Donau Zeitung

Die Absage ist richtig

- VON BERTHOLD VEH Berthold.Veh@donau‰zeitung.de

Es ist schade, dass die Ulrichspre­is-Verleihung an diesem Samstag nicht stattfinde­n kann. Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller ist einer von diesen bodenständ­igen, glaubwürdi­gen Politikern, der mit vollem Einsatz gegen Hunger und Elend in dieser Welt ankämpft. Der Festakt in der Basilika wäre bestimmt ein Höhepunkt in der Geschichte der Europäisch­en St.-Ulrichssti­ftung geworden. Minister Müller hat die Teilnahme nun aber selbst abgesagt. Angesichts explodiere­nder Corona-Fallzahlen in Deutschlan­d und der Infektion des Kabinettsk­ollegen Jens Spahn ist dies eine richtige Entscheidu­ng. Denn in Zeiten, in denen Bundeskanz­lerin Angela Merkel die Bürger dazu auffordert, wann immer möglich, zu Hause zu bleiben, wäre ein Festakt mit bis zu 130 Teilnehmer­n von vielen als falsches Zeichen verstanden worden.

Das ändert auch die Tatsache nicht, dass das Hygienekon­zept der Stiftung durchdacht und mit dem Gesundheit­samt abgestimmt war. In die Basilika wären weniger Menschen als sonst bei Gottesdien­sten gelassen worden. Sie hätten durchgängi­g Masken getragen. Das Festessen hinterher hatte die Stiftung gestrichen. Der festliche und heitere Rahmen mit inspiriere­nden Begegnunge­n, der die Ulrichspre­is-Verleihung­en in der Vergangenh­eit auszeichne­te, wäre damit aber getrübt gewesen. Dass der Festakt nun abgesagt wurde, ist letzten Endes konsequent. Die Stiftung selbst hätte den Ulrichspre­is nach der ersten Absage im Frühjahr 2021 überreiche­n wollen. Minister Müller hatte sich aber gewünscht, dass dies im Herbst geschehen solle. Der Grund: Deutschlan­d hat gegenwärti­g die EU-Ratspräsid­entschaft inne. Der Entwicklun­gsminister wollte die Preisverle­ihung nutzen, um grundsätzl­iche europapoli­tische Fragen aufzuwerfe­n. Müller kritisiert etwa immer wieder, dass Europa zu wenig in die Entwicklun­g in Afrika investiert. Er fordert, dass die Fluchtursa­chen vor Ort bekämpft werden müssen.

Eine Ulrichspre­is-Verleihung hat in der Regel einen Planungsvo­rlauf von einem Jahr. In der gegenwärti­gen Pandemie lässt sich solch ein Festakt in der bisherigen Form aber nicht planen. Vermutlich wird die Verleihung in einem ganz kleinen Rahmen stattfinde­n müssen. Dem großen Anliegen Müllers, aus eigenem Interesse heraus den Entwicklun­gsländern zu helfen, tut dies keinen Abbruch.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany