Ein etwas ungenauer Geburtstag
Keiner weiß genau, wann er geboren wurde, aber er hat den meist gefeierten Geburtstag der Welt. Wir kennen den Tag nicht, ja wir kennen nicht einmal das Geburtsjahr. Denkbar ist, dass er sieben Jahre vor Christus geboren wurde. Vielleicht waren es auch nur vier Jahre vor unserer Zeitrechnung. Die Ungewissheit ist seltsam, denn der Geburtstag, um den es hier geht, ist der Geburtstag von Christus selber. Wie es aussieht, feiern wir ihn, nimmt man es historisch, mit ein paar Jahren Verspätung.
Wenn es um den Tag selber geht, tappen wir erst recht im Dunkeln. Für die kultivierten Juden von damals war der Geburtstag kein Tag, den man feierte. Das taten nur ein paar ungläubige Hinterwäldler. Darum wird dieser unwichtige Tag in keinem Evangelium erwähnt. Überhaupt erzählen die Evangelien wenig über das frühe Leben Jesu. Die Apostel konzentrierten sich in ihren Berichten auf den dramatischen letzten Lebensabschnitt ihres Heilands.
Die frühen Christen auch. Karfreitag und Ostern – das waren für sie die großen Feiertage jener Zeit. Der eine wurde bedrückt, der andere jubilierend begangen.
Ein bisschen interessierte man sich trotzdem für den Geburtstag Christi. So blieb es nicht aus, dass er eines Tages in einem römischen LiturgieKalender auftauchte. Das war im Jahr 354. Wer den Tag errechnet hat, ist nicht bekannt. Wohl aber, wie man möglicherweise auf das Datum kam: dank einer Rechenmethode, die in keinem Mathematikbuch steht und die auch keinen Eingang in die Humanmedizin gefunden hat. Kurz: Der Ausgangspunkt der Berechnung ist purer Aberglaube. Und der geht so: Aus irgendeinem Grunde nahmen die Alten an, dass der Tag der Empfängnis dann am Ende eines Lebens auch der Tag des Todes sein wird. Auf dieser schwankenden Basis konnte die Rechnerei beginnen. Von der Empfängnis bis zur Geburt vergehen bekanntlich ungefähr neun Monate. Und da Jesus ungefähr am 25. März am Kreuz gestorben ist, rechnete man ungefähr neun Monate dazu und landete ungefähr am 25. Dezember als Geburtsdatum. Einleuchtend?
Na ja. Wahrscheinlicher ist, dass die kluge Kirche einfach die heidnische Wintersonnenwendfeier, die sie überall vorfand, in ein christliches Fest verwandelt hat. Aber eine Gewissheit gibt es: Die Bedeutung des Weihnachtsfests liegt jenseits aller Rechenkünste.
Vor
Jahren