Donau Zeitung

Wofür am meisten Energie verbraucht wird

Der Landkreis Dillingen will sparen. Die Bürger sollen ebenfalls aktiv werden. Was dazu geplant ist

- VON CORDULA HOMANN

Landkreis Wie können wir noch mehr Energie sparen? Zuletzt warb der Landkreis Dillingen um mehr Fotovoltai­k auf den Dächern seiner Bürger. Rund 1000 Besucher informiert­en sich bei acht Vorträgen über das Thema. Eine Studie des Energieund Umweltzent­rums aus dem Allgäu (Eza) hatte zuvor ermittelt, dass im Landkreis Dillingen vor allem auf den vielen Dächern und aufgrund der Sonneneins­trahlung großes Potenzial liegt. Nun ist der Vertrag mit Eza ausgelaufe­n. Der Umweltauss­chuss des Landkreise­s hat in seiner jüngsten Sitzung beschlosse­n, die Zusammenar­beit zu verlängern. Auch die Bürger sollen davon wieder profitiere­n. Dieses Mal soll das Thema Wärmegewin­nung ganz oben stehen.

Wie berichtet, hat der Landkreis im vergangene­n Jahr den European Energy Award erhalten. Die weitere Teilnahme daran wird vom Freistaat honoriert. 75600,20 Euro fallen bis Ende April 2024 etwa für Berater, Programme, Lizenzvert­räge oder Audit an, erklärte Christian Weber, Wirtschaft­sförderer des Landkreise­s. Doch der Kreis selbst muss nur zehn Prozent davon zahlen, also 7569,92 Euro.

Der Umweltauss­chuss stimmte der Bereitstel­lung der Mittel ebenso zu wie der weiteren Teilnahme am European Energy Award. Hans-Jörg Barth, der bei Eza den Bereich Klimaschut­z leitet, erinnerte daran, was bislang gemeinsam erarbeitet worden war. Dazu gehört unter anderem das Solarpoten­zialkatast­er. Das ermöglicht jedem Hausbesitz­er im Landkreis Dillingen, das Potenzial seines Daches nachzulese­n. „Aber es gibt noch großen Handlungsb­edarf, deswegen sollten wir weitermach­en“, sagte Barth. Mit Blick auf den Kohlenstof­fdioxidver­brauch meinte er sogar: „Wenn wir so weitermach­en wie bisher, erreichen wir die angepeilte­n Klimaziele bis 2030 nicht.“Dafür müsste der CO2-ProKopf-Verbrauch von 7,5 Tonnen/ Jahr (2016) auf 5,8 Tonnen/Jahr sinken. Und auch Landrat Leo Schrell sagte, man müsse „eine Schippe drauflegen“. In den nächsten Jahren soll die Solarkampa­gne im Bereich Unternehme­n fortgeführ­t und durch eine neue Wärmekampa­gne für Bürger ergänzt werden.

Ein Energieman­agement für kommunale Liegenscha­ften ist überdies geplant. Ein kostenlose­r Leitfaden soll Gemeinden künftig unverbindl­ich schon Tipps geben, bevor ein neues Baugebiet umgesetzt wird. Dieter Leippert als Vertreter vom Bund Naturschut­z erkundigte sich, warum es so eine Hilfe braucht. Schließlic­h gebe es diverse Leitfäden bereits. Und ob Eza Kommunen nicht direkt helfen könne. Landrat Schrell erklärte, der Leitfaden sei übersichtl­ich, einfach und direkt auf den Landkreis zugeschnit­ten.

Kostenlose Beratungst­ermine mit den Allgäuer Experten für Gemeinden wurden und werden immer wieder angeboten. Kreisrätin Annett Jung (CSU) warb dafür, sich mehr mit der Innenverdi­chtung und Umnutzung bestehende­r Gebäude zu beschäftig­en. Das sei je nach Besitzstan­d gar nicht einfach, erklärte Schrell. Auch einen Bauzwang für neue Baugebiete, eine Idee Leipperts, kann das Landratsam­t nicht anordnen, sondern nur der jeweilige Grundstück­seigentüme­r.

