PyroFirmen wollen Schadensersatz
Nach dem Ausfall des Feuerwerks beim Fetzer-See beklagen sie sechsstellige Verluste
Gundelfingen Nach der umstrittenen Absage der Feuerwerksveranstaltung beim Fetzer-See droht ein juristisches Nachspiel. Der Chef der Pyrotechnik-Firma, die hauptsächlich hinter der Produktvorführung stand, beklagt einen immensen finanziellen Schaden und möchte prüfen, ob er rechtlich gegen Grundstückseigentümer Alexander Fetzer vorgehen kann. Der hatte das seit Monaten geplante Event nach einem Artikel unserer Redaktion kurzfristig abgesagt – und dadurch den Zorn der Branche auf sich gezogen.
Malte Klein, Eigentümer der Argento GmbH aus Zossen in Brandenburg, war die treibende Kraft hinter der Veranstaltung zwischen Gundelfingen und Günzburg. Hauptsächlich seine Firma wollte 400 Gästen und Geschäftspartnern ihre Produkte präsentieren und verkaufen. Durch die Absage sei ein direkter finanzieller Schaden von mindestens 20 000 Euro entstanden, sagt Klein. Diese Summe setze sich zusammen aus gekauftem Material, bezahlten Firmen, Helfern, Unterkünften, Mieten für Fahrzeuge, Equipment, Zelten, Bänken – davon viele zum Einhalten der Abstandsregeln– oder Security zum Überwachen des Hygienekonzepts. Daneben gebe es zudem indirekte Folgeschäden. „Nach erfolgreicher Präsentation
vor Ort hätten wir natürlich viel unserer Ware verkauft, was nun vermutlich nicht zustande kommt“, beklagt Klein. Auch hätte Filmmaterial produziert werden sollen, zur Bewerbung der Artikel etwa in sozialen Medien, um so den Umsatz anzukurbeln. „Hier sprechen wir durchaus von sechsstelligen Umsätzen, die uns hierdurch entgehen“, schätzt der Unternehmer und kündigt an: „Wir werden selbstverständlich prüfen, ob es eine rechtliche Grundlage gibt, um Schadensersatz zu fordern.“
Klein verweist außerdem auf den persönlichen Schaden der einzelnen Teilnehmer. Diese hätten sich teils Urlaub genommen, seien mitunter mit der Familie 700 Kilometer einfach angereist und hätten für Fahrt und Übernachtung mehrere hundert Euro investiert. „Ein Teilnehmer, der Auslagen von 600 bis 700 Euro hatte, hat bereits geschrieben, dass er die Sache auf jeden Fall einem Anwalt übergeben möchte“, berichtet Klein. Dazu würden Ausfälle im Gastro- und Hotelbereich kommen. Parallel zur Prüfung einer Schadensersatzklage müsse man nun eine neue Produktpräsentation planen, was erneut mit Arbeit und Kosten verbunden sei.
Vor diesem Hintergrund bezeichnet Klein das Verhalten des Kiesunternehmers Alexander Fetzer als
„absolut inakzeptabel“. „Hätten wir die Information nur einen Tag eher gehabt, wären nicht dutzende Leute umsonst quer durch Europa gefahren und hätten nicht viel Geld für nichts bezahlt.“
In dem Artikel, der am späten Freitagnachmittag zunächst online erschien, hatten Tier- und Umweltschützer der Organisation Peta die für Samstag geplante Veranstaltung scharf kritisiert. Daraufhin sagte der Grundstückseigentümer das Event noch am Abend ab. Die Organisatoren versuchten in der Not, das Treffen kurzfristig an einen anderen Ort zu verlegen – nach Haldenwang im Landkreis Günzburg. Wie Bürgermeisterin Doris Egger auf Anfrage bestätigt, bekam sie am Freitagabend einen Anruf, mit der Anfrage, ob das „Vorschießen“auf dem Gemeindegebiet möglich wäre. Es ging demnach um ein etwas abgelegenes Privatgelände, dessen Eigentümer bereit gewesen wäre, das Feuerwerk bei sich stattfinden zu lassen. Egger informierte sich nach eigenen Angaben, sprach diesbezüglich auch mit dem Günzburger Landrat Hans Reichhart. „In der Kürze der Zeit war allerdings überhaupt nichts machbar“, sagt Egger. Schließlich brauchte es für das Event am Fetzer-See monatelange Planungen sowie diverse Genehmigungen. So stand am Samstagmorgen fest, dass die Veranstaltung endgültig platzt.
Die Argumente, die Grundstückseigentümer Alexander Fetzer für seine Absage ins Feld führte, lösten bei den Betroffenen Unverständnis aus. Zum einen habe er angeblich bis zum Erscheinen des Artikels nicht gewusst, dass 400 Teilnehmer zum Event gekommen wären. So schilderte es Fetzer in einem Interview am Samstag. Der Organisator Ulrich Mohl hält in einer Stellungnahme entgegen, dass man bereits im August eine zweiseitige schriftliche Information, auch mit der Zahl der Teilnehmer, dem Grundstücksbesitzer habe zukommen lassen. Dieser bestätigte angeblich das Schreiben Ende August. Das Argument, dass die Veranstaltung in Corona-Zeiten gefährlich gewesen wäre, bezeichnet Klein als „fadenscheinig“: „Dr. Ulrich Mohl trägt als Chefarzt die Verantwortung für ganze Kliniken und hat im Rahmen seiner weitreichenden Erfahrung auf dem Gebiet das Hygiene-Konzept erarbeitet.“Auch im Bereich Umweltschutz möchte Klein den Vorwürfen entgegentreten. Er hat nachgerechnet: „Ein Teilnehmer, der von Stuttgart aus umsonst angereist ist mit einem Pkw, mit einem Verbrauch von 9,5 Litern Benzin pro 100 Kilometer, hat bereits mehr CO2 produziert, als unser komplettes Feuerwerk dies getan hätte.“
Grundstückseigentümer Alexander Fetzer will sich zu den Vorgängen nicht mehr äußern. Auf Anfrage teilt seine Firma mit: „Wir möchten in dieser Angelegenheit keine weiteren Angaben machen.“
Kurzfristig wollte man in den Kreis Günzburg ausweichen