Wie lange bleiben die Hallen leer?
Auch wenn Ausgangsbeschränkungen aufgehoben werden: Das kulturelle Leben wird nicht sofort anlaufen. Davon betroffen ist auch das Kulturgewächshaus Birkenried
Landkreis Fest steht bislang nur eines: Alle im Günzburger Forum am Hofgarten geplanten Veranstaltungen werden bis einschließlich 19. April nicht stattfinden. Was danach kommt? Ungewiss. Es bleibt ja auch noch abzuwarten, ob die wegen des Coronavirus erlassenen Ausgangsbeschränkungen verlängert werden und wie das öffentliche Leben wieder in Gang kommt, sollte es Lockerungen geben. Die Leiterin des Günzburger Kulturamts und gleichzeitig Chefin des Forums, Karin Scheuermann, hofft jedenfalls, dass in vier bis sechs Wochen mehr Klarheit herrscht, wie es weitergeht. Künstlern und Publikum sei man es so oder so schuldig, alles zu versuchen, Veranstaltungen nicht einfach ersatzlos zu streichen, sondern sie auf spätere Termine zu schieben. Sie spricht sich dafür aus, sich mit den Kulturschaffenden solidarisch zu zeigen und nicht sofort das Geld für Eintrittskarten zurückzufordern.
Unsicher sind die Zeiten zwar auch für kommunale Einrichtungen, aber vor allem für privat finanzierte. So sagt Bernhard Eber vom Kulturgewächshaus Birkenried bei Gundelfingen, finanziell momentan noch über die Runden zu kommen. Aber sollte das Afrikafestival an Pfingsten mit gut 4000 Besuchern an drei Tagen abgesagt werden müssen, wäre das „eine finanzielle Katastrophe“. Denn die Einnahmen daraus generierten stets ein Polster für den Rest des Jahres und den Winter, wenn nur Matineen veranstaltet werden. Das Fest zu verschieben sei nicht gut möglich, denn es brauche ein Wochenende mit Feiertag, um überhaupt die Marktleute holen zu können. Er sieht in Sachen Corona noch längst keine Entwarnung, sodass er von einem Jahr „mit dicken roten Zahlen“ausgeht. Grundsätzlich sei er dennoch zuversichtlich, denn das Kulturgewächshaus infrage zu stellen würde bedeuten, „mein Lebenswerk zu vernichten“. Stattdessen will er die Künstler, die an Birkenried hängen, unterstützen und auf ihre im Internet übertragenen Konzerte hinweisen, an die auch Spendenkonten geknüpft seien. Beim Neuen Theater Burgau könnte zudem die im Sommer im Schlosshof geplante Freilicht-Inszenierung „Adelheid – Markgräfin von Burgau“um ein Jahr verschoben werden müssen. Robert Baumeister, Vorsitzender des Fördervereins, hatte vor einigen Jahren das Gebäude gekauft, in dem die regulären Stücke gespielt werden, und er sagt: „Wenn wir in zwei Wochen nicht absehen können, ob es möglich ist, müssen wir es verschieben.“Leichter tue man sich etwa bei der am 25. April anstehenden Premiere des Drei-Personen-Stücks „Der Weibsteufel“, da habe man einen größeren zeitlichen Spielraum. Das Ensemble habe momentan keine Einnahmen, aber zumindest müsse die Theaterleitung nicht die laufenden Kosten für das Gebäude tragen.
Der Burgauer Kulturamtsleiter Stefan Siemons geht derweil davon aus, dass man noch lange nicht zur Normalität wird zurückkehren können. Ihm tut das vor allem für die Künstler leid: Er kenne Fälle, in denen sie in ihre vorherigen Berufe etwa in der Pflege zurückkehren mussten oder jetzt Supermarktregale einräumen. Und auch damit zusammenhängende Berufsgruppen wie Veranstaltungstechniker litten unter den ausgefallenen Terminen. Doch wenn die Krise vorbei ist, werde das Bedürfnis umso größer sein, zu feiern und Kultur zu erleben. Er wisse von seinen Eltern, wie die Leute nach den Entbehrungen des Krieges „kulturell ausgehungert waren“. Nicht einfach dürfte es indes werden, Veranstaltungen, sofern sie nachgeholt werden sollen, neu zu terminieren. Manche seien schließlich ein Dreivierteljahr oder länger fixiert gewesen, sagt Stefan Natterer von der Stadt Krumbach. „Aber wir tun unser Bestes.“Für die Kommune sieht er bei Absagen keinen wirtschaftlichen, sondern eher einen kulturellen Verlust, im Stadtsaal gebe es aber auch noch andere Veranstaltungen, etwa Familienfeiern. Wie es damit weitergeht, müsse man abwarten.