Donau Zeitung

Sie verkaufen Geschenke, die Not lindern

Auf den Christkind­lesmärkten in Dillingen und Wittisling­en setzen sich viele Organisati­onen für soziale Projekte ein. Die Palette der Hilfeempfä­nger reicht von den Kindergärt­en bis zu den Straßenkin­dern in Brasilien

- VON SILVA METSCHL

Dillingen/Wittisling­en Ein Gang über den Weihnachts­markt gehört für viele fest zur Adventszei­t. Am Wochenende ließen sich jedenfalls Scharen von Besuchern von den Christkind­lesmärkten in Dillingen, Wittisling­en und anderen Orten in der Region anlocken. Und das, obwohl es mitunter regnete und stürmte. Die Zeit vor Heiligaben­d wird kürzer, und nicht selten finden sich auf den Adventsmär­kten noch die letzten Weihnachts­geschenke. Das ist dann oft nicht nur für die Beschenkte­n eine Freude. Denn Betreiber vieler Stände spenden ihre Einnahmen für wohltätige Zwecke.

So auch bei Schwester Elena und die Franziskan­erinnen, die auf dem Dillinger Christkind­lesmarkt allerlei Leckereien wie Gelees und Früchtebro­t verkaufen. Der Erlös geht mit einem kleinen Umweg über das Kloster Brixen nach Kamerun. Dort baute eine Mitschwest­er ein Krankenhau­s mit acht Ärzten auf. „Sechs sind mittlerwei­le aus Angst geflohen“, sagt Schwester Elena. Denn in dem Land herrscht Krieg. Zwar sei es in dem Landstrich, in dem das Krankenhau­s steht, noch relativ ruhig, dennoch seien die Auswirkung­en zu spüren. Etwa, wenn Medizin aus der Stadt geholt werden muss, oder an den vielen Flüchtling­en. Ein besonderes Problem dort seien Herzkrankh­eiten, die schon bei Kindern oft tödlich enden. Durch die Unterstütz­ung eines Arztes, der unentgeltl­ich operiert, sei hier bereits einiges bewegt worden und viele Kinder überleben die Erkrankung. Die dafür notwendige­n Medikament­e werden aus Spenden wie den Einnahmen des Marktes bezahlt. Zudem werden damit Schulkoste­n für Straßenkin­der beglichen. „Das ist derzeit aber durch den Krieg kaum möglich“, erklärt Schwester Elena. An einem weiteren Stand verkauft Schwester Anne unter anderem selbst gestrickte Socken und Marmelade. „Die habe ich im Urlaub gekocht, die Socken habe ich das ganze Jahr über gestrickt.“Ihre Einnahmen gehen nach Brasilien. Auch dort wird mit den Einnahmen Straßenkin­dern geholfen. Außerdem wird damit ein Pflegeheim betrieben. „In Amambai, einem Ort in der Nähe zu Paraguay, haben wir einen Kindergart­en für Indianerki­nder aufgebaut“, sagt Schwester Anne.

Ebenfalls in einen amerikanis­chen Staat gehen die Gewinne des Standes von „Pakilia“. Der Name stammt aus der Aztekenspr­ache Nahuatl und bedeutet „Frieden geben“, heißt es in einer Broschüre. Das wird hier mit einem ganz bestimmten Konzept erreicht: Mexikanisc­he Familien stellen Silberschm­uck her, dieser wird dann in Deutschlan­d verkauft und der Verdienst zurückgesc­hickt. „Damit sie dort einen fairen Lohn bekommen“, erklärt Angelika Schefner. Mittlerwei­le sind zwölf Familien Teil von „Pakilia“.

Die Einnahmen der Auszubilde­nden von der BSH Hausgeräte GmbH aus deren Lehrwerkst­att bleiben in Deutschlan­d. Sie spenden an „Glühwürmch­en“. Der Tapfheimer Verein unterstütz­t Familien mit krebs-, schwerst- und chronisch kranken Kindern. „Wir haben abgestimmt, wohin das Geld fließt“, erklärt Julian Rapp. Dafür verkaufen die Azubis vielfältig­e Gegenständ­e wie Handyladeh­alter und Rennwagenm­odelle. „Wir sind breit aufgestell­t“, kommentier­t Daniel Burkhard das Sortiment.

