Die Altstadtfreunde packen’s an
Damit sich in der Innenstadt endlich etwas bewegt, hat sich eine Gruppe Lauinger zusammengetan. Sie wollen Investoren locken und kreative Ideen einbringen. Erste Erfolge können sie schon verzeichnen
Lauingen Angefangen hat alles 2018. Im Wahlkampf um den nächsten Bürgermeister lernte Bernd Schwenk Ursula und Engelbert Kigele kennen. Ein spezielles Thema war es, das die drei damals zusammenführte: die Lauinger Innenstadt. Über deren Zustand wurde im Wahlkampf viel diskutiert, auch wegen der anstehenden Sanierung der Herzog-Georg-Straße. In Schwenks und Kigeles Augen ein heißes Thema, auch weil beide im Innenstadtgebiet Immobilien besitzen. Die Situation vor Ort, so ihre Meinung, muss dringend verbessert werden. „Wir wollten, dass die positive Stimmung, die diesbezüglich im Wahlkampf herrschte, nicht verloren geht und auch nach der Wahl weitergeführt wird“, erzählt Schwenk. Gemeinsam gründeten die drei alsbald eine neue Gruppe, die sich zum Ziel setzte, den historischen Kern Lauingens attraktiver zu machen: die Altstadtfreunde.
Dass die Situation nicht einfach ist, steht außer Frage. Zuletzt erhitzte sich die Debatte um die Innenstadt in der Diskussion um das Einkaufszentrum im Lauinger Osten, das schließlich in einem Bürgerentscheid abgelehnt wurde. Ein Argument der Gegner waren die aus ihrer Sicht negativen Folgen für die Innenstadt. Schon jetzt finden sich dort kaum Neubauten, einige Gebäude wirken sogar baufällig. Viele frühere Geschäfte sind geschlossen, entsprechend groß ist die Zahl der Leerstände. Die Altstadtfreunde wollen helfen, das zu verändern.
Eines ihrer Ziele war es, den Dialog zwischen den Immobilienbesitzern voranzutreiben. Schon beim ersten Treffen im Dezember 2018, erzählen Schwenk und Kigele, seien mehr als 50 Teilnehmer zusammengekommen. „Wir mussten sogar noch Stühle reintragen“, erzählt Schwenk. Knapp die Hälfte der Besitzer von Immobilien an der Herzog-Georg-Straße hätten sich damals getroffen. Dabei waren auch einige, die gar nicht mehr in Lauingen leben. „Für viele war das gleichzeitig ein Wiedersehen nach vielen Jahren“, sagt Schwenk.
Die Handlungsfelder, auf denen sich die Altstadtfreunde bewegen, sind weit gefasst. Wichtigstes Ziel sei es, die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu verbessern. „Wir könnten viele Probleme lösen, wenn die Altstadt wieder schön ist und sich mehr Menschen dort aufhalten“, findet Schwenk. Ursprünglich lag das Hauptaugenmerk auf der Herzog-Georg-Straße und dem Marktplatz, wo besonders das Interesse von Investoren gelockt werden solle. Mittlerweile wurde das „Fokusgebiet“, wie sie es nennen, aber um das Karree Zenettistraße, Schloßstraße bis zur Geiselinastraße erweitert. Die Häuser dort sind Schwenk zufolge besonders für private Investoren interessant, weil sie kleiner und damit weniger kostenaufwendig sind. Ein Katalog der zum Verkauf stehenden Objekte sei ebenfalls schon in Arbeit.
Auf der Suche nach neuen Investoren zeichnen sich Schwenk und Kigele zufolge schon erste Erfolge ab: Fünf Gebäude, darunter die ehemalige Hypovereinsbank und die alten Verkaufsräume des Drogeriemarkts Müller, hätten mit der Hilfe der Altstadtfreunde bereits neue Besitzer gefunden. In den kommenden Monaten sollen dort Renovierungsmaßnahmen beginnen. Für einige weitere Objekte liefen aktuell noch Gespräche.
Den Altstadtfreunden geht es aber nicht nur um Investoren. „Was wir machen, ist Transparenz schaffen und viele wichtige Gespräche führen“, sagt Schwenk. Man wolle ein Netzwerk schaffen, in dem sich Immobilienbesitzer und Investoren austauschen können, das wertvolle Informationen rund um das Thema Sanierung und Immobilienkauf bereithält, Investoren anlockt und mit kreativen Vorschlägen zur Verschönerung der Altstadt beiträgt, auch wenn es um die Verkehrsplanung geht. Da sind nach Kigeles Ansicht ganz neue Konzepte notwendig, um die Situation zu verbessern. Er bringt etwa die Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer als Lösungsansatz vor.
Für Schwenk und Kigele, beide sind politisch in Lauingen aktiv, Schwenk in der SPD, Kigele als Sprecher der Grünen und ab Mai auch im Stadtrat, spielt dabei die Bürgerbeteiligung eine wichtige Rolle: „In Lauingen werden die Bürger nur während eines Planungsprozesses beteiligt, nicht schon davor“, findet Kigele. Er wünsche sich, dass mehr grundlegende Dinge von den Lauingern selbst entschieden werden. Nach
Ein Forum für Immobilienbesitzer
Die Wohnsituation erlebbar machen
dem Motto: Die Bürger beeinflussen, was gemacht wird – und nicht nur wie. Eine sehr positive Aktion in der Hinsicht ist nach Meinung der Altstadtfreunde die Herzplatzaktion, bei der viele Bürger sich an der Verschönerung des Stadthallenvorplatzes beteiligten.
Für 2020 haben sich die Altstadtfreunde ein bestimmtes Ziel gesteckt: Sie wollen die Wohnsituation in der Innenstadt erlebbar machen und so zum dortigen Wohnen animieren. „Viele Lauinger wissen gar nicht, wie schön es da ist“, glaubt Schwenk und schwärmt etwa von Balkonen an der Stadtmauer, romantischen Innenhöfen und Dachterrassen.
OKontakt Erreichbar ist die Gruppe via E-Mail an altstadtfreunde-lauingen@gmx.de