Augsburger Tugenden
Laufbereitschaft und Leidenschaft der Spieler sorgen für eine beeindruckende Bilanz des FCA. Warum für Trainer Schmidt das Heimspiel am Dienstag gegen Düsseldorf so wichtig ist
Sinsheim Ein Moment des Innehaltens blieb Martin Schmidt noch. Ewig würde der Mannschaftsbus nicht warten, schnellstmöglich wollte der Augsburger Tross die Heimreise antreten. In der englischen Woche wird schließlich jede Sekunde Regeneration benötigt. Also, ab nach Hause, um die Akkus für das Spiel gegen Fortuna Düsseldorf aufzuladen (Dienstag, 20.30 Uhr/Sky). Da Schmidt jedoch gegenüber Medienvertretern prinzipiell aufgeschlossen ist, nahm er sich noch ein paar Minuten Zeit, ehe er das schwarze FCA-Teamgefährt bestieg. So durfte der Schweizer erklären, warum der FCA in der Bundesliga als eine Mannschaft der Stunde einzustufen ist. Vier der jüngsten fünf Partien hat der Klub für sich entschieden, 13 Punkte hat er dabei geholt und sich in der Tabelle gehörig nach oben geschoben. Der Abstand zu den Europapokal-Plätzen fällt inzwischen geringer aus als jener zu den Abstiegsrängen. Schmidt freilich will von derartigen Rechnungen nichts wissen, sein Blick richtet sich weiterhin nach unten.
Erstaunlich schnell hatte Schmidt den 4:2 (1:1)-Erfolg am Freitagabend abgehakt. Mit keiner Silbe hatte er erwähnt, dass dem FCA sogar Historisches gelungen war. Die Bundesliga-Arenen in Mönchengladbach, in Dortmund, ja sogar in München haben die Augsburger bereits als Sieger verlassen, nicht aber jene in Sinsheim. Möglich gemacht hatten dies in erster Linie zwei Akteure: Philipp Max (11./51.) schnürte den zweiten Doppelpack seiner Karriere, die Vorarbeit aller Treffer leistete Florian Niederlechner, der inzwischen mit sieben Toren und acht Vorlagen ligaweit zu den Topscorern zählt. Zudem bejubelten Jensen (56.) und Iago (86.) ihre Bundesliga-Premierentreffer.
Schmidt verheimlichte nicht, dass die Hoffenheimer seiner Mannschaft spielerisch deutlich überlegen waren. Dass sie den Ball gepflegt laufen ließen und den FCA-Spielern alles, wirklich alles abverlangten. Doch der FCA im Herbst ist mit dem im Spätsommer nicht zu vergleichen: Stabil in der Abwehr, konsequent im Umschaltspiel, noch dazu effektiv und körperlich in einem extrem fitten Zustand.
Nicht nur Hoffenheims spielerischer Eleganz fehlte die Wirkung, je näher der Augsburger Strafraum rückte. Schmidt gab unumwunden zu, dass die Mannschaft seines Trainerkollegen Schreuder dominiert hatte. Gestand ebenso, mit Berücksichtigung des Spielverlaufs sei man nicht um zwei Tore besser gewesen als der Gegner. Doch stören wollte sich Schmidt an diesen Umständen nicht. Denn seine Mannschaft zeigt in den vergangenen Wochen, was er von ihr erwartet. Und was letztlich dem FCA Erfolg bringt. „Es geht über die Athletik und die Leidenschaft. Wir spielen niemanden an die Wand, das ist Fakt. Aber wir haben andere Waffen.“Zu diesen zählt zweifelsohne Laufbereitschaft, knapp 123 Kilometer spulten die FCA-Profis in Sinsheim ab. Auch in den intensiven Läufen und Sprints zählt Augsburg inzwischen zu den Teams mit Ligabestwerten.
Gegen Düsseldorf soll sich dieser Aufwand erneut in Zählbarem widerspiegeln – auch wenn sich der Charakter des Spiels gegenüber dem in Sinsheim gravierend verändern dürfte. Friedhelm Funkels Team verkörpert eine ähnliche Spielauffassung, will wie der FCA ebenfalls über Balleroberungen und Gegenangriffe zum Torerfolg kommen.
Bereits auf der Pressekonferenz in der TSG-Arena betonte Schmidt die Bedeutung der Partie am Dienstag, sprach vom „wichtigsten Spiel der Woche“. Schließlich gehe es darum, den Abstand nach unten wenigstens zu halten. Der Schweizer machte eine klare Ansage: „Das ist ein Spiel, das wir nicht verlieren dürfen.“
Ihm pflichtete Sportgeschäftsführer Stefan Reuter bei, der die Bilanz der jüngsten fünf Partien gar als „sensationell“einstufte. Reuter: „Wenn die Ergebnisse nicht passen, hast du eher Angst, Fehler zu machen und Gegentore zu bekommen. Jetzt spielen wir selbstbewusster, ruhiger, besser.“