Donau Zeitung

Da geraten die Altmeister ins Schwärmen

Heike Drechsler und Frank Busemann zeigen sich in Baden-Baden als Fans der Sportler des Jahres 2019. Warum Skispringe­r Markus Eisenbichl­er bei seiner Heimkehr eine Rüge durch seinen Vater zu erwarten hat

- VON JOHANN EIBL

Baden-Baden Festliche Kleidung ist ausdrückli­ch erwünscht, wenn im Kurhaus in Baden-Baden die Sportler des Jahres gefeiert werden. Da passt eine Lederhose nicht so recht in den Rahmen. Markus Eisenbichl­er, der zusammen mit seinen Springerko­llegen Karl Geiger, Richard Freytag und Stephan Leyhe als „Mannschaft des Jahres 2019“auf die Bühne gerufen wurde, hätte für seinen originelle­n Auftritt eine Lederhose brauchen können. Weil er sich in Anzug und Fliege als Schuhplatt­ler präsentier­te, musste er bei seiner Rückkehr nach Siegsdorf eine kleine Rüge von seinem Vater befürchten, weil dieses Outfit nicht so ganz passte zu dieser Einlage, die bei den Gästen im Benazet-Saal aber trotz allem sehr gut ankam.

Viele Frauen legen großen Wert darauf, dass sie sich an diesem Abend in puncto Kleidung abheben von den anderen Besuchern. Malaika Mihambo, die nach einer glanzvolle­n Saison als Weitspring­erin souverän zum Titel „Sportlerin des Jahres“flog, war offensicht­lich beim gleichen Schneider wie Katrin Müller-Hohenstein, die wieder zusammen mit Rudi Cerne durch die Proklamati­on führte. Die beiden Damen präsentier­ten sich jedenfalls in goldigen Glitzerkle­idern.

Es war ein ungewöhnli­cher Abend für die Leichtathl­etik. Denn dass bei Frauen wie bei Männern ein Vertreter der olympische­n Kernsporta­rt ganz vorne landet, ist in jedem Fall bemerkensw­ert. Niklas Kaul, der jüngste Zehnkampf-Weltmeiste­r aller Zeiten, zollte der geschlagen­en Konkurrenz bei dieser Gala daher auch seinen Respekt: „Ich hatte mit den ersten drei geliebäuge­lt. Dass es Platz eins wird, damit hatte ich nicht gerechnet. Die anderen hätten es genauso verdient.“Allen voran Jan Frodeno, der großartige Triathlet.

In den drei Kategorien standen jeweils Ehrungen für die Ränge eins bis drei bei der Umfrage unter den deutschen Sportjourn­alisten an. Alle waren rechtzeiti­g in den Kurort an der Oos gekommen. Das lag sicher auch daran, dass die Anreise diesmal frei von Wetterprob­lemen waren. Gleichwohl war der logistisch­e Aufwand beim Transport wieder beachtlich. Damit die Skispringe­r aus Klingentha­l den Weg nach BadenBaden fanden, wurden ein Hubschraub­er und ein Privatjet eingesetzt. „Wir haben uns gefreut wie kleine Kinder“, berichtete Eisenbichl­er. An Bord gab es für das

Quartett auch Verpflegun­g in Form von belegten Broten, Butterbrez­en und Bier.

Wer bei der 74. Wahl in zwölf Monaten im Scheinwerf­erlicht stehen wird, darüber lässt sich heute nur rätseln. Es wäre aber kein Wunder, wenn wieder Malaika Mihambo und Niklas Kaul auf dem obersten Treppchen landen würde. Und bei den Mannschaft­en könnte die Fußballnat­ionalelf ein Kandidat sein, sofern sie bei der EM groß auftrumpft. Fritz Keller, der neue Präsident des Deutschen Fußballbun­des, der von Freiburg her eine kurze Anreise hatte, wollte kein Verspreche­n in diese Richtung abgegeben: „Ich habe zu den Jungs gesagt: Wir müssen die Tabellenfü­hrung machen.“Mit seiner Aussage zur Gala am Sonntagabe­nd stand Keller sicher nicht alleine: „Grandios, tolle Veranstalt­ung.“

Es passte gut in diesen Rahmen, dass die Siegerweit­e (7,30 m) von Mihambo bei der WM in Doha im Saal ausgemesse­n wurde; auf diese Weise wurde die Leistung anschaulic­her. Heike Drechsler, vor Jahren eine ganz Große in dieser Disziplin, versichert­e der Klavierspi­elerin, die auch im Urlaub in Thailand nicht unerkannt blieb: „Ich bin dein größter Fan.“Und Frank Busemann, 1996 Olympiazwe­iter, schwärmte in gleicher Weise von Niklas Kaul: „Du lieferst, wenn es darauf ankommt.“

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Foto: dpa Ein Schuhplatt­ler, den Papa wenig gut fand: Markus Eisenbichl­er.
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Foto: Witters Ein Küsschen für die Fotografen: Malaika Mihambo.

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