Merz ist peinlich
Im Poker um den CDU-Vorsitz ist Friedrich Merz überzeugt, das beste Blatt auf der Hand zu haben. Deshalb setzt er alles auf eine Karte und erwartet, dass seine Gegner gefälligst mitspielen. Doch beim Pokern kommt es nicht nur auf gute Karten an, sondern auch auf gute Nerven. Und die hat Merz nicht. Seine beleidigten Attacken könnten das Blatt wenden.
Wieder einmal wirkt der Sauerländer wie ein Mann, der nur schwer damit klarkommt, dass ihn nicht alle so großartig finden wie er sich selbst. Sein Geraune, das „Establishment“der Partei habe sich verbündet, um ihn aufzuhalten, ist nicht nur peinlich für ihn, sondern auch brandgefährlich für unser Land.
So argumentieren Populisten und Verschwörungsideologen, die suggerieren, es gebe geheime Mächte, die im Hintergrund die Fäden ziehen – gegen den Willen des Volkes.
Schon nach seinem Scheitern vor zwei Jahren hatten seine Leute Gerüchte gestreut, man habe Merz während seiner Bewerbungsrede das Mikro leiser gedreht, um ihn zu schwächen. Viel wahrscheinlicher: Der 64-Jährige ist ein grottenschlechter Verlierer. Deswegen will er jetzt unbedingt der Sieger sein – selbst wenn der Preis dafür ist, dass er die Union spaltet, die immer dann stark war, wenn sie zusammengehalten hat. „Ihr. Zermürbt. Mich. Nicht!“, dröhnt Merz und wirkt wie Trump, wenn dieser mal wieder in GROSSBUCHSTABEN twittert.
Warum glaubt Merz überhaupt, dass seine Zustimmungswerte in den kommenden Wochen bröckeln werden? Wegen der Verschwörung? Oder eher, weil viele Bürger in der Krise spüren, dass breitbeiniges Machtgehabe keine Lösung ist, wenn es darauf ankommt?