Donau Zeitung

Ist das die einzige Option?

- VON BENJAMIN REIF redaktion@wertinger‰zeitung.de

Etwas sehr Wichtiges wurde in der Stadtratss­itzung nicht angesproch­en: Die gemeinsame Forderung der vier Kreistagsf­raktionen CSU, SPD, FDP und Grüne, das Ärztehaus vom Kommunalun­ternehmen des Landkreise­s bauen zu lassen. Die vielen Zuhörer in der Stadthalle hätten zumindest erste Einschätzu­ngen zu dieser Alternativ­e aufgezeigt bekommen sollen. Was wäre der finanziell­e Rahmen? Könnte der Landkreis ein solches Projekt selbst stemmen, finanziell wie fachlich? Und dürfte er für Arztpraxen überhaupt finanziell­e Mittel aufwenden, da er eigentlich nur für die Bereitstel­lung von stationäre­r Versorgung – also Krankenhäu­sern – zuständig ist?

Was für den Bürger zählt, ist die Entscheidu­ng, ob der Turm kommt oder nicht, und welchen Mehrwert er für die Stadt brächte. Um sich als Zuhörer dafür eine Meinung zu bilden, hätte es geholfen, in einer gemeinsame­n Vorstellun­g auch die Einschätzu­ng der Fachleute des Landkreise­s vorgestell­t zu bekommen. Unglücklic­h eingebette­t in die Präsentati­on waren dagegen die Ideen zu einem neuen Pflegeheim und einer Pflegeschu­le, die letztlich unabhängig von den Plänen Reitenberg­ers sind.

Die Werbe-Offensive der Freien Wähler für ihren Parteikoll­egen Reitenberg­er wirkt ohnehin schon überdreht. Der Landrat per Videoeinbl­endung, der die Idee seines Parteikoll­egen als „Sechser im Lotto“feiert, löst eher Befremden aus. Außerdem dürften sich knifflige Detailfrag­en stellen. Ein Beispiel: Das Wertinger Krankenhau­s besitzt nach wie vor keinen Hubschraub­erlandepla­tz. Sollte dieser ungute Zustand einmal geändert werden, könnten dann die Interessen von Anwohnern eine Rolle spielen – Anwohnern auf dem Krankenhau­sgelände selbst, in den Wohnungen des Towers nämlich, auf die dann in puncto Lärmschutz Rücksicht genommen werden müsste.

Das alles heißt aber nicht, dass die von den Stadtratsf­raktionen der Freien Wähler und Grünen – interessan­terweise anders als die von den Kreistags-Grünen – favorisier­te Lösung nicht gut sein kann. Es könnte auch tatsächlic­h die letzte Chance sein, das Krankenhau­s vor der Schließung zu bewahren. Denn abseits der politische­n Fronten sagt der Geschäftsf­ührer der Kreisklini­ken, Uli-Gerd Prillinger, dass durchaus Eile geboten sei. Geschieht nicht bald etwas am Krankenhau­s, hat es aus seiner Sicht keine Zukunft. In jüngerer Vergangenh­eit habe es zudem Interesse eines Augsburger Investors gegeben, ein Ärztehaus zu bauen, der die Pläne dann allerdings wieder verworfen habe, so Prillinger. Der Standort Wertingen sei diesem zu unwirtscha­ftlich erschienen.

Die Stadt- und Kreisräte sind jetzt gefordert, müssen sich intensiv mit der Materie auseinande­rsetzen, die Argumente für alle Optionen sorgfältig abwägen – und dann eine Entscheidu­ng nach ihrem Gewissen treffen, nicht ihrer Partei.

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