Gemeinsam die Integration fördern
Der Integrationsbeirat des Landkreises wählt zwei Vorsitzende. Er soll helfen, dass Menschen mit Migrationshintergrund Teil unserer Gesellschaft werden
Dillingen Bereits im November hat sich der Integrationsbeirat für den Landkreis Dillingen konstituiert und seine Arbeit aufgenommen. Der Beirat wurde unter anderem auf Wunsch der Asyl-Helferkreise mit der Aufgabe, gute menschliche Beziehungen zwischen der einheimischen Bevölkerung und den Menschen mit Migrationshintergrund zu fördern, gebildet, sowie zu deren Interessenvertretung und zur Verbesserung von deren gesellschaftlicher Teilhabe und Chancengleichheit.
Bei der konstituierenden Sitzung wurde Almohamad Alabed Kanaan einstimmig zum Vorsitzenden und Khadija Alkhatib zu dessen Stellvertreterin gewählt. Beide stammen aus Syrien, wohnen in Dillingen und haben beruflich bereits Fuß gefasst. Der Geologe Almohamad Alabed Kanaan arbeitet bei einem Ingenieurbüro, die Englischlehrerin Khadija Alkhatib unterrichtet als Unterstützungslehrerin an der Mittelschule Höchstädt.
Damit wurde bei der Wahl zum Vorsitz dem Umstand Rechnung getragen, dass der Integrationsbeirat primär eine Interessenvertretung der Migranten darstellt. So vertritt der Integrationsbeirat die Interessen der örtlichen Bevölkerung mit Migrationshintergrund gegenüber dem Landkreis, der Öffentlichkeit und, soweit erforderlich, auch gegenüber überörtlichen Körperschaften und Institutionen. Er wendet sich zudem gegen Radikalismus und Fanatismus sowie gegen Diskriminierung von Menschen mit Migrationshintergrund. Gleichzeitig fördert der Integrationsbeirat Projekte und Veranstaltungen im kulturellen und sportlichen Sektor und somit den interkulturellen Dialog im Landkreis Dillingen. Für Landrat Leo Schrell sind „Integration und Migration Themen, die für unsere Gesellschaft von enormer Bedeutung sind“. Er bezog sich dabei nicht nur auf die Migranten, die mit der Fluchtbewegung des Jahres 2015 in den Landkreis gekommen sind, sondern auch auf die neuesten Bewertungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung,
wonach die Bundesrepublik Deutschland in der Zukunft rund 400 000 Zuwanderer pro Jahr benötigt, um die Anzahl der Erwerbstätigen langfristig zu halten. In Bayern hat inzwischen jeder fünfte und im Landkreis Dillingen jeder zehnte Einwohner seine Wurzeln in einem anderen Land, dies mit steigender Tendenz.
„Wie schnell und gut Menschen mit Migrationsgeschichte Teil der Gesellschaft werden, entscheidet sich dort, wo gelebt und gearbeitet wird“, so Schrell. Von zentraler Bedeutung ist nach Ansicht des Landrats, ob Menschen mit Migrationshintergrund die Möglichkeit haben, aktiv am gesellschaftlichen und politischen Leben mitzuwirken. Aus diesen Erwägungen heraus wurden in praktisch allen größeren Kommunen in Bayern bereits vor Jahren Integrationsbeiräte gegründet. Auf Landkreisebene hat man auf ein solches Beteiligungsinstrument jedoch nur vereinzelt (unter anderem in Lindau, Starnberg, Aschaffenburg) gesetzt. Für Landrat Schrell liegen die Vorteile eines solchen Gremiums jedoch auf der Hand. „Der Integrationsbeirat
für Migranten stellt eine kommunalpolitische Mitwirkungsmöglichkeit dar, dient als Scharnierfunktion zwischen Politik und Migranten und ermöglicht den interkulturellen Dialog in einer Gesellschaft der Vielfalt“, betonte Schrell. Auf diese weitgefächerten Funktionen wurde auch die Zusammensetzung des Integrationsbeirates im Landkreis Dillingen zugeschnitten. Neben sechs Mitgliedern, die der Kreistag aus seinen Reihen bestimmt hat, wurden vom Landrat zehn Personen mit russischen, türkischen, syrischen, afghanischen und afrikanischen Wurzeln berufen. Komplettiert wird der Integrationsbeirat durch zwei Vertreter aus den Asyl-Helferkreisen, die Integrationslotsin des Landkreises, den Geschäftsführer des Jobcenters, den Leiter des Schulamts und den Kreisvorsitzenden des BLSV.
Um die Arbeit des Integrationsbeirats aktiv zu unterstützen, finanziert der Landkreis die Geschäftsführung, die von Julia Pollithy wahrgenommen wird, und stellt jährlich ein Budget für Integrationsprojekte zur Verfügung.
Ein Scharnier zwischen Politik und Migranten