Belgien will kein Kupfergeld
Der Handel muss jetzt auf- und abrunden
Brüssel An manchen deutschen Supermarktkassen wird es schon getan: gerundet. Anstatt sich das Wechselgeld centgenau auszahlen zu lassen, können Kunden es runden lassen und damit einen Kleinstbetrag spenden. Belgien hat das Prozedere zum Gesetz gemacht: Seit Anfang Dezember müssen Geschäfte das Wechselgeld auf fünf Cent aufoder abrunden. Bezahlen können Kunden aber auch künftig mit den Mini-Münzen. Ist das auch eine Option für Deutschland?
Die belgischen Einzelhändler ziehen eine positive Zwischenbilanz. Der Einzelhandelsverband spricht fast einen Monat nach der Reform von einem gelungenen Start. Nur vereinzelt hätten sich Kunden beschwert oder gefragt, ob nun auch Gewinne aus Sportwetten oder Kartenzahlungen gerundet würden. Händler sparen durch die Reform Kosten: Münzrollen mit 1- und 2-Cent-Stücken zu beschaffen, kostet oft mehr, als sie wert sind.
Für die Bundesregierung kommt eine Wechselgeld-Reform nicht infrage. Zur Begründung verwies die Behörde auf einen Bericht der EUKommission aus dem Jahr 2018. Danach erfreuten sich 1- und 2-Cent-Stücke hoher Akzeptanz in der Bevölkerung. Ganz abgeschafft werden könnten einzelne Münzen ohnehin nur in der gesamten Eurozone, so das Finanzministerium. Gegen Rundungsregelungen im nationalen Bargeldverkehr hat das europäische Recht indes nichts: Neben Belgien gibt es eine solche Regelung unter anderem in den Niederlanden.
Auch in Deutschland wird mitunter auf Mini-Münzen verzichtet. Die Nordseeinsel Wangerooge bekommt seit November keine 1- bis 5-Cent-Stücke mehr von der Volksbank Jever geliefert. Meist seien die Münzen per Flugzeug gebracht worden, da der Fährverkehr von Ebbe und Flut abhängt. Die Einzelhändler müssten sich nun selbst um Nachschub kümmern. Für Deutsche hat das Barzahlen einen hohen Stellenwert: Drei von vier Einkäufen bezahlen sie laut einer aktuellen Umfrage der Bundesbank nach wie vor in bar. Der belgische Einzelhandelsverband würde hingegen am liebsten noch einen Schritt weiter gehen. Denn selbst wenn ein Betrag auf 9,05 Euro gerundet wird, könne der Kunde derzeit 9,06 Euro mit drei 2-Cent-Stücken bezahlen. Für das Wechselgeld müssen belgische Händler also noch immer einen Vorrat an 1-Cent-Münzen haben.