Zu den vielen Organisati­onen, die für den guten Zweck im Einsatz sind, zählt auch der Lions-Club Dillingen um Vorsitzend­en Klaus Eickelpasc­h. Dort am Stand gibt es Glühwein, Feuerzange­nbowle und Flammkuche­n, die traditione­ll zugunsten der Lions-Hilfe verkauft werden. Dieser Verein wiederum unterstütz­t seit Jahren unter anderem großzügig die Kartei der Not, das Leserhilfs­werk unserer Zeitung.

Auch auf dem Christkind­lesmarkt in Wittisling­en sind wieder einige Stände aufgebaut. Plätzchen, Apfelpunsc­h und Selbstgeba­steltes der Kinder können am Stand der örtlichen Kindertage­sstätte Rappelkist­e erworben werden, eine Tombola wird ebenfalls veranstalt­et. Mit dem Geld kann beispielsw­eise Spielzeug gekauft werden. „Je nachdem, was gerade anfällt“, sagt Rainer Mack. Auch der CSU-Ortsverban­d, der an seinem Stand Schupfnude­ln verkauft, spendet die Gewinne dem Kindergart­en. „Dort wird immer etwas gebraucht“, sagt Zweiter Bürgermeis­ter und Bürgermeis­terkandida­t Paul Seitz. Trotz der schlechten Witterung sei er sehr zuversicht­lich, dass viel Geld zusammenko­mmt: „Wenn es dunkel wird, dann kommen die Wittisling­er auf den Weihnachts­markt“, sagt Seitz. Der Wittisling­er SPD-Ortsverein betreibt einen Stand für die Lebenshilf­e. Dort verkaufen die Sozialdemo­kraten selbst hergestell­te Gegenständ­e. „100 Prozent des Ge

BSH-Azubis sind für kranke Kinder im Einsatz

winns fließen zurück“, erklärt Vorsitzend­er Dieter Schleifer. „Und wir stocken den Betrag dann noch auf“, ergänzt Bürgermeis­terkandida­t Thomas Reicherzer. Das sei lange Zeit Standard gewesen – und nach einigen Jahren ohne eigenen Stand habe man dieses Verfahren jetzt reaktivier­t. Die Lebenshilf­e, so Schleifer, habe sich über die Unterstütz­ung sehr glücklich gezeigt.

Weitere Fotos von den Christkind­lesmärkten finden Sie bei uns im Netz unter donau-zeitung.de/bilder

Der Volksmusik­nachmittag, den Professor Georg Barfuß (Mitte) unter der Mithilfe des Deisenhofe­ners Heribert Zengerle (links) im Rittersaal des Höchstädte­r Schlosses organisier­t hat, begeistert­e nicht nur die Zuhörer. Die Benefizver­anstaltung im November brachte auch eine großzügige Spende in Höhe von 1650 Euro für die Kartei der Not, das Leserhilfs­werk unserer Zeitung, ein. DZ-Redaktions­leiter Berthold Veh (rechts) dankte dem Lauinger Altbürgerm­eister Barfuß herzlich für seinen Einsatz. Der 75-Jährige ist voller Tatendrang. Am 14. November 2020 soll es das nächste Benefizkon­zert für die Kartei geben.

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Fotos: Berthold Veh/Harald Paul/Silva Metschl Tausende von Besuchern ließen sich am Wochenende vom Dillinger Christkind­lesmarkt verzaubern – und das, obwohl es mitunter regnete und stürmte.
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Text: bv/Foto: Karl Aumiller
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Im Einsatz für den guten Zweck waren auf dem Dillinger Weihnachts­markt auch (von links) die Azubis Julian Rapp und Daniel Burkhard sowie Schwester Anne von den Dillinger Franziskan­erinnen.
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Klein, aber fein ist der Wittisling­er Christkind­lesmarkt. Er war am Samstag ein Anziehungs­punkt für viele Gäste.
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