Landwirtschaftsamt: Hat Nördlingen oder Wertingen das Sagen?
Bauern im Nachbarlandkreis hoffen, dass künftig die Zentrale im Ries ist. Was Magnus Mayer, der Leiter der Behörde in der Zusamstadt, dazu sagt
Wertingen Die Landwirtschaftsverwaltung in Bayern bekommt neue Strukturen – wieder einmal. Vor drei Monaten hat Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) angekündigt, die 30 Ämter im Freistaat zu 15 zusammenzulegen. In der Folge wachsen Nördlingen und Wertingen zusammen, die beiden Behörden bilden künftig ein eigenes Amt. Und im Ries wächst dem Vernehmen nach die Sorge, dass der Nördlinger Standort bei dieser Reform an Bedeutung verlieren könne. Denn der dortige Kreisvorsitzende des Bayerischen Bauernverbands (BBV), Karlheinz Götz, steuert offensichtlich in die Gegenrichtung. Die gute Entwicklung des Nördlinger Landwirtschaftsamts liege vor allem an den „guten Leuten“der Behörde und ihrem Leiter. Er hoffe, dass der Chef des Landwirtschaftsamts Nördlingen-Wertingen auch in Zukunft weiter im Ries sitzt und nicht ins Zusamtal abwandert. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass der
Standort nur „nebenher“laufe. Diese Sorge war nun auch auf höherer Ebene bei einem Treffen von Michaela Kaniber, dem Landtagsabgeordneten Wolfgang Fackler (CSU) und Nördlingens Oberbürgermeister David Wittner (PWG) Thema. Die Ministerin versicherte dabei laut Pressemitteilung, dass der Standort Nördlingen in keiner Weise in Gefahr sei. Das Ministerium wolle bei den Landwirten vor Ort präsent sein. Schließlich solle künftig gerade die Beratung in Sachen Unternehmensentwicklung, Ökolandbau, Tierwohl und Gewässerschutz ausgebaut werden. Aus diesem Grund würden laut Kaniber die in Bayern frei werdenden Behördenleiterstellen umgewandelt in Beratungsstellen. Zum Einsatz kämen zusätzliche Berater für Wildlebensraum und Gewässerschutz. Die Reform, so Kaniber, trete zudem erst zum 1. Juli 2021 statt wie bisher verkündet zum 1. Oktober 2020 in Kraft.
Die Behördenleitung werde künftig den gesamten Bereich der Ämter Nördlingen und Wertingen betreuen. Von zentraler Bedeutung bei der
Reform seien Kaniber zufolge die Betriebe, denn sie seien die Basis für die Beratung. „Dort wo die Betriebe sind, da spielt die Musik“, erklärte die Ministerin. Schließlich sei das neue Verbundamt NördlingenWertingen dann für über 3400 Betriebe zuständig, wovon rund 2200 im Landkreis Donau-Ries ansässig seien. Dieser Hinweis macht nach Informationen unserer Zeitung wiederum Landwirte aus dem Landkreis Dillingen nachdenklich. Denn wenn dort, wo die Betriebe sind, die Musik spielt, dann wäre der DonauRies-Kreis im Vorteil, denn im Kreis Dillingen gibt es nurmehr knapp 1200 Höfe. Wird deshalb die Wertinger Behörde langfristig zum Anhängsel von Nördlingen?
Der Dillinger BBV-Kreisgeschäftsführer Eugen Bayer sagt jedenfalls auf Anfrage unserer Zeitung: „Wir beobachten solche Diskussionen sehr intensiv.“Bayer glaubt aber nicht, dass Wertingen eine nachgeordnete Außenstelle von Nördlingen werden könnte. Dies liege daran, dass in der Zusamstadt die Landwirtschaftsschule etabliert ist. 2008 habe Wertingen mit NördRieser lingen um diesen Standort gerungen. Der Erhalt des Schulstandorts in Wertingen sei „ein großer Kampf gewesen“, sagt Bayer. Inzwischen werden im Ries keine Landwirte mehr ausgebildet. Bei dieser Reform werden die Landwirtschaftsschulen in Stadtbergen und Mindelheim geschlossen. Wertingen rechnet deshalb mit zusätzlichen Schülern aus dem Raum Augsburg und Aichach. „Am Standort der Schule kann man ein Amt nicht schwächen“, glaubt der BBVKreisgeschäftsführer.
Welcher der beiden Standorte Nördlingen und Wertingen hat nun die Nase vorne? Für den Leiter der Wertinger Behörde Magnus Mayer sind die beiden Standorte gleichwertig. Zwar sei die Zahl der Betriebe und Forstreviere im Kreis DonauRies größer, die Region Wertingen habe aber eine Landwirtschaftsschule mit künftig halb Schwaben als Einzugsgebiet sowie das Sachgebiet Tierhaltung. Die Mitarbeiterzahl der beiden bisher eigenständigen Behörden sei in etwa gleich.
Magnus Mayer, der das Wertinger Amt seit neun Jahren leitet, wird demnächst 65. Er gehe am 1. Juli 2021 in Pension – das Datum, an dem die Ämterreform in Kraft treten soll. Dann übernehme der Nördlinger Chef Manfred Faber (64). Der Behördenleiter des neuen Amts werde zwangsläufig an beiden Standorten präsent sein müssen, er werde ein „Nördlinger-Wertinger“sein, sagt Mayer. Und er betont die Gleichrangigkeit: „Man muss Wertingen-Nördlingen in einem Atemzug aussprechen.“
Auf eine Anfrage unserer Redaktion an das bayerische Landwirtschaftsministerium, ob Nördlingen künftig der Hauptsitz der Verbundbehörde werde, lautet die Antwort ebenfalls: „Beide Dienstsitze sind gleichberechtigt.“Die Behördenund Bereichsleiter seien für das gesamte Gebiet in den Landkreisen Donau-Ries und Dillingen verantwortlich und daher an beiden Dienstorten ansässig.