Donau Zeitung

Am Ende geht die Puste aus

Die deutsche Männerstaf­fel läuft in Hochfilzen auf Rang zwei. Schlussläu­fer Benedikt Doll kann Vorsprung auf Norwegen nicht halten. Deutsche Frauen so schlecht wie noch nie

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Hochfilzen Die deutschen Biathleten haben den ersten Saison-Sieg um gerade einmal zwei Sekunden verpasst – die Männerstaf­fel um Olympiasie­ger Arnd Peiffer sorgte nach der Pleiten-Serie der Skijägerin­nen in Hochfilzen als Zweite hinter Norwegen aber für ein versöhnlic­hes Ende des Weltcups in Österreich. „Schade, dass es nicht ganz gereicht hat. Aber wir können zufrieden mit unserer Leistung sein“, sagte Peiffer. Der für den angeschlag­enen Erik Lesser eingesprun­gene Philipp Horn, Johannes Kühn, Peiffer und Benedikt Doll zeigten am Sonntag über die 4x7,5 Kilometer eine starke Leistung, doch gegen Dominator Johannes Thingnens Bö war kein Kraut gewachsen. Schlussläu­fer Doll verspielte einen eigentlich komfortabl­en 43-Sekunden-Vorsprung – auch weil die Langlaufsk­ier des Norwegers „einen Tick schneller“waren. Der Ex-Weltmeiste­r musste sich im Zielsprint noch geschlagen geben, sagte aber trotzdem: „Ich würde das wie einen Sieg werten. Wir haben ein Spitzenren­nen gemacht.“

Derweil verschickt­e Laura Dahlmeier nach dem schlechtes­ten Abschneide­n der Frauen in der Weltcup-Geschichte Durchhalte­parolen, Magdalena Neuner legte den gebeutelte­n Biathletin­nen den Gang zum Sportpsych­ologen nahe. „Ich für meinen Teil habe es so gehandhabt, dass ich mit meinem Mentaltrai­ner verstärkt gearbeitet habe in dieser Zeit“, erinnerte die 32 Jahre alte Rekordwelt­meisterin an ihr persönlich­es Rezept gegen das sportliche Tief. „Da habe ich schon echt viel Zeit investiert und auch viel Geld. Für mich hat sich das immer gelohnt, weil ich relativ schnell aus diesen Niederlage­n und aus diesen Krisen wieder herauskomm­en konnte.“Die siebenmali­ge Weltmeiste­rin Dahlmeier wärmte in einem emotionale­n Facebook-Beitrag die goldenen Hochfilzen­er WM-Tage von 2017 mit ihr in der Hauptrolle auf und schrieb: „Ihr wisst, wie es geht, denkt einfach zurück. Ich weiß, ihr könnt es und ihr wisst es auch! Unterstütz­t euch, vertraut in euch, kämpft gemeinsam, gewinnt gemeinsam. Ihr seid großartig!“

Die deutschen Skijägerin­nen sind noch nie schlechter im Weltcup unterwegs gewesen als in Hochfilzen. Ausgerechn­et Weltmeiste­rin Denise Herrmann musste im Staffel-Rennen dreimal in die Strafrunde, beim Sieg von Weltmeiste­r Norwegen landete das ohne die angeschlag­ene Franziska Preuß laufende Quartett abgeschlag­en auf Platz zwölf. „Man könnte meinen, ich habe erst gestern mit dem Biathlon angefangen. Das könnte wahrschein­lich meine Oma besser“, sagte die in Bayern lebende Sächsin. Ein wenig Hoffnung machte immerhin Vanessa Hinz. Beim Verfolgung­ssieg der Norwegerin Tiril Eckhoff holte die 27-Jährige als Zwölfte die einzigen WeltcupPun­kte für das Frauen-Team, Herrmann war zwar mit der besten Laufzeit unterwegs, musste aber gleich siebenmal in die Strafrunde und kam auf Rang 41. „Wir werden bessere Ergebnisse bringen“, sagte FrauenTrai­ner Kristian Mehringer. „Die Trainer sind gefordert, die Mädels wieder aufzubauen, herzuricht­en“, sagte Bernd Eisenbichl­er, der neue sportliche Leiter der Biathleten. Der

Bayer war zuvor bei den US-Amerikaner­n in ähnlicher Rolle und kam vor dieser Saison. „Jetzt muss man behutsam und sauber analysiere­n. So kann es nicht weitergehe­n. Wir müssen uns heranarbei­ten an Platzierun­gen, die akzeptabel sind.“

Trainer-Diskussion­en wird es nicht geben. Mehringer, 38, und Florian Steirer, 37, haben gezeigt, dass sie das Frauen-Team durchaus erfolgreic­h führen können. Der dreimalige Olympiasie­ger Mark Kirchner, 49, als Chefbundes­trainer auch für die Skijägerin­nen zuständig, hat oft genug bewiesen, dass seine Männer bei Großereign­issen gut dabei sind. Gerade in Krisen-Zeiten besticht der Thüringer vor allem mit Ruhe und Gelassenhe­it, lässt seine jungen Kollegen arbeiten, steht aber immer mit Rat und Tat zur Seite. Sein Krisenmana­gement zahlt sich aus. Einen Tag vor dem Staffel-Podest waren mit Johannes Kühn, Arnd Peiffer, Benedikt Doll und Philipp Horn beim 40. Weltcup-Sieg des Norwegers Johannes Thingnens Bö vier Skijäger in die Top 20 gelaufen.

 ?? Foto: Kerstin Joensson, dpa ?? Benedikt Doll hatte als Schlussläu­fer der deutschen Staffel die schwere Aufgabe, den Norweger Johannes Thingnens Bö auf Distanz zu halten. Das gelang dem Schwarzwäl­der nicht, Rang zwei ist trotzdem eine sehr respektabl­e Leistung.
Foto: Kerstin Joensson, dpa Benedikt Doll hatte als Schlussläu­fer der deutschen Staffel die schwere Aufgabe, den Norweger Johannes Thingnens Bö auf Distanz zu halten. Das gelang dem Schwarzwäl­der nicht, Rang zwei ist trotzdem eine sehr respektabl­e Leistung.

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