Donau Zeitung

In 88 Etappen zur Erleuchtun­g

Olympiajah­r 2020: Auf Pilgerpfad­en oder mit dem Panoramazu­g unterwegs in der Region Setouchi

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Vom 24. Juli bis zum 9. August 2020 wird die japanische Hauptstadt Tokio zum zweiten Mal Gastgeber der Olympische­n Spiele sein, nachdem sie schon 1964 die Spiele ausgericht­et hatte. Auch in anderen Regionen Japans fiebern die Menschen dem großen Sportereig­nis entgegen. So wird der Olympische Fackellauf im April und Mai auch durch alle sieben Präfekture­n der Region Setouchi im Südwesten Japans führen. Die Olympische Flamme umkreist dabei quasi das Seto-Binnenmeer, aus dem sich über 700 grüne Inseln erheben. Eine ganz andere Art im nächsten Jahr in Setouchi unterwegs zu sein, bieten die uralten Pilgerpfad­e wie der Shikoku88-Tempel-Weg. Gläubige haben auf ihm eine lange Reise vor sich. Der 1400 Kilometer lange Weg führt von einem Tempel zum anderen und umrundet dabei die ganze Insel. Manche Stationen sind nur wenige Kilometer voneinande­r entfernt, andere einen ganzen Tagesmarsc­h. Der Weg gilt als der älteste und traditions­reichste Pilgerweg Japans und folgt den Spuren des Mönchs Kukai, auch Kobo Daishi genannt. Der Begründer des ShingonBud­dhismus war selbst viele Jahre auf Wanderscha­ft.

Entgegenge­setzt gehen

Im Schaltjahr 2020 wird der Weg in entgegenge­setzter Richtung begangen, von Tempel Nr. 88 bis zum Tempel Nr. 1. Traditione­lle Pilger treten die Reise ganz in Weiß gekleidet, gerüstet mit Pilgerstab, Reisstrohh­ut und Pilgerbuch an, moderne Wallfahrer nutzen gerne das Fahrrad oder reisen im Bus. Die Anwohner entlang des Pilgerpfad­es beschenken die frommen Wanderer gerne mit Erfrischun­gen, die man unbedingt annehmen muss, weil die Spender damit Anteil an den spirituell­en Verdienste­n der Wallfahrt haben.

In dem in Stoff gebundenen Pilgerbuch ist jeder Tempel als Zeichnung abgebildet, die Seite daneben wird beim Besuch des Tempels mit einer Kalligraph­ie geschmückt und abgestempe­lt. So wird das Buch zum einzigarti­gen Kunstwerk und Andenken an eine Reise, die Pilgernden aus dem Ausland authentisc­he Einblicke in die japanische Kultur und Lebensart erlaubt.

Je nach Kondition braucht man für den ganzen 88-Tempel-Weg zu Fuß 30 bis 60 Tage, aber auch schon ein Tag auf dem Pfad ist ein eindrucksv­olles Erlebnis. Er führt nämlich durch wunderbare Naturlands­chaften, zu kleinen bescheiden­en Tempeln, versteckt im Wald, oder zu prachtvoll­en Tempelanla­gen.

Reisen geht auch schneller

Wer sich nicht so viel Zeit nehmen kann oder möchte, dem bieten sich in dieser Region auch andere Reisemögli­chkeiten. Zum Beispiel die Bahn. Die Pünktlichk­eit japanische­r öffentlich­er Verkehrsmi­ttel ist legendär. Europäisch­e Pendler können nur davon träumen, dass sich die

Bahngesell­schaft bei ihnen entschuldi­gt, weil der Zug 20 Sekunden zu früh abgefahren ist. So gehört eine Fahrt mit den zuverlässi­gen und sauberen „Öffis“des Inselstaat­es auch zu den authentisc­hen Japanerleb­nissen, die Reisende unbedingt einplanen sollten. Für 2020 ist die Einführung neuer Züge und Schiffe in der Region Setouchi geplant, darunter ein Hochgeschw­indigkeits­schiff und ein Panoramazu­g. Außerdem werden neue Sightseein­g-Touren entwickelt, die Bahn- und Schiffspas­sagen miteinande­r kombiniere­n. pm/bim

 ?? Foto: Setouchi Tourism Authority ?? Pilgern in Shikoku: Traditione­lle Pilger treten die Reise ganz in Weiß gekleidet, gerüstet mit Pilgerstab, Reisstrohh­ut und Pilgerbuch an.
Foto: Setouchi Tourism Authority Pilgern in Shikoku: Traditione­lle Pilger treten die Reise ganz in Weiß gekleidet, gerüstet mit Pilgerstab, Reisstrohh­ut und Pilgerbuch an.
 ?? Fotos: Shoko Takayasu; Dr. N. Lange, stock.adobe.com ?? Der Bahnverkeh­r in Japan gilt als superpünkt­lich – hier die Überfahrt über die Ozu Brücke. Für 2020 ist für die Region Setouchi ein Panoramazu­g geplant.
Fotos: Shoko Takayasu; Dr. N. Lange, stock.adobe.com Der Bahnverkeh­r in Japan gilt als superpünkt­lich – hier die Überfahrt über die Ozu Brücke. Für 2020 ist für die Region Setouchi ein Panoramazu­g geplant.
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