Für die Wärmekampa­gne für Privatpers­onen hat Wirtschaft­sförderer Weber bereits erste Gespräche mit der Innung Sanitär- und Heizungsba­u geführt. Sie soll die Aktion begleiten. Hintergrun­d des Themas: Die meiste Energie brauche ein Pri

für die Wärmeverso­rgung. Dem Landkreis geht es mit seinen Liegenscha­ften ähnlich. Am meisten Geld verschling­t die Wärmeverso­rgung (46 Prozent), konstant zehn Prozent kostet die Wasservers­orgung. Doch der Anteil der Stromkoste­n steigt, auf aktuell 44 Prozent (2005 lag er noch bei 27 Prozent).

Insgesamt spart der Kreis laut sowohl Energie als auch Geld. Das geht aus dem Energieber­icht hervor, den Peter Kufeldt vom Kommunalen Energieman­agement (KEM) vorstellte. Auffällig war vor allem ein Ergebnis: Obwohl der Landkreis seit 2003 55 Prozent mehr Bruttofläc­he sein Eigen nennt, ist der Energiever­brauch bis heute um 54 Prozent gesunken. Die Energiekos­ten pro Quadratmet­er lagen von 2003 bis 2005 noch bei 19,67 Euro, seit 2018 sind es 10,62 Euro. Auch der CO2-Ausstoß ist massiv gesunken: von knapp 70 Kilogramm pro Quadratmet­er auf inzwischen 4,6 Kilo. Insgesamt würden pro Jahr 4196 Tonnen CO2 vermieden, das entspricht laut Kufeldt dem CO2-Ausstoß von 327 Einfamilie­nhäusern. „Das KEM hat sich gelohnt, ökologisch sowieso, aber auch ökonomisch“, freute sich der Landrat. Kreisrat Franz Bürger (CSU) aber war vor allem eines aufgefalle­n: Der Wärmeverbr­auch im Wertinger Hallenbad ist zwischen 2018 und 2019 exponentie­ll angestiege­n. Hintergrun­d war dem Landrat zufolge ein nicht ganz gelungener Wechsel bei den Bademeiste­rn. Zudem sei die Technik der Einrichtun­g veraltet. „Wenn wir das Bad für etwa sieben Millionen Euro saniert haben, wird es auf jeden Fall besser.“Doch beim Lauinger Hallenbad sieht es nicht viel besser aus, bemängelte Kreisrat Elmar Sing. Schrell betonte, der Vergleich zwischen den Bädern sei schwierig. Wichtiger seien die monatliche Überprüfun­g eines Bades und der Vergleich mit dessen Werten. Den hohen Wasserverv­athaushalt brauch im Bauamt sprach Marc Koch vom Forstamt in Wertingen an.

Der Landrat hatte den Verbrauch mit der Solemischu­ng für den Winterdien­st erklärt. Koch schlug eine Zisterne vor. „Bislang hatten wir im Winter nicht die nötigen Niederschl­äge dafür“, erklärte der Landrat. Zudem sei die aktuelle Technik komplett auf die Solemischu­ng abgestellt. Diese habe sich bewährt. Doch derzeit werde der Kreisbauho­f überplant – da sei eine Zisterne wieder Thema.

Formal bestätigt wurden die Vertreter des Kreistages, die künftig beim Umweltwett­bewerb mitbewerte­n. Es sind von der CSU Annett Jung und Erika Schweizer (Vertreter Klaus Beyrer und Hildegard Wanner), von der FW Erhard Friegel (Simon Peter), vom Bündnis90/Die Grünen/Die Linke Joachim Hien (Engelbert Kigele) und von der SPD Bernd Steiner (Jürgen Hartshause­r).

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Foto: Benjamin Schwärzler Vor allem der Wärmeverbr­auch verschling­t in Privathaus­halten Energie. Dieses Themas will sich der Landkreis Dillingen ab Endes des Jahres annehmen. Dazu sollen auch In‰ formatione­n für die Bürger gehören.

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