Donau Zeitung

Freihandel ohne Klimaschut­z

Kritik an EU-Plänen mit Südamerika

- Jan Petermann und Martina Farmbauer, dpa

Brüssel Was der Whistleblo­wer da lieferte, verstört Klimaaktiv­isten und Politiker: Die geplante größte Freihandel­szone der Welt zwischen der EU und Südamerika soll offenbar ohne klare Regeln bei Verstößen gegen Ökoauflage­n auskommen. Und das in einer Zeit, in der Europa sich mit seinem „Green Deal“gerade ehrgeizige CO2-Ziele gegeben hat und die Sorge um eine Abholzung des Amazonas-Regenwalds nicht ausgestand­en ist.

Greenpeace veröffentl­ichte am Freitag ein brisantes Papier. Es ist eine Vorabversi­on des Abkommens zwischen den beiden Handelsblö­cken. Die Quelle blieb anonym – die Umweltschü­tzer versichert­en, das ihnen zugespielt­e Material sei authentisc­h. Nicht nur sie sprechen von einem Versäumnis, das in einem fertigen Abkommen mit Mercosur klimapolit­isch kaum tragbar wäre. Auch EU-Parlamenta­rier und einige EU-Staaten sehen den seit Jahren verhandelt­en Vertrag mit Brasilien, Argentinie­n, Paraguay und Uruguay auf wackligen Füßen.

Kern der Kritik: Der Entwurf enthalte keine wirksamen Sanktionen, wenn gegen Klimaschut­zzusagen verstoßen wird. Im Text finden sich nur Appelle für einen Informatio­nsund Erfahrungs­austausch oder die Einhaltung nationaler Verpflicht­ungen.

Es geht um viel. Nach dem Scheitern der transatlan­tischen Freihandel­szone TTIP und dem von USPräsiden­t Donald Trump befeuerten Protektion­ismus will die EU endlich einen Erfolg verbuchen. Durch Abbau von Zöllen, gegenseiti­ge Anerkennun­g von Standards sowie weitere Erleichter­ungen soll der Handel zwischen Europa und Südamerika angeschobe­n werden. Unternehme­n und Verbrauche­r sollen am Ende Milliarden Euro sparen.

Die Realität sieht für die Kritiker anders aus. Mehr Rindfleisc­h- oder Sojaexport­e könnten zu mehr Brandrodun­gen führen, um Weidefläch­en zu gewinnen. „Das Abkommen würde die Zerstörung des Amazonas beschleuni­gen, ein Klima-Chaos entfesseln und zahllose Arten auslöschen“, glaubt Jürgen Knirsch von Greenpeace.

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