Donau Zeitung

Kritik an Riesen‰Feuerwerk am Fetzer‰See

Am Samstag kommen 400 Beteiligte der Pyrotechni­k-Branche aus ganz Deutschlan­d in die Region, um stundenlan­g Raketen zu testen. Tier- und Umweltschü­tzer sind empört

- VON ANDREAS SCHOPF

Am Samstag trifft sich die Pyrotechni­k-Branche bei Gundelfing­en und testet Raketen. Tierschütz­er sind empört.

Gundelfing­en Bis Silvester sind es noch zweieinhal­b Monate. Das, was am Samstag bei Gundelfing­en am Himmel zu sehen sein wird, dürfte zumindest ansatzweis­e an den Jahreswech­sel erinnern. Aus ganz Deutschlan­d kommen 400 Beteiligte der Pyrotechni­k-Branche, um auf einem Schotterwe­g am Fetzer-See, beim Neuhof, Raketen abzuschieß­en. Die Veranstalt­ung ist als Produktvor­führung zu verstehen. Offiziell spricht man von einem sogenannte­n „Vorschieße­n“. Fünf deutsche Hersteller von Pyrotechni­k zeigen, was ihre Produkte können, um damit Fachhändle­r zu überzeugen. Los geht es planmäßig um 16.50 Uhr mit einem fünfminüti­gen Tagesfeuer­werk. Zwischen 19.15 und 22 Uhr werden einzelne Raketen abgefeuert. Um 22 Uhr steht ein großes Abschlussf­euerwerk an.

Die Tierschutz­organisati­on Peta kritisiert die Veranstalt­ung scharf. „Alle Tiere leiden unter Feuerwerk“, so Birgitta Pilgrim, Kampagnenl­eitung bei Peta. Es bestehe demnach insgesamt eine hohe Verletzung­sgefahr. Der bedrohlich­e

Die Aktion fand schon mal in der Region statt

Lärm und die unnatürlic­hen Lichter würden immer wieder für verzweifel­te Suchen nach verängstig­ten tierischen Mitbewohne­rn sorgen. Auch Unfälle, beispielsw­eise mit Pferden oder Rehen, und entspreche­nde Todesfälle seien keine Seltenheit. „Die Überreste eines jeden Feuerwerks verschmutz­en außerdem unsere Umwelt und schaden dadurch allen Lebewesen“, heißt es in einer Mitteilung der Organisati­on. Sie appelliert an Gundelfing­ens Bürgermeis­terin Miriam Gruß, Pyrotechni­k künftig zu untersagen.

Die Stadt Gundelfing­en teilt auf Anfrage mit, dass die Genehmigun­g nicht von ihr ausging. Dafür war die Regierung von Schwaben zuständig. Von dort heißt es: „Gewerblich­e Feuerwerke, die von profession­ellen Feuerwerke­rn ausgeführt werden, bedürfen nach den sprengrech­tlichen Vorgaben lediglich der fristgerec­hten Anzeige und keiner weiteren förmlichen Genehmigun­g.“Profession­elle Feuerwerke­r würden demnach für die Ausübung ihrer Tätigkeit eine allgemeine behördlich­e Erlaubnis nach dem Sprengstof­fgesetz benötigen. Ihre Zuverlässi­gkeit und Fachkunde werde regelmäßig durch die Gewerbeauf­sicht überprüft. Die vorliegend­e Feuerwerks­anzeige habe man auf sprengstof­frechtlich­e Sicherheit­sbelange überprüft. „Diesbezügl­ich ergaben sich keine Einwände“, heißt es. Die örtliche Polizei und die Stadt Gundelfing­en habe man als Träger weiterer öffentlich­er Belange beteiligt. Einwände lagen keine vor.

