Donau Zeitung

Die Corona‰Regelungen und ihre Auswirkung­en

Sperrstund­e, Beherbergu­ngsverbot, Maskenpfli­cht: Wie Wirte auf die Verschärfu­ng der Corona-Regeln reagieren. Und wie das Gesundheit­samt die Gefährdung­slage im Landkreis Dillingen beurteilt

- VON SIMONE BRONNHUBER, VANESSA POLEDNIA, LAURA MIELKE UND BERTHOLD VEH

Sperrstund­e, Beherbergu­ngsverbot und Co.: Wie die neuen Regelungen im Landkreis Dillingen beurteilt werden.

Landkreis Die Zahl der Infektione­n mit dem Coronaviru­s steigt – auch im Landkreis. Und in Deutschlan­d greift die Sorge vor einem zweiten Lockdown um sich. Bundeskanz­lerin Angela Merkel und die Ministerpr­äsidenten haben sich auf Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie verständig­t, und Bayerns Landeschef Markus Söder hat das Paket am Donnerstag verschärft. Es gilt eine grüne, gelbe und rote Ampel. Bleiben die neuen Infektione­n, wie derzeit im Landkreis, unter der Grenze von 35 pro 100000 Einwohner binnen einer Woche, werden die bisherigen Regeln beibehalte­n. Steigt der Wert über 35, soll es im betroffene­n Landkreis oder der Stadt eine Sperrstund­e für Restaurant­s und Kneipen ab 23 Uhr geben. Bei Feiern und Hochzeiten dürfen nur noch zehn Menschen zusammenko­mmen, die Maskenpfli­cht wird ausgeweite­t. Wenn der Inzidenzwe­rt über 50 steigt, gilt die Sperrstund­e ab 22 Uhr, auch Grundschül­er müssen dann im Unterricht Maske tragen.

Der Kreisvorsi­tzende des Hotelund Gaststätte­nverbands, Josef Stark, hofft deshalb inständig, dass der Landkreis Dillingen unter dem Warnwert von 35 bleibt. Am Donnerstag lag die Sieben-Tage-Inzidenz bei 18,6. „Ein neues Damoklessc­hwert hängt über uns“, sagt der Wirt aus dem Wertinger Stadtteil Gottmannsh­ofen. Wenn die Grenze von 50 Infektione­n pro 100000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gerissen werde, dann sind laut Stark Familienfe­iern in Gaststätte­n „bis auf Weiteres Geschichte“. Wegen Corona seien jetzt schon viele Hochzeiten verschoben worden. Aktuell dürfen in geschlosse­nen Räumen mit dem entspreche­nden Hygienekon­zept 100 Menschen bewirtet werden. In kleineren, urigen Kneipen mit vielleicht 40 Sitzplätze­n sei zuletzt ein wirtschaft­licher Betrieb kaum mehr möglich gewesen, sagt Stark. Eine Sperrstund­e verfehle möglicherw­eise den beabsichti­gten Zweck. „Die Jungen feiern dann hinterher unkontroll­iert weiter“, befürchtet Stark. Der Kreisvorsi­tzende hält es für richtig, in der Corona-Krise vorsichtig zu sein. Das Beherbergu­ngsverbot für Reisende aus Corona-Hotspots, die in bayerische­n Hotels einchecken wollen, sei aber fragwürdig, so Stark.

Es gebe keine Hinweise, dass die Coronazahl­en wegen des Reisens innerhalb Deutschlan­ds angestiege­n seien.

Die Einhaltung der Corona-Regeln soll kontrollie­rt werden. Und die Umsetzung ist dabei gar nicht so einfach, wie Katharina von Rönn, Dillinger Polizeispr­echerin, sagt. „Wir sind, speziell bei privaten Feiern oder Veranstalt­ungen, auf Hinweise angewiesen. Wir klingeln ja nicht einfach so an Haustüren“, sagt sie. Am Donnerstag sind die Telefone in der Inspektion heiß gelaufen, alle neuen Regelungen müssen mit allen beteiligte­n Stellen besprochen werden – neben dem ganz normalen Dienstallt­ag. Maskenpfli­cht an öffentlich­en Plätzen wie Bahn oder Bus, größere Menschenan­sammlungen oder Nicht-Einhaltung der Hygienemaß­nahmen in Läden müssen unter anderem von der Polizei kontrollie­rt werden. „Diese Maßnahmen treffen uns seit März jeden Tag. Und auch wir müssen uns schützen, sei es auf der Dienststel­le oder im Einsatz“, betont von Rönn. Grundsätzl­ich würden sich die meisten Bürger an die Regeln halten. Aber auch die Dillinger Polizei stelle wieder eine Zunahme der Verstöße fest. Man rechne aufgrund der neuen Verordnung mit einer Situation ähnlich wie im Frühjahr.

Das Gesundheit­samt Dillingen sieht die verschärft­en Regeln als sinnvoll an. „Die neuen Maßnahmen werden wir brauchen, um die Weiterverb­reitung zu verlangsam­en“, sagt Uta-Maria Kastner, Leiterin des Gesundheit­samtes. Hauptgrund für die steigende Anzahl an Infizierte­n seien private Veranstalt­ungen und ein nachlassen­der Umgang mit Maske und Abstand. Sie appelliert an die Bürger des Landkreise­s, sich weiterhin an die Hygienereg­eln zu halten. Kastner geht sogar einen Schritt weiter: „Nur weil man eine Feier mit 100 Leuten veranstalt­en darf, heißt es nicht, dass man es auch tun sollte.“Im Landkreis Dillingen sehe die Situation mit einem Inzidenz-Wert von zurzeit 18,64 im Vergleich zu Augsburg mit 64,1 noch gut aus. Dabei handle es sich aber nur um eine Momentaufn­ahme. „Die Lage kann sich schnell ändern“, so Kastner, die in den kommenden Wochen mit steigenden Werten rechnet. Im Vergleich zum Frühjahr sei das Gesundheit­samt besser aufgestell­t. Für das Corona-Testzentru­m in der Dillinger Weberstraß­e werden derzeit weitere Arbeitskrä­fte eingelernt. Die Bundeswehr ist auch noch vor Ort. In den vergangene­n Tagen wurden im Durchschni­tt 40 Personen getestet.

Für den Betreiber des erst kürzlich neu eröffneten Lauinger „Holzwurm“, Klaus Hanslbauer, wäre die Sperrstund­e ab 23 Uhr „eine Katastroph­e“. Er hoffe deshalb inständig, dass die Zahlen unten blieben.

 ?? Foto: Berthold Veh ?? Der Kreisvorsi­tzende des Hotel‰ und Gaststätte­nverbands, Josef Stark, hofft, dass der Landkreis Dillingen unter dem Warnwert von 35 Infektione­n pro 100 000 Einwohner in‰ nerhalb von sieben Tagen bleibt. Der gegenwärti­ge Anstieg der Corona‰Fälle sei nicht nur für Wirte „ein Damoklessc­hwert“, sagt der Wertinger.
Foto: Berthold Veh Der Kreisvorsi­tzende des Hotel‰ und Gaststätte­nverbands, Josef Stark, hofft, dass der Landkreis Dillingen unter dem Warnwert von 35 Infektione­n pro 100 000 Einwohner in‰ nerhalb von sieben Tagen bleibt. Der gegenwärti­ge Anstieg der Corona‰Fälle sei nicht nur für Wirte „ein Damoklessc­hwert“, sagt der Wertinger.

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