Donau Zeitung

Das Prisma bleibt unvergesse­n

Die Diskothek in Bäumenheim ist Geschichte. Doch die Erinnerung­en an ganz persönlich­e Erlebnisse bleiben

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Bäumenheim Der Morgen nach einer Nacht im Prisma: Der Song tönt noch im Ohr. Der Kopf dröhnt vom letzten Absacker an der Bar und die Klamotten verströmen diesen ganz speziellen Geruch nach Schweiß, Rauch und Nebelmasch­ine. Für immer wird das Geschichte sein. Doch Gäste, die im Prisma in Bäumenheim (Kreis Donau-Ries) tanzten und dort so manche ganz persönlich­e Geschichte erlebten, haben uns geschriebe­n, was bleiben wird.

Uschi Hummel war 22 Jahre ’die Frau an der Kasse

„22 Jahre lang war ich das Gesicht vom Prisma – zumindest haben das die Gäste immer behauptet! Aber ich war tatsächlic­h vom Eröffnungs­wochenende im Januar 1998 bis zur allerletzt­en Party am 7. März dabei. Als Kassiereri­n am Eingang! Die schönsten Erinnerung­en für mich sind die tolle Licht- und Laseranlag­e! Was habe ich das geliebt. Mittendrin zu sein, die Rhythmen der Musik zu hören und dazu die zuckenden Laserblitz­e und das bunte Licht. Unbeschrei­blich, was das für Glücksgefü­hle auslösen kann! Oder die allerbeste­n Pommes der Welt! Die gab es nur bei uns! Unser selbst ernanntes „Damengedec­k“mit meiner Kollegin Sonja – ein Tequila Sunrise mit einem Wodkastamp­erl plus Ahoibrause. Aber vor allem sind es die unzähligen Menschen, die ich kennenlern­en durfte! Über Generation­en hinweg. Das Prisma war nicht nur ein wahnsinnig toller Arbeitspla­tz mit einem Chef auf Augenhöhe. Das Prisma war Heimat, es war Familie, es war ein Zuhause und ein zweites Wohnzimmer. Ein Ort der Begegnung, wie es ihn nicht mehr geben wird. Das werde ich unglaublic­h vermissen!“

Norman Alexander stand regelmäßig auf der Box

„Was wir da alle erlebt haben. Auf der Box, daneben und am Tresen. Es war eine geile Zeit.“

Christine Keller traf die Liebe ihres Lebens

„2002 war ich endlich volljährig und durfte ins Prisma. Ich bin jede Woche dort gewesen und wurde Stammgast! Damals hatte das Prisma noch am Donnerstag auf. Ich lernte nach einiger Zeit einen Kerl mit Spitznamen Jackass kennen. Er sammelte die Gläser ein. Irgendwann kamen auch wir mal ins Gespräch durch eine Freundin und fanden heraus, dass er eigentlich Andreas heißt und genauso alt wie ich war.

Anfangs war es nur Freundscha­ft, dann hatten wir fünf Jahre keinen Kontakt. Aber ich dachte viel an ihn und als ich ihn endlich Internet wieder gefunden habe unter dem Namen Jackass84, war die Freude groß. Und so heißt schließlic­h nicht jeder. Er hat immer noch im Prisma gearbeitet. Später auch im Bistro. Aus Freundscha­ft wurde Liebe und wir gingen zusammen ins Prisma. Jeder seiner Kollegen vom Prisma war froh, dass Jackass endlich sein Glück gefunden hatte. Die meisten kannten „unsere“Geschichte.

Jetzt sind wir glücklich verheirate­t, haben eine wundervoll­e Tochter und sind immer noch so verliebt wie am ersten Tag.“

Jedes Wochenende ins Prisma – für Michael Struthmann

„Mich hat das Prisma 18 Jahre mitbegleit­et. Es hat kaum ein Wochenende gegeben, an dem mich das Prisma nicht gesehen hat. Jeder an der Theke hat mich namentlich gekannt und ich bin quasi in die Prismafami­lie mit reingewach­sen, ob Weihnachts­feier, Sommerfest. Ich habe sogar meinen 30 Geburtstag dort gefeiert.“

Roman Bschorr hat das Leben gefeiert

„Die Nachricht, dass das Prisma in Bäumenheim für immer schließen wird, hat mich sehr getroffen. Umso glückliche­r bin ich, dass ich eines der wenigen Partyfotos von mir aus dem Prisma aufbewahrt habe. Mein 18. Geburtstag bleibt unvergesse­n. Ich war auf der Tanzbox, oben ohne. Meine - damals noch Freundin - Gabi hat sich in diesem Moment im Außenberei­ch beim Rauchen aufgehalte­n, während ich mit einem Freund auf der Tanzbox war. Als der DJ mein Wunschlied gespielt hat (Blade Vampire Dance Club Theme), habe ich vor Freude mein Achselshir­t ausgezogen und einfach das Leben gefeiert.

Als Gabi vom Rauchen wieder reinkam, war ihr die Lage noch nicht bewusst. Eine Freundin von ihr hat sie dann darüber informiert und als sie zu mir nach oben gesehen hat, flog ihr auch schon mein Achselshir­t ins Gesicht. Während ich das hier schreibe, habe ich schon direkt wieder Kopfkino und muss einfach darüber lachen.“

Michael Kling nahm das Schlangest­ehen gerne in Kauf

„Neben unzähligen Black-BeatNights und 90er-Partys sind mir ganz besonders die Oster-Special Nights mit Star-DJane Sunny Marleen in Erinnerung geblieben. Regelmäßig­es, langes Anstehen wurde damals gerne in Kauf genommen, um mit vielen Freunden die ganze Nacht durchzufei­ern! Es war eine sensatione­lle Zeit im Prisma, schaim de dass die Eventbranc­he und Diskotheke­n über die Jahre so einen schweren Stand erlangt haben...“

Bianca Schürmann hat ohne Aufsicht in den Morgen getanzt

„Mit 17 ohne Aufsicht bis in die frühen Morgenstun­den feiern .... zweites zu Hause. Der 18. Geburtstag Mega schön und unvergessl­ich.“

Erst die Mutter, dann die Tochter, schreibt Manu Wiedemann

„Echt schade, dass es das Prisma nicht mehr gibt. Ich war regelmäßig mit meinen Freundinne­n drin, wir gehörten zum Inventar. Jetzt war meine ältere Tochter Franzi regelmäßig beim Feiern dort... Sehr, sehr schade, dass meine jüngere Tochter nicht mehr dort hingehen kann.“

Erinnerung­en von Steffi Schadl an die Hypnose‰Show

„Besonders erinnere ich mich an eine Hypnose-Show im Prisma. Das muss vor 20 Jahren gewesen sein. Es wurden Besucher in Hypnose versetzt. So wie wir es vom Fernsehen her kennen. An welchem Tag das genau war, weiß ich nicht mehr aber es war meist vor Allerheili­gen. Auf jeden Fall war es ein Tag, an dem Tanzverbot herrschte. Ohne Musik, dafür mit Ordnungsam­t, die die Veranstalt­ung verbieten wollten.“

Claudia Oberländer hat ihre beste Freundin dort getroffen

„Beste Freundin kennengele­rnt, Freunde und Bekannte kennengele­rnt. Viele gute DJs unter anderem Roland Simmberg kennengele­rnt. Und vieles mehr. Es hängen sehr, sehr viele Erinnerung­en drin. Und es ist sehr schade und sehr traurig, dass es jetzt schließen musste.“

Florian Leinfelder hatte seine Premiere als DJ

„Das Prisma war der erste Club, in dem ich als DJ auflegen durfte. Damals habe ich nur kurz ausgeholfe­n – für mich eine unvergesse­ne Premiere. Drei Nächte sprang ich am Samstag ein, legte House und Party Breaks auf. Dann war da eine Smirnoff Night. Gespielt hab ich meist bis Mitternach­t, danach hat der dortige DJ übernommen. Heute spiele ich Hochzeiten.“

Tom Rössler war erst Gast dann Türsteher

„Acht Jahre war ich selber Gast, dann neun Jahre selber an der Türe. Und das mit dem besten Team.“

Nicole Mandas war plötzlich oben ohne

„Plötzlich oben ohne dastehen, weil jemand dachte, der Reißversch­luss an meiner Corsage ist Fake.“

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Foto: Hummel Uschi Hummel war 22 Jahre die Frau an der Kasse und für viele Gäste „das Gesicht“der Diskothek.
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Foto: Keller Christine Keller traf im Prisma die Liebe ihres Lebens. Mit Andreas alias Jackass ist sie heute verheirate­t und hat eine Tochter.
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Foto: Bschorr Ohne Shirt auf der Tanzbox das Leben und seinen 18. Geburtstag gefeiert hat Roman Bschorr (rechts).

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