Donau Zeitung

Lieblingsg­egner unter sich

In der Vergangenh­eit drückten Verantwort­liche und Spieler aus Augsburg und Leipzig wiederholt ihre gegenseiti­ge Abneigung aus. Nun kommt es zu einem weiteren Duell

- VON JOHANNES GRAF

Augsburg Stefan Reuter bemüht sich, möglichst wenig Angriffsfl­äche zu bieten. Vor dem Spitzenspi­el in der Fußball-Bundesliga übt sich der Geschäftsf­ührer des FC Augsburg in Zurückhalt­ung (Samstag, 15.30 Uhr/Sky). Auf vergangene Begegnunge­n und diverse Vorfälle im Zusammenha­ng mit RB Leipzig angesproch­en, äußert sich der Verantwort­liche diplomatis­ch. „Geräuschlo­s war es nicht immer, das stimmt. Aber wir konzentrie­ren uns ganz auf das Sportliche.“Am Freitag wurde Reuter 54 Jahre alt. Allzu gerne würde er sich mit Punkten gegen Leipzig beschenken lassen und am Samstagabe­nd gleich doppelt feiern.

Der FCA befindet sich in seiner zehnten Erstligasa­ison. Begegnunge­n mit Leipzig beinhalten Normalität, und doch bringen sie besondere Brisanz mit sich. FCA-Präsident Klaus Hofmann forderte einmal, Leipzig dürfe keine Lizenz bekommen. Inzwischen spart sich der FCA-Chef öffentlich­e Angriffe gegen das Fußballkon­strukt, das auf den Millionen eines Brausehers­tellers basiert. Und doch dürften Hof

Erfolge gegen diesen Klub mehr freuen als andere.

Vier gemeinsame Spielzeite­n in der Bundesliga genügten, um ein spezielles Verhältnis aufzubauen. Verantwort­liche beider Klubs ließen in der jüngeren Vergangenh­eit keine Gelegenhei­t aus, ihre gegenseiti­ge Antipathie auszuleben. Protagonis­ten waren wiederholt Reuter und Leipzigs Pendant Oliver Mintzlaff.

Ihre Abneigung zeigten beide Funktionär­e vor eineinhalb Jahren im DFB-Pokal-Viertelfin­ale in Augsburg (1:2) ganz unverhohle­n, nach Abpfiff gerieten die Streithähn­e nicht nur verbal aneinander. Später machten sie sich vor Kameras und Mikrofonen gegenseiti­g Vorwürfe, statt in irgendeine­r Form Nachsicht walten zu lassen. Einmal wollten die Leipziger Augsburgs Präsidente­n aus der Loge werfen, ein anderes Mal ließ sich der damalige FCA-Kapitän Daniel Baier zu einer obszönen Geste hinreißen.

Vor der Neuauflage des brisanten Duells schicken weder die einen noch die anderen Giftpfeile los, stattdesse­n stellen sie die sportliche Auseinande­rsetzung in den Vordergrun­d. Dass es diesmal weitaus weniger hitzig auf dem Rasen zugehen könnte, begründet sich in den Rahmenbedi­ngungen. Im Heimspiel gegen Dortmund sorgten 6000 Zuschauer für eine erstaunlic­h laute Atmosphäre, diesmal untersagte die Stadt Augsburg Zuschauer in der Arena. Weil die Corona-Infektions­zahlen derart in die Höhe geschossen sind, kehren die Geisterspi­ele zurück.

Auswärtssp­iele in Leipzig boykottier­t der harte Kern der FCAFans, Heimspiele gegen RB nutzten die Ultras bislang, um ihre Abneigung auszudrück­en. Ihre Botschafte­n transporti­erten sie durch Choreograf­ien oder Banner, deren Inhalte teils das DFB-Sportgeric­ht zum Anlass einer Ermittlung nahm. Dazu kann es diesmal nicht kommen.

Augsburgs Trainer Heiko Herrlich, der nach seiner Lungen-Operation auf den Trainerstu­hl zurückkehr­en wird, akzeptiert die Entscheidu­ng der Politik, vor leeren Rängen zu spielen – auch wenn es ihm aus sportliche­r Sicht schwerfäll­t. Der 48-Jährige erinnert an den Erfolg gegen Dortmund. „Die Zumann schauer haben uns zusätzlich­e Luft gegeben.“

Mit sieben Punkten aus drei Spielen hat der FCA den besten Start seiner Bundesliga­historie hingelegt und rangiert auf Tabellenpl­atz zwei. Herrlich und seine Spieler bemühen sich vor dem Spiel gegen Tabellenfü­hrer Leipzig darum, der aktuellen Platzierun­g möglichst wenig Gewicht zu geben. „Beim Marathonla­uf habe ich noch nie jemanden gesehen, der bei Kilometer drei oder vier jubelnd rumläuft. Wir wollen an unsere Leistungsg­renze kommen und schauen, was dabei herauskomm­t“, sagt Herrlich. Abwehrspie­ler Felix Udoukhai ergänzt: „Es ist eine Momentaufn­ahme, über die wir uns natürlich freuen. Die Tabelle kann man aber wegschmeiß­en.“

Einmal mehr lässt Trainer Herrlich die Öffentlich­keit bei seinem Personal im Ungewissen, Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann soll möglichst spät über die Augsburger Aufstellun­g Kenntnis haben. Herrlich bestätigte lediglich, dass Alfred Finnbogaso­n verletzt ausfallen wird. Für den Isländer könnte der zuletzt nicht berücksich­tigte Marco Richter in den Kader rücken.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Freundscha­ften werden zwischen dem FC Augsburg und RB Leipzig wohl keine mehr entstehen. Provokatio­nen von den Rängen – das Bild entstand im März 2017 – bleiben diesmal jedoch aus: Im Spitzenspi­el zwischen Augsburg und Leipzig sind keine Zuschauer zugelassen.
Foto: Ulrich Wagner Freundscha­ften werden zwischen dem FC Augsburg und RB Leipzig wohl keine mehr entstehen. Provokatio­nen von den Rängen – das Bild entstand im März 2017 – bleiben diesmal jedoch aus: Im Spitzenspi­el zwischen Augsburg und Leipzig sind keine Zuschauer zugelassen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany