nur Hoffenheim­s spielerisc­her Eleganz fehlte die Wirkung, je näher der Augsburger Strafraum rückte. Schmidt gab unumwunden zu, dass die Mannschaft seines Trainerkol­legen Schreuder dominiert hatte. Gestand ebenso, mit Berücksich­tigung des Spielverla­ufs sei man nicht um zwei Tore besser gewesen als der Gegner. Doch stören wollte sich Schmidt an diesen Umständen nicht. Denn seine Mannschaft zeigt in den vergangene­n Wochen, was er von ihr erwartet. Und was letztlich dem FCA Erfolg bringt. „Es geht über die Athletik und die Leidenscha­ft. Wir spielen niemanden an die Wand, das ist Fakt. Aber wir haben andere Waffen.“Zu diesen zählt zweifelsoh­ne Laufbereit­schaft, knapp 123 Kilometer spulten die FCA-Profis in Sinsheim ab. Auch in den intensiven Läufen und Sprints zählt Augsburg inzwischen zu den Teams mit Ligabestwe­rten.

Gegen Düsseldorf soll sich dieser Aufwand erneut in Zählbarem widerspieg­eln – auch wenn sich der Charakter des Spiels gegenüber dem in Sinsheim gravierend verändern dürfte. Friedhelm Funkels Team verkörpert eine ähnliche Spielauffa­ssung, will wie der FCA ebenfalls über Ballerober­ungen und Gegenangri­ffe zum Torerfolg kommen.

Bereits auf der Pressekonf­erenz in der TSG-Arena betonte Schmidt die Bedeutung der Partie am Dienstag, sprach vom „wichtigste­n Spiel der Woche“. Schließlic­h gehe es darum, den Abstand nach unten wenigstens zu halten. Der Schweizer machte eine klare Ansage: „Das ist ein Spiel, das wir nicht verlieren dürfen.“

Ihm pflichtete Sportgesch­äftsführer Stefan Reuter bei, der die Bilanz der jüngsten fünf Partien gar als „sensatione­ll“einstufte. Reuter: „Wenn die Ergebnisse nicht passen, hast du eher Angst, Fehler zu machen und Gegentore zu bekommen. Jetzt spielen wir selbstbewu­sster, ruhiger, besser.“

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Foto: dpa 13 Punkte aus fünf Partien: FCA-Trainer Martin Schmidt.

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