„Bleibt beim Holz, bleibt auf der Überholspur“
Neun Zimmerleute werden im Kreis Dillingen freigesprochen. Ein Goldener Meisterbrief geht nach Laugna
Lutzingen „Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche“, erklärte Alexander Gumpp, Obermeister der ZimmererInnung Dillingen, den neuen Junggesellen seines Handwerks mithilfe des Zitats von Gustav Mahler. Am Donnerstagabend wurden im Lutzinger „Zum IBL“neun Auszubildende, die die Abschlussprüfung bestanden hatten, freigesprochen und erhielten als „Weiterträger des Feuers“ihren Gesellenbrief. Als Jahrgangsbeste zeichnete der Obermeister Manuel Kuchenbaur aus Emersacker und Raphael Stieglauer aus Blindheim aus.
Da besondere Zeiten auch besondere Maßnahmen erfordern, feierten die Dillinger Zimmerleute in diesem Jahr aufgrund von Corona zum ersten Mal ohne eine weitere Innung.
„Wir arbeiten mit Holz, dem schönsten Rohstoff, den man sich vorstellen kann“, meinte Gumpp. Das sei „aktiver Klimaschutz“, da darin Kohlenstoff gespeichert werde. Somit sei das Bauen mit Holz „nicht nur Broterwerb, sondern ein Beitrag für die Gesellschaft, den wir verantwortlich mit allen anderen am Bau Beteiligten zukunftsorientiert zu erfüllen haben“, wie er den Junggesellen erklärte. „Das ist ein wichtiger Meilenstein, darauf kann man stolz sein“, meinte auch der Lutzinger Bürgermeister Christian Weber. Für ihn war klar, dass den neun jungen Zimmermännern nun viele Wege und Türen offen stehen.
Der stellvertretende Landrat Alfred Schneid bekundete den Junggesellen ebenfalls seine Glückwünsche. Für ihn als Sohn einer Handwerksmeisterin stünde zudem fest, dass sie sich für einen Beruf mit großer Zukunft entschieden hätten. Das mache sich auch durch die hohen Umsatzzahlen der Handwerksbetriebe im Landkreis bemerkbar.
Kreishandwerksmeister Werner Luther, der die neuen Gesellen freisprach, freute sich, dass die Feier trotz der aktuellen Umstände stattfinden konnte. Auch im Hinblick auf die Erschwerung des Abschlusses beispielsweise durch ausgefallene Unterrichtsstunden. Er sagte: „Zimmermann ist einer der schönsten Handwerksberufe, die auch gebraucht werden. Fachkräfte wie Sie werden händeringend gesucht.“Der Beruf des Zimmerers sei durchaus kein einfacher. Gerade bei deutschen und internationalen Meisterschaften zeige sich, dass der Berufsstand in einer unglaublichen Vielfalt von Tätigkeitsbereichen absolutes Können und Präzision beweisen müsse. So hätten die Junggesellen mit Einsatz und Engagement große Chancen in ihrer Zukunft.
„Ihr habt in den letzten drei Jahren die Segel richtig gesetzt“, meinte der Leiter der Donauwörther Berufsschule, Peter Hoffmann. Der gelernte Elektrotechniker findet es faszinierend, was aus Holz alles entstehen könne. „Wichtig ist die Begeisterung am Beruf, gerade wenn man jeden Tag das Holz riecht und am Abend sein Tagwerk sieht“, meinte er. Sogar in Urlauben in Südamerika habe Hoffmann sich gerne mit Zimmerleuten auf der Walz unterhalten. Ab dem Jahr 2023 hätten die Auszubildenden des Berufs die Möglichkeit, seine Berufsschule in Donauwörth zu besuchen, statt bis nach Immenstadt zu müssen.
Otto Killisperger aus Laugna wurde eine andere Ehre zuteil. „Der Goldene Meisterbrief ist die Anerkennung
für eine Lebensleistung und es freut mich jedes Mal, einen solchen übergeben zu dürfen“, erklärte Obermeister Alexander Gumpp. Gelernt habe Killisperger den Beruf in Gottmannshofen, seine Meisterprüfung 1987 in Augsburg abgelegt. Seinen heutigen Betrieb in Laugna gründete er 1991. Drei Monate nach der Gründung und dem damit verbundenen Eintritt in die Dillinger Innung wurde er zum Dritten Lehrlingswart gewählt, seit 1996 sei er der Erste Lehrlingswart und Vorstandsmitglied.
Den offiziellen Teil beendete der stellvertretende Obermeister der Innung, Christian Graf. Er zollte den Junggesellen ebenfalls großen Respekt, gerade wegen der aktuellen Umstände. Sein Wunsch war: „Bleibt dabei, bleibt beim Holz, bleibt auf der Überholspur!“
● Freigesprochen wurden: Nico Maurizio Brummer, Gumpp & Maier GmbH, Binswangen; Thomas Gebele, Andreas Schaffer, Laugna; Manuel Kuchenbaur, Gumpp & Maier GmbH, Binswangen; Lukas Schweyer, Gumpp & Maier GmbH, Binswangen; Mohammad Sediqi, Schwertberger Holzbau GmbH, Dillingen; Raphael Stieglauer, Wolfgang Bauer, Wertingen; Florian Tertinek, Holzbau Glass GmbH, Buttenwiesen; Alexander Thrul, Hubert Ehnle, Holzheim.