Zum Lustwandeln in die Nachbarschaft
Es ist nur ein Sprung über die Landkreisgrenze zu einem Traumschloss samt Märchenwald
Wie wäre es mit einem gemütlichen Spaziergang durch dichten Wald, der zu einem echten Schloss gehört? Wunderschön gelegen ist es, oberhalb von Dischingen, also nur ein paar Autominuten entfernt. Und der Ausflug lohnt sich schon seinetwegen.
„Schloss Trugenhofen“hieß es einst, seit 1819 ist es das „Schloss Taxis“. Und das hat alles, was man sich von einem Schloss erwartet: eine Mauer rundherum, gewaltige Pforten, Wappen an Türen und Fassaden, einen wuchtigen Turm mit Zinnen, einen großen Balkon mit Sicht über das Land, Kapelle, Reithalle – alles da. Alles innerhalb des Schlossgeländes ist top gepflegt, auch der kleine Garten, der durch ein Gitter lugt. Besichtigen kann man das Gebäude zwar nicht, aber das macht nichts. Denn drum herum lockt der sogenannte Englische Wald Spaziergänger bis aus Aalen an. Verlaufen kann man sich angeblich nicht: Aus allen vier Himmelsrichtungen führen Kastanien-Alleen direkt zum Schloss. Linden-Alleen dagegen sollen zu Lustbarkeiten leiten. Wenn das nicht einladend ist. Hinein geht es auf schmalen Pfaden in einen dichten Wald, unterbrochen von sattgrünen Wiesen. Zwischendurch schimmern tiefgrüne Teiche. Was wild und ursprünglich scheint, ist Prinzip: Während im Absolutismus geometrische Formen die Planung von Gärten und Parks bestimmten, wurde im 18. Jahrhundert der scheinbar wilde Wald aus England modern. Fürst Carl Anselm von Thurn und Taxis kaufte dafür einen Teil des Dischinger Gemeindewaldes. 100 Jahre lang wurde er immer wieder ergänzt und erweitert. Auch einen Chinesischen Turm wie im Englischen Park in München soll es einst gegeben haben. Doch davon ist nichts mehr übrig.
Immer wieder gabelt sich der Pfad. Es gibt größere, gekieste und schmale Wege mitten durch den Wald. Fühlt sich an wie ein kleines Abenteuer. Die letzten Lustbarkeiten, die es noch geben soll, finden wir nicht. Dafür öffnet sich immer wieder der Blick auf Dischingen, umrahmt von alten, blühenden Apfelbäumen. Schilder zeigen die Entfernungen nach Finningen (je nach Standort rund 13 Kilometer) oder zum Härtsfeldsee (rund 3,5 Kilo
Urlaubsparadies Heimat
an. Und Informationstafeln rund um das Schloss entlang des „Themenpfades Thurn und Taxis“geben Auskunft über dessen spannende Geschichte. So zählte schon Friedrich I., also Barbarossa, zu seinen Besitzern. Die Schenken von Castell haben es 1734 dann Thurn und Taxis verkauft. Fortan war es der Sommersitz der Fürstenfamilie. Und dann war richtig was los, mit Personal, vielen Pferden, rauschenden Festen. Bis zu 400 Leute sollen im 18. und 19. Jahrhundert dort oben gewohnt haben. Platz war auf jeden Fall reichlich da. Das gilt bis heute, wobei ein Teil der Außenanlagen wohl inzwischen privat bewohnt wird. Doch noch immer kündigt eine Fahne auf dem Schlossturm an, wenn der Fürst anwesend ist. Und zumindest vorstelmeter) len kann man sich gewaltige Feste im 18. Jahrhundert auch immer noch.
Der Weg nach Hause führt am nächsten Schloss vorbei: Mitten im Nichts erscheint ein Schild nach Duttenstein. Auch schön. Auch eine tolle Aussicht. Auch sehr gepflegte Wege – ebenfalls zum Teil gesäumt von wuchtigen Kastanien. Aber die führen nur am Wald entviel lang und nicht mitten hindurch; denn dort lebt Damwild.
„Wir bleiben zu Hause!“– es ist das Gebot dieser Corona-Krise: Das gilt wohl auch für den Urlaub. Reisen ist derzeit nicht möglich. Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht und Natur und Kultur vor unserer Haustür angeschaut. In der Serie „Urlaubsparadies Heimat“berichten wir darüber.