Donau Zeitung

Am Wertinger Krankenhau­s soll Großes geschehen

Der Laugnaer Bauunterne­hmer Ulrich Reitenberg­er stellt seine Turmbauplä­ne der Öffentlich­keit vor – und auch eine Pflegeschu­le sowie ein neues Pflegeheim sollen am Ebersberg entstehen. Die CSU ist nicht begeistert

- VON BENJAMIN REIF

Nicht nur will Ulrich Reitenberg­er einen „Tower“errichten, auch ein Pflegeheim und eine neue Pflegeschu­le sollen entstehen.

Wertingen Zum Bersten voll gefüllt mit Inhalt war die zweistündi­ge Präsentati­on, die am Mittwoch in der Wertinger Stadthalle zu einer möglichen Zukunft des Krankenhau­ses stattfand. Wie seit Anfang des Jahres bekannt, plant der Laugnaer Bauunterne­hmer Ulrich Reitenberg­er Großes am Ebersberg: Einen elfgeschos­sigen Turm, in dem Arztpraxen, Wohnungen und Gewerbe untergebra­cht werden sollen. Dieses Projekt erfährt vor allem vonseiten der Freien Wähler im Landkreis große Unterstütz­ung, Landrat Leo Schrell wie auch Bürgermeis­ter Willy Lehmeier werben intensiv um Unterstütz­ung. Reitenberg­er selbst sitzt ebenfalls für die Freien Wähler im Kreistag.

Für die Umsetzung müssten vor allem zwei Dinge geschehen: Der Wertinger Stadtrat müsste der Änderung des Bebauungsp­lans und der Kreistag dem Verkauf der Grundstück­sfläche für den Bau zustimmen. Zusätzlich müssten wohl die Kreisklini­ken eine verbindlic­he Kooperatio­n mit den Praxisärzt­en vereinbare­n.

Der Mehrwert soll eine Bündelung der Fachkompet­enzen am Krankenhau­s sein. Die Wege würden kürzer, die Versorgung besser, und so manche Einweisung ins Krankenhau­s könnte sich durch einen entspreche­nden Facharzt in unmittelba­rer Nähe, der für die schnelle Konsultati­on eines Patienten hinzugezog­en werden könnte, vermieden werden. Die in den neu entstehend­en Praxen agierenden Ärzte könnten in die über den Praxen entstehend­en Wohnungen einziehen. Soweit der Plan.

Das präsentier­te Konzept geht inhaltlich jedoch weit über den „Tower“hinaus. In dem neu konzipiert­en medizinisc­hen Zentrum sind ebenfalls der Neubau der Krankenpfl­egeschule sowie ein neues Pflegeheim auf dem Gelände enthalten. Auch hier ergeben sich nach der Vorstellun­g der Planer und des Heimleiter­s von St. Klara, Günther Schneider, sowie des Geschäftsf­ührers der Kreisklini­ken, Uli-Gerd Prillinger, vielfältig­e Synergieef­fekte. So könnte sich ein neues Pflegeheim etwa eine Küche sparen, weil sie an diejenige des Krankenhau­ses „angedockt“sei. Fachärzte seien in unm ittelbarer Nähe, in Zukunft vielleicht auch eine geriatrisc­he Abteilung – also speziell auf Alterserkr­ankungen spezialisi­erte Ärzte. Die Auszubilde­nden der Pflegeschu­le könnten direkte Erfahrunge­n am benachbart­en Krankenhau­s sammeln, die Transportw­ege verkürzten sich, und einiges weitere mehr. Um den erhöhten Bedarf an Parkfläche­n zu decken, ist schließlic­h noch ein Parkdeck, vermutlich mit mehreren Etagen, angedacht.

Landrat Leo Schrell, Bürgermeis­ter Willy Lehmeier und Ulrich Reitenberg­er verbreitet­en auf der Infoverans­taltung Aufbruchss­timmung. Die Idee des Investors sei für ihn ein „Sechser im Lotto“, wie Landrat Leo Schrell in einer Videobotsc­haft mitteilte, er war selbst nicht anwesend. Lehmeier beschrieb das „anspruchsv­olle Ziel, das Krankenhau­s in die Zukunft zu führen“. Es gebe sehr viel, was die Mitglieder des Stadtrates verbinde, und nur noch wenig, was sie trenne. Das Krankenhau­s – das finanziell millionens­chwer in den Miesen ist – müsse unbedingt erhalten werden, und zu diesem Ziel sei der „Medizincam­pus“Reitenberg­ers der beste Weg. Und noch ein weiterer Stadtrat der Freien Wähler zeigte sich begeistert: Dr. Frieder Brändle, selbst als Arzt am Krankenhau­s tätig. „Wir haben keine Zeit zu verlieren“, sagte er. Man könne es sich nicht leisnoch Jahre mit der Suche nach einer Lösung zu verbringen. „Man sieht es an der Nordtangen­te: Da reden wir seit langer Zeit, und geschehen ist noch nichts.“Es sei an der Zeit, beim Krankenhau­s zu handeln, so Brändle.

Zustimmung kam vonseiten der Grünen, welche die Auffassung der Freien Wähler zumindest so weit teilen, dass für die Suche nach Alternativ­en wohl nicht mehr genug Zeit sei. Zum Tower selbst sagte Peter Hurler, dass sich die Stadt „baulich in die Höhe entwickeln muss“, um Flächen zu sparen, was zuvor auch Bürgermeis­ter Lehmeier angesproch­en hatte. Kritischer äußerte sich dagegen Otto Horntrich (SPD). Er vermisste eine vertiefend­e Diskussion über das zukünftige Konzept des Krankenhau­ses und dessen fachliche Einrichtun­gen, wie etwa das Herzkathet­erlabor. „Was hat hier Zukunft, was soll kommen, wie konkret sind die Planungen?“Die deutlichst­e Kritik kam, wie schon in der Vergangenh­eit, von der CSU. Johann Popp sagte: „Ich hätte gerne auch die Ideen eines zweiten oder dritten Investors gesehen.“Er spielte damit auf den Umstand an, dass der Aufsichtsr­at des Krankenhau­ses einen offenen Ideenwettb­ewerb abgelehnt und die Idee Reitenberg­ers weiterverf­olgt hatte. Ein schwerer Fehler, findet Popp. „Es braucht die beste, nicht die erstbeste Lösung für das Krankenhau­s!“, so der CSU-Politiker, der auch im Kreistag sowie dem Aufsichtsr­at des Krankenhau­ses sitzt und dort als Einziger gegen die Pläne Reitenberg­ers gestimmt hatte.

Neben den fehlenden Mitbewerbe­rn stören den CSU-Mann zwei weitere Dinge. Erstens würden durch den Tower öffentlich­e Flächen in private Hand fallen – der Landkreis als Eigentümer des Krankenhau­ses müsste sie Reitenberg­er verkaufen. Die Nutzung des Towers beschränke sich zudem nur in viereinten, halb Stockwerke­n auf rein medizinisc­he Nutzung. Hier werde unnötig der eigene Handlungss­pielraum beschränkt. Auf Landkreise­bene hat Popp gemeinsam mit der SPD, der FDP wie auch mit den Grünen dagegen schon Front gemacht (siehe Kommentar).

Der zweite Punkt, den auch CSUStadtra­t Alfred Schneid ansprach, ist die Vermengung der Ideen für Pflegeheim und Pflegeschu­le mit dem Konzept des Towers. Diese Projekte müssten eigenständ­ig betrachtet und könnten völlig unabhängig von Reitenberg­ers Turmbau verwirklic­ht werden. Schneid kritisiert­e ebenfalls deutlich: „Ab Oktober 2019 hätte eine öffentlich­e Diskussion beginnen können, das ist aber aus dem Stadtrat heraus nicht geschehen.“Es brauche nun intensive, offene Diskussion­en, auch über Alternativ­en. Und weiter: „Es geht heute nicht darum, nur ‚Hurra‘ zu schreien oder nur ‚Nein‘.“

 ?? Foto: Benjamin Reif ?? Mit „11.0“ist der Turm gemeint, den der Laugnaer Bauunterne­hmer und Freie‰Wähler‰Kreisrat Ulrich Reitenberg­er (rechts) am Wertinger Krankenhau­s bauen will. In der Stadtratss­itzung am Mittwoch wurden außerdem Ideen für den Bau eines neuen Pflegeheim­s sowie den Neubau der Pflegeschu­le vorgestell­t.
Foto: Benjamin Reif Mit „11.0“ist der Turm gemeint, den der Laugnaer Bauunterne­hmer und Freie‰Wähler‰Kreisrat Ulrich Reitenberg­er (rechts) am Wertinger Krankenhau­s bauen will. In der Stadtratss­itzung am Mittwoch wurden außerdem Ideen für den Bau eines neuen Pflegeheim­s sowie den Neubau der Pflegeschu­le vorgestell­t.

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