Die Münzmühle soll eine Zukunft haben
Der historische Gebäudekomplex in Gundelfingen ist in einem schlechten Zustand und muss saniert werden. Zuletzt hat sich dafür ein Förderverein gegründet. Jetzt soll zusätzlich Bewegung in die Sache kommen
Gundelfingen Das Interesse der Bevölkerung an der Münzmühle in Gundelfingen ist groß. Zu einem Tag der offenen Tür im vergangenen Jahr wollten zahlreiche Besucher einen Blick in den historischen Gebäudekomplex werfen. Im Rahmen des aktuellen Programms der Volkshochschule Donau-Zusam finden gleich mehrere Führungen statt. Der Andrang der Besucher verwundert nicht. Die Mühle hat eine lange Historie. Sie ist die größte und älteste in Gundelfingen. Während des 30-jährigen Krieges diente der Standort auch als Münzprägestätte. Bis heute ist im Inneren noch einiges zu sehen. Das Inventar ist vollständig erhalten. Die Walzenstühle etwa stehen noch komplett so da, wie sie vor einigen Jahrzehnten hinterlassen wurden.
Das Problem: Der Gebäudekomplex ist stark sanierungsbedürftig. Das Dach des Mühlengebäudes ist undicht, an den Fenstern dringt Flüssigkeit ein, und der Boden ist zum Teil morsch. Noch schlechter ist der Zustand des Stadel-Gebäudes an der Bahnhofstraße. An diesem musste bereits vor zwei Jahren ein Schutzzaun am Dach angebracht werden, um Fußgänger vor herabfallenden Teilen zu schützen.
Das Mühlen-Juwel, das idyllisch an zwei Armen der Brenz liegt, ist in die Jahre gekommen. Eine Sanierung ist unumgänglich. Doch die benötigt viel Planung – und viel Geld. Um die Zukunft der Münzmühle
zu sichern, hat sich im vergangenen Jahr ein Förderverein gegründet (wir berichteten). Der Verein bezeichnet das Bauwerk als „bisher nicht gehobenes Juwel süddeutscher Wirtschafts- und Kulturgeschichte“. Der Förderverein zählt nach Angaben der Besitzerinnen, der beiden Schwestern Christina Stehle und Barbara Jahn-Hofmann, mittlerweile knapp 30 Mitglieder, darunter Bürgermeisterin Miriam Gruß und der schwäbische Regierungspräsident Erwin Lohner.
Auch von dieser Seite gibt es Bestrebungen, die Gemäuer nicht dem Verfall preiszugeben. Kürzlich besuchte Regierungspräsident Lohner die Münzmühle, der zu dieser einen besonderen Bezug hat. Der gebürtige Gundelfinger ist ganz in der Nähe des Areals groß geworden. Er sei beeindruckt, aber auch schockiert, berichtet Lohner nach der Führung durch die Mühle. Gerade der maroDachbereich bereite ihm Sorgen. Um Bewegung in die Angelegenheit zu bringen, entsteht ein „Lenkungskreis“. Diesem sollen Inhaber, Stadt, Denkmalschutz, Regierung, Förderverein und Experten angehören. Die Gruppe soll in diesem Herbst erstmals zusammenkommen und sich künftig zwei Mal im Jahr treffen, kündigt Bürgermeisterin Gruß an. Ziel ist es, den Austausch bezüglich der besonderen Immobilie zu intensivieren.
Der erste Schritt ist eine Machbarkeitsstudie, um zu sehen, was
Pläne für die Weihnachtszeit
man in der Münzmühle verwirklichen kann und was nicht, so Lohner. Er warnt vor zu großen Hoffnungen auf zeitnahe Lösungen. „Man darf nicht die Erwartung wecken, dass hier im kommenden Jahr etwas passiert“, macht der Regierungspräsident klar. „Wir brauchen einen langen Atem.“Lohner sieht die Münzmühle als Teil eines Gesamtkonzeptes für die Bleicheinsel. Seine Vision: Das gesamte Areal sollte von der Günzburger Straße bis zur Bahnhofstraße begehbar sein. „Die Münzmühle würde da hervorragend dade zupassen.“Das, was zuletzt auf der Bleicheinsel entstand, also das Konzept mitsamt dem neuen Friedensdenkmal, bezeichnet Lohner bereits als „tolles Ensemble“. „Es ist gigantisch, was sich auf der Bleiche entwickelt hat“, sagt der gebürtige Gundelfinger.
Wie groß das öffentliche Interesse speziell an der Münzmühle war und ist, habe sie überrascht, berichtet Inhaberin Jahn-Hofmann. Dem wollte man mit einigen Veranstaltungen in diesem Jahr gerecht werden, doch die Corona-Pandemie machte dies teilweise unmöglich. Zumindest im Rahmen der VhsVeranstaltungen können öffentliche Führungen angeboten werden. Die nächste findet am Samstag, 17. Oktober, statt. Es gab zudem Pläne für einen Weihnachtsmarkt auf dem Mühlengelände. Auch in diesem Punkt erschwert die Pandemie die Planungen. Trotzdem habe man vor, kleiner und dezentral etwas zur Adventszeit anzubieten, kündigen die Besitzerinnen und Bürgermeisterin Gruß an. Was genau und in welchem Rahmen, ist noch unklar.