In Italien eskalieren die Proteste
Demonstrationen gegen neue Corona-Auflagen
Rom Alfredo Zini ist außer sich. Das neue Dekret der italienischen Regierung, das Restaurants und Pubs die Schließung ab 18 Uhr vorschreibt, sei „schlimmer als der Lockdown“. Der Betreiber des Mailänder Restaurants „Il Tronco“hat zum Protest der Restaurantund Barbesitzer aufgerufen. „Das Dekret bedeutet den Tod der Bewirtung“, sagt Zini. Schon so sei die Lage dramatisch, die Entscheidung vom Sonntag inakzeptabel.
Am Montag protestierten er und Seinesgleichen friedlich in der Innenstadt. Dann geschah, was zuvor schon am Wochenende in Neapel und Rom passiert war. Rund 400 teilweise junge Randalierer mischten sich unter die Demonstranten und versuchten in der Nacht, bis zum Sitz der Regionalregierung vorzudringen. Steine und Flaschen wurden auf Polizisten geworfen, Mülltonnen in Brand gesetzt. Die Polizei nahm 28 Personen fest.
An vielen Orten in Italien eskalieren die Proteste gegen die neuen Schließungen, die die Regierung aufgrund steigender Infektionszahlen und immer mehr Corona-Patienten in den Krankenhäusern verhängt hatte. In Turin nahm die Polizei zehn Personen nach Ausschreitungen fest. Auch in Neapel gab es wieder Proteste. Etwa hundert Personen versuchten, eine Polizeisperre zu durchbrechen und zum Sitz der Regionalregierung zu gelangen.
Meldungen über Proteste gab es auch aus Cremona, Catania, Lecce, Treviso, Genua, Viareggio und Palermo. Einzelhändler und Restaurantbesitzer beklagten sich über die wirtschaftlichen Folgen der neuen Maßnahmen: „Für viele von uns ist das wie ein neuer Lockdown“, sagte ein Demonstrant nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa.
Am Dienstag meldete Italien 21 994 bestätigte Neuinfektionen innerhalb eines Tages – ein Rekord. Innerhalb eines Monats hat sich die Zahl der täglichen Infektionen etwa verzehnfacht. Premierminister Giuseppe Conte will ein Schnell-Hilfspaket mit einem Volumen von bis zu fünf Milliarden Euro verabschieden. Das Geld soll an Unternehmer gehen. Wirtschaftsminister Roberto Gualtieri versprach, dass das Geld bis 15. November gezahlt werde.