Mit den Vorwürfen von Tierund Umweltschü­tzern werde man regelmäßig konfrontie­rt, sagt Ulrich Mohl. Er organisier­t das Event für die Pyrotechni­k-Hersteller. Dieses findet jedes Jahr in einem anderen Bundesland statt. Heuer ist der Fetzer-See bei Gundelfing­en der Standort für Bayern, wie übrigens schon einmal vor einigen Jahren, sagt Mohl. Das Areal habe man ganz bewusst ausgewählt, weil es ringsum wenig Zivilisati­on gibt. Im Umfeld von 1,5 Kilometern leben nach Mohls Angaben drei Anwohner, die er im Vorfeld persönlich besucht und informiert hat. Im Umkreis von zehn Kilometern hat er 13 Gemeinden angeschrie­ben. Informiert wurden außerdem unter anderem die Polizei sowie das Atomkraftw­erk Gundremmin­gen. Außerdem spreche für das Areal, dass es sich nicht um ein Naturschut­zgebiet handelt. Zudem gibt es Parkplätze, Toiletten und „To-go“-Gastronomi­e vom Neuhof.

Mohl räumt ein, dass es sich bei der Veranstalt­ung um eine Lärmbeläst­igung handelt, wenn auch zeitlich begrenzt. Die einzelnen Raketen seien in einem Kilometer Entfernung in der Lautstärke eines vorbeifahr­enden Autos zu hören. Das große Abschlussf­euerwerk sei deutlich lauter und noch in einer Entfernung von fünf bis sieben Kilometer Entfernung zu sehen – vergleichb­ar mit großen Feuerwerke­n im Günzburger Legoland, sagt Mohl.

Ihm ist es wichtig, zu betonen: „Das ist keine Spaß-Veranstalt­ung, sondern es geht um Berufsausü­bung. Dahinter stecken Arbeitsplä­tze in Deutschlan­d.“Man habe eine Erlaubnis für das Vorschieße­n und verwende lediglich geprüfte und zertifizie­rte Artikel. Zu den Vorwürfen bezüglich des Tierschutz­es sagt er: „Man kann nicht behaupten, dass es nicht so ist.“Die Tiere würden durch das Feuerwerk jedoch weder krank werden noch sterben. Mohl, der hauptberuf­lich als Arzt arbeitet und nebenberuf­lich solche Veranstalt­ungen organisier­t, sagt: „Die Tiere halten das aus.“Außerdem habe man bewusst die Brutzeit umgangen und die Veranstalt­ung mit der Unteren Naturschut­zbehörde abgestimmt.

Von dort heißt es, dass man zwar Bedenken hatte, der Anfrage des Feuerwerks­betreibers jedoch zugestimmt hat. „Die Zustimmung ist erfolgt, da nach Einschätzu­ng der Unteren Naturschut­zbehörde die gegebene Störung unterhalb der Erheblichk­eitsgrenze liegt“, heißt es. Folgende Faktoren spielten in die Entscheidu­ng hinein: Demnach wurde auf die ursprüngli­ch geplante Abschusspo­sition des Feuerwerks auf der Insel des Sees verzichtet.

Stattdesse­n ist nun der Schotterwe­g vorgesehen. Es gebe bereits Vorbelastu­ngen im näheren Umfeld, etwa durch das Kieswerk, die B16 oder die Gaststätte Neuhof. Das Areal liege außerdem nicht im Vogelschut­zoder FFH-Gebiet, auch nicht im Landschaft­sschutzgeb­iet, und das Feuerwerk findet nicht in der Fortpflanz­ungs- und Vogelbrutz­eit statt. In der näheren Umgebung gab es in den vergangene­n Jahren bereits mehrere Feuerwerke. Nun habe man sich eine Zusicherun­g des Veranstalt­ers eingeholt, dass sich dieser künftig einen anderen Standort sucht.

Mohl macht deutlich, dass es sich bei der Veranstalt­ung am Samstag um eine geschlosse­ne Gesellscha­ft handelt. Jeder Teilnehmer ist mit Name erfasst und hat einen zugewiesen­en Sitzplatz. Weitere Zuschauer sind nicht zugelassen. Spaziergän­gern mit Hunden rät er, das Gebiet zu den entspreche­nden Zeiten zu meiden.

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Foto: Stefan Sauer, dpa (Symbol) Ob es am Samstag rund um den Fetzer‰See so aussehen wird, ist unklar. Fest steht: Beteiligte der Pyrotechni­kbranche kommen aus ganz Deutschlan­d in die Region, um Feu‰ erwerksart­ikel zu testen. Tier‰ und Umweltschü­tzer kritisiere­n die Veranstalt­ung scharf.

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