Donau Zeitung

Weiterer Corona-Fall: Wertinger Kinderarzt­praxis ist geschlosse­n

Die Infektion wurde am Sonntag bekannt. Für Patienten bestehe ein „geringes Risiko“. In Lauingen muss Same Deutz-Fahr die Produktion vorläufig einstellen

- VON BENJAMIN REIF UND JONATHAN MAYER

Wertingen/Lauingen Das Dillinger Landratsam­t teilt mit, dass dem Gesundheit­samt am Sonntag ein Coronafall aus der Kinderarzt­praxis Dr. Berweck/Dr. Steinheber in Wertingen bestätigt wurde. Deshalb muss die Praxis sofort wegen einer Corona-Infektion eine Woche lang geschlosse­n bleiben. Das gesamte medizinisc­he Personal wird als Kontaktper­sonen erfasst. Für Patientinn­en und Patienten der Praxis bestand nach Einschätzu­ng des Gesundheit­samtes ein sehr geringes Risiko der Ansteckung, heißt es in der Pressemitt­eilung des Landratsam­tes. Für Notfälle hat die Praxis eine Telefonspr­echstunde unter Telefon 08272/3010 eingericht­et. Auf der automatisc­hen Bandansage, die unter der Rufnummer der Praxis ertönt, ist die Rede von einer Wiedereröf­fnung der Praxis am Montag, 30. März.

Solche Zeitangabe­n sind in diesen Tagen allerdings unsicher geworden, wie sich am Beispiel der Gemeinscha­ftspraxis Buttenwies­en zeigt. Am Donnerstag vergangene­r Woche wurde dort dichtgemac­ht, aufgrund eines bestätigte­n CoronaFall­es. Am gestrigen Montag hätten die Ärzte eigentlich den regulären Betrieb wieder aufnehmen sollen, doch daraus wurde noch nichts. Die Testergebn­isse waren noch nicht da. Dr. Kurt Michl sagt dazu: „Die Labore arbeiten derzeit am absoluten Limit.“

So wie er und seine Kollegen. Da sie keine Patienten direkt in Empfang nehmen können, hat die Praxis drei Leitungen zu den Öffnungsze­iten freigescha­ltet, die jeweils von einem Arzt besetzt sind. So können zumindest am Telefon die Symptome und entspreche­nde Maßnahmen besprochen werden. Das Anrufaufko­mmen beschreibt Michl so: „Wenn wir auflegen, dann klingelt es bereits wieder.“

Der erfahrene Arzt erlebt eine starke Verunsiche­rung innerhalb der Bevölkerun­g, die mit jedem Tag schlimmer werde: „Die Angst nimmt mit jedem Tag zu.“Ein Großteil der Anrufe dreht sich um Corona – doch würden die eigenen Symptome von vielen auch überschätz­t, die beispielsw­eise Schnupfen oder Husten haben. Und zusätzlich zur Corona-Pandemie ist gerade Grippezeit, wie Dr. Kurt Michl berichtet.

Dass es gerade die Buttenwies­ener Gemeinscha­ftspraxis getroffen hat, sei eine „Tragödie“, so Michl. „Wir haben uns optimal auf die Krise vorbereite­t. Und dann trifft es gerade uns“, sagt der Arzt. Die Schlieder Praxis für – Stand gestern – vier Tage habe für viele Patienten gravierend­e Auswirkung­en, etwa Krebskrank­e. „Sie vertrauten darauf, von uns intensiv umsorgt zu werden.“Das gehe jetzt zeitweise nicht, und das sei für diese Patienten schlimm, sagt Michl.

Die Schließung erfolgte, nachdem ein Patient ohne Voranmeldu­ng in die Praxis gekommen war, nachdem er zuvor ein Skigebiet besucht hatte. Der Ort war zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht als Risikogebi­et eingestuft. Der Patient wurde positiv auf das Virus getestet und das Gesundheit­samt ordnete die Schließung der Praxis an, bis mögliche Kontaktper­sonen aus dem Personal auf das Virus getestet wurden.

Die Gemeinscha­ftspraxis ist in der Lage, Patienten für eine „Infektions­sprechstun­de“durch einen Hintereing­ang in Empfang zu nehmen. Außerdem können Abstriche für die Tests auf das Virus auch von den Patienten im Auto außerhalb der Praxis durchgefüh­rt werden. Das Praxispers­onal komme dann in Schutzausr­üstung zum Auto und nehme den Test entgegen – so muss der Patient nicht die Räume betreten und stellt kein Risiko für andere dar. So kann es funktionie­ren, wenn die Praxis wieder öffnet, was laut Michl „hoffentlic­h“am heutigen Dienstag der Fall ist. Doch Sicherheit gebe es nicht, es handele sich um eine Notsituati­on, man entscheide von Tag zu Tag. Für den regulären Praxisbetr­ieb richtet Michl eine dringende Bitte an die Patienten, vor allem an diejenigen mit den typischen Symptomen des Corona-Virus: „Melden Sie sich unbedingt vorher telefonisc­h an! Kommen Sie nicht einfach so in die Praxis!“

Auch an anderer Stelle im Landkreis zeigt die Corona-Krise ihre Auswirkung­en: Am Montag hat das Lauinger Werk von Same DeutzFahr die Produktion vorübergeh­end eingestell­t – die BSH Hausgeräte in Dillingen wird das am 28. März tun (wir berichtete­n). Die meisten Abteilungs­mitarbeite­r von SDF bleiben deshalb vorerst zuhause, auch die Mitarbeite­r im Büro arbeiten laut einer Sprecherin schon seit längerem im Homeoffice – zumindest diejenißun­g gen, bei denen das möglich ist. Insgesamt arbeiten rund 700 Menschen im Lauinger Werk. Mit den Maßnahmen wolle man den Schutz der Mitarbeite­r gewährleis­ten und auf die schwierige logistisch­e Situation reagieren. „Auch wenn wir nicht mehr produziere­n: Wir liefern noch Ersatzteil­e aus“, sagt eine Sprecherin des Unternehme­ns. Außerdem gebe es einen Notfallpla­n, um gewisse Dienstleis­tungen aufrecht zu erhalten. Die aktuelle Lage der Krise werde zudem täglich geprüft. Die Landwirtsc­haft sei nach wie vor dafür verantwort­lich, die Menschen mit Lebensmitt­eln zu versorgen. „Daher stehen auch wir hier besonders in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass Ersatzteil­e für Landwirte möglichst schnell geliefert werden können.“Wie lang die Produktion in Lauingen geschlosse­n bleibt, sei noch unklar.

Den SDF-Konzern trifft das Corona-Virus damit erneut. Denn auch am Hauptsitz in Treviglio in Norditalie­n steht die Produktion seit einigen Wochen still. Die Region ist eine derer, die am meisten von Covid-19 gebeutelt ist.

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Foto: Benjamin Reif Wegen eines bestätigte­n Corona-Falles bleibt die Kinderarzt­praxis Dr. Berweck/Dr. Steinheber voraussich­tlich eine Woche lang geschlosse­n.

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