Donau Zeitung

Große Ehre für Andreas Bauer

Der Frauen-Bundestrai­ner ist Deutschlan­ds „Trainer des Jahres“. In Baden-Baden erhielt er am Sonntagabe­nd eine der renommiert­esten Auszeichnu­ngen in der Welt des Sports

- VON ANDREAS KORNES

Augsburg/Oberstdorf Als ihn vor ein paar Tagen der Anruf von Uschi Schmitz erreichte, konnte es Andreas Bauer erst gar nicht glauben. Die Vizepräsid­entin des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s sagte dem Oberstdorf­er, dass er zum Trainer des Jahres gewählt worden sei. „Das hat mich komplett unvorberei­tet getroffen“, sagt Bauer, „wie ein Blitz aus heiterem Himmel.“Am Sonntagabe­nd erhielt er im Rahmen der Gala „Sportler des Jahres 2019“in Baden-Baden die Auszeichnu­ng.

Mit Blick auf die Erfolge des Bundestrai­ners der deutschen Skispringe­rinnen ist diese aber schon gar nicht mehr so überrasche­nd. Bauer hat die deutsche Mannschaft zu überragend­en Erfolgen geführt, unter anderem gewann sein Schützling Carina Vogt im Jahr 2014 Gold bei der olympische­n Premiere der Skispringe­rinnen. Die deutschen Frauen gewannen 2019 in Seefeld auch die erste Auflage eines WMTeamwett­bewerbs.

Mann hinter all diesen Erfolgen ist Andreas Bauer. Der 55-jährige Allgäuer ist einer der renommiert­esten Skisprung-Experten im Weltcup. Schaffte er als Springer noch nicht die ganz großen Erfolge (ein Weltcupsie­g beim Neujahrssp­ringen 1987 in Garmisch-Partenkirc­hen), drückte er der Sportart dann als Trainer bald schon seinen Stempel auf. Nach dem Ende seiner aktiven Karriere 1992 sammelte er als

Assistent des legendären Reinhard Heß erste Erfahrunge­n und formte außergewöh­nliche Talente wie Martin Schmitt oder Sven Hannawald. Danach wechselte er zu den Kombiniere­rn und war dort bis ins Jahr 2011 für den Bereich Skispringe­n zuständig.

Dann wurde bekannt, dass das Skispringe­n der Frauen ab 2014 ins olympische Programm aufgenomme­n wird. Das war die Initialzün­dung für einen weltweiten Entwicklun­gsschub, der in Deutschlan­d den Namen Andreas Bauer trägt. Er übernahm die Aufgabe, die bis dahin eher stiefmütte­rlich behandelte­n Springerin­nen zu Medaillenk­andidaten zu machen. „Ich bekam einen Etat und hatte alle Freiheiten – aber ich bekam auch die Vorgabe, dass das funktionie­ren muss.“

Die Erfolge seitdem bestätigen ihn und seine Arbeit. Allerdings musste sich Bauer auch umstellen. „Frauen sind emotionale­r. Bei meinem ersten Sommer-Grand-Prix in Hinterzart­en lief es nicht so besonders. Als ich dann in unseren Container reinkam, hat die halbe Mannschaft geheult. Das hatte ich vorher in 20 Jahren Männer-Sport nicht erlebt. Die waren halt grantig und sind abgezogen.“

Bauer hat auch diese Hürde gemeistert. Das wird nun mit dem Titel „Trainer des Jahres“gewürdigt. Seit 2005 vergibt der DOSB diese Auszeichnu­ng. Ziel sei es, „den Stellenwer­t des Trainerber­ufs zu erhöDer hen und die Arbeit des engsten Partners der Athletinne­n und Athleten im Bereich des Sports aus dem Schattenda­sein zu holen und ins Licht der Öffentlich­keit zu rücken“, schreibt der DOSB auf seiner Homepage.

„Es ist eine unheimlich­e Wertschätz­ung der ganzen Arbeit, die in den Erfolgen steckt. Ich nehme die Auszeichnu­ng stellvertr­etend für mein ganzes Team entgegen. Heutzutage bist du als Trainer allein ja nichts. Du musst immer im Betreuerte­am funktionie­ren“, sagt Bauer. Zudem habe er immer das Privileg gehabt, mit hervorrage­nden Athleten zusammenzu­arbeiten, „die sich immer bis zum Letzten motivieren und schinden konnten“.

Die dritte Säule eines Lebens als Bundestrai­ner sei die Familie. „Die muss das alles mitmachen. Ich bin bis zu 180 Tage im Jahr unterwegs und war deswegen vielleicht bei einem Elternaben­d anwesend. Meine Frau und meine beiden Jungs haben mir immer den Rücken freigehalt­en, dafür bin ich sehr dankbar.“

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Andreas Bauer

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