Sina Trinkwalder legt hochtönend nach
Diesmal also Heimat. Dieser in Zeiten von Globalisierung und Nationalismus, Migration und Digitalisierung prekär gewordene Begriff. Auf ihn wendet Sina Trinkwalder nun Erfahrungen an, die sie als Geschäftsfrau mit ihrem Augsburger Textilunternehmen „manomama“gemacht hat, vielfach ausgezeichnet, weil als Beispiel erkoren, dass Business und soziales Engagement zusammengehen können. Nun tönt die einstige Geschäftsführerin einer Werbeagentur hoch: „Heimat ist nichts, wo man hineingeboren wird oder durch Eintreten und Angleichen partizipiert. Heimat will entwickelt werden. Wenn Menschen und Zeit aufeinandertreffen, entsteht ein Raum. Wenn das Zusammentreffen durch ein respektvolles Miteinander geprägt ist, entsteht der Nährboden für Wachstum. Heimat ist der Raum, in dem Würde gedeiht. Das ist an jedem Ort der Welt möglich. Es liegt an uns.“
So ist „Heimat muss man selber machen“der nächste Aktivierungsversuch der 42-Jährigen eines Mitund Füreinanders, das allein für den gerade künftig nötigen Zusammenhalt in der Gesellschaft sorgen könne. Sie spart dabei auch das teils Bittere aus jetzt zehn Jahren „manomama“nicht aus – um es dann in einen Katalog der Lehren zu überführen: 1. „Wir sind alle gleich“; 2 „Wir haben eine Mitsprachepflicht“… Zum Selbsttest: Wie würden Sie den Satz fortführen: „Die Welt ist voller…“Die meisten sagen laut Trinkwalder: Idioten. Sie sagt: Wunder. Noch Fragen?
Beauvoir (1908–1986) und Hannah Arendt (1906–1975) erleben beide zunächst Jahre der Verlorenheit im Ich, der Einsamkeit, die Französin als Lehrerin in der Provinz, im fernen Arrangement mit Sartre, die Deutsche im amerikanischen Exil, fern mitleidend am Holocaust. Und beide (von Hegel inspiriert) finden darüber zum eigenen Schreiben und einem neuen Wir: Beauvoir in ihrer eigenen Mischung aus Emanzipation, freien Liebe und Existenzialismus, Arendt im aufklärerischen Engagement und der Hingabe (zwischen Heidegger und Augustinus).
Das ist von den Charakteren und der Sache her spannend und wird von Eilenberger gut komponiert und kurzweilig erzählt. Launigkeiten inklusive: „‚Wenn die Weltgeschichte nicht so beschissen wäre, wäre es eine Lust zu leben‘, ein Leitsatz Hannah Arendts, mit dem auch Ayn Rand sich lebenslang hätte identifizieren können…“Wieder ein sehr gutes Buch also.
Wolfram Eilenberger: Feuer der Freiheit KlettCotta, 400 Seiten, 25 Euro