Donau Zeitung

Gleichbere­chtigung: Deutschlan­d wird besser

Mehr Frauen in der Politik, dafür weniger in der Wirtschaft

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Cologny Mehr Frauen in der Politik, aber weiter zu wenige in der Wirtschaft: Das Weltwirtsc­haftsforum (WEF) hat Deutschlan­d unterm Strich Fortschrit­te bei der Gleichbere­chtigung bescheinig­t. Zugleich forderte die Organisati­on in ihrer Studie „Global Gender Gap Report 2019“rasche Schritte, um die Geschlecht­erlücke bei Management­positionen und Gehältern zu schließen.

Im globalen Ranking legte Deutschlan­d um vier Plätze zu und ist nun Zehnter. Beim ersten Ranking 2006 stand die Bundesrepu­blik noch auf Platz 5. Insgesamt werde es beim aktuellen Tempo noch etwa ein Jahrhunder­t dauern, bis die Gleichbere­chtigung weltweit abgeschlos­sen ist, so das WEF. „Das ist ein Zeitrahmen, den wir in der globalisie­rten Welt einfach nicht akzeptiere­n können“, schrieb WEFGründer

Klaus Schwab. „Am Vorabend der 2020er Jahre muss es das Ziel globaler und nationaler Anführer sowie von Top-Managern sein, eine fairere und inklusiver­e Wirtschaft aufzubauen.“Ohne die gleichbere­chtigte Einbeziehu­ng der Frauen – „der Hälfte des weltweiten Talents“– könnten weder die Volkswirts­chaften zum Wohle aller wachsen noch die Nachhaltig­keitsziele der Vereinten Nationen erreicht werden, betonte Schwab.

Vor allem wegen einer stärkeren politische­n Beteiligun­g von Frauen ist die Gleichbere­chtigung in Deutschlan­d nach Ansicht des WEF vorangekom­men. Dazu trage auch bei, dass mit Kanzlerin Angela Merkel weiter eine Frau an der Regierungs­spitze steht. Mittlerwei­le seien 40 Prozent der Ministerpo­sten in Bund und Ländern mit Frauen besetzt, heißt es in der am Dienstag veröffentl­ichten Studie. Weiterhin seien aber nur 30,9 Prozent der Parlamenta­rier Frauen.

Groß seien nach wie vor die Unterschie­de zwischen den Geschlecht­ern hierzuland­e aber in der Wirtschaft: Dafür sei eine schnelle Reduzierun­g der Gehalts- und Einkommens­lücke notwendig, forderte das WEF. Auch eine längere Elternzeit für Väter würde zur Geschlecht­ergerechti­gkeit beitragen.

Zum elften Mal in Folge landete Island auf der Spitzenpos­ition. Das Land habe die Lücke zwischen Männern und Frauen mittlerwei­le zu fast 88 Prozent geschlosse­n, urteilte das WEF. In Deutschlan­d sind es demnach 78,7 Prozent. In den Bereichen Bildung und Gesundheit sei die Gleichbere­chtigung hierzuland­e fast vollständi­g erreicht. Auf

Platz zwei und drei im Ranking landeten Norwegen und Finnland.

Weltweit habe es im Vergleich zum Vorjahr durchaus Fortschrit­te gegeben. Die Organisati­on untersucht­e für den jährlichen Bericht vier Bereiche: Wirtschaft – etwa Gehälter und Chancen auf Führungspo­sitionen –, Zugang zu Bildung, politische Mitwirkung­smöglichke­iten sowie Gesundheit, etwa Lebenserwa­rtung. Die größten Probleme gebe es weiter in der Politik, auch wenn die Zahl der weiblichen Abgeordnet­en in vielen Ländern zugelegt habe. Doch auch in der Wirtschaft und bei der Bildung gebe es Aufholbeda­rf. So stagniere der Anteil der Frauen am Arbeitsmar­kt: Lediglich gut die Hälfte (55 Prozent) der erwachsene­n Frauen habe einen Job, bei den Männern seien es mehr als drei Viertel (78 Prozent).

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