Worte statt Steine
Bürgermeister Jürgen Kopriva wird bei der Kommunalwahl in Aislingen mit einigem Vorsprung wiedergewählt. Doch aus seiner fröhlichen Wahlparty wird er jäh herausgerissen, als er erfahren muss, dass seine Fensterscheibe zuhause mit einem Backstein eingeworfen wurde. Der Zusammenhang zwischen dem Vorfall und der Wiederwahl Koprivas liegt nahe. Dieses Szenario lässt an eine kürzlich erschienene, repräsentative Umfrage des Magazins „Kommunal“erinnern. Dort haben rund 64 Prozent aller Rathauschefs in Deutschland angegeben, schon einmal beleidigt, beschimpft, bedroht oder tätlich angegriffen worden zu sein. Auch vor der beschaulichen Aschberggemeinde Aislingen macht dieser Trend anscheinend nicht halt. Wenn Bürgermeister Kopriva sagt, dass Anfeindungen für Bürgermeister und Gemeinderäte zum Alltag gehören, läuft in den Gemeinden etwas falsch. Im Hause der Koprivas ist nur eine Fensterscheibe zu Bruch gegangen, doch wirft dieser Vorfall kein gutes Licht auf das politische Grundverständnis der Täter und auf jene, die solch eine Tat verharmlosen. Der Vorfall steht stellvertretend für zwei Drittel aller Bürgermeister bundesweit, die für ihren Dienst an der Bevölkerung angefeindet werden. Das ist eine Gefahr für die Demokratie. Wer mit der Politik seiner Gemeinde unzufrieden ist, muss das Wort suchen – und nicht den erstbesten Stein.