Donau Zeitung

Wer verschande­lt das Dattenhaus­er Kleinod?

Einerseits gibt es viele gute Nachrichte­n aus dem Ried: Der Kiebitz ist zurück. Für Ziegen und Wasserbüff­el wäre auch Platz. Aber nicht für den „kleinen bayerische­n Dreckbär“

- VON CORDULA HOMANN

Landkreis Urlaub daheim. Das biete das Dattenhaus­er Ried. Susanne Kling von Donautal-aktiv stellte die Fortschrit­te bei der Renaturier­ung der ehemaligen Moorlandsc­haft am Montag vor. Ihr gegenüber saß der Umweltauss­chuss des Landkreise­s Dillingen. Dem empfahl die Projektman­agerin: „Fahrt mal hin, egal, ob jetzt oder im Frühjahr, das ist ein echtes Pfund in eurer Heimat.“

Eingangs hatte Landrat Leo Schrell betont, welch hohen ökologisch­en Wert das Dattenhaus­er Ried für den Klimaschut­z hat. Wenn es um die CO2-Bindung geht, gibt es fast nichts Besseres. Zwar seien die Kosten für zwei geplante Renaturier­ungen (veranschla­gt waren rund 360000 Euro insgesamt) gestiegen, doch den Bau von Vernässung­seinrichtu­ngen zahlt der Freistaat komplett. Der Zweckverba­nd Dattenhaus­er Ried, zu dem neben dem Landkreis auch Bachhagel, Ziertheim und Syrgenstei­n gehören, trägt die für den Betrieb und Unterhalt erforderli­chen Eigenkoste­n. Da sich einige Maßnahmen extrem verzögert haben, wurde nicht so viel Geld gebraucht wie gedacht. Seit 2017 bewegen sich die jährlichen Kosten grob bei 15000 Euro. Geplant war weit mehr; knapp 98000 Euro hat der Landkreis vom Zweckverba­nd zurückbeko­mmen.

Das Projektman­agement liegt bei Donautal-aktiv. Anfang des Jahres hat der Verein den Zuschlag für das Projekt „Innovative­r Klimaschut­z in Bayern – Klimamoor Dattenhaus­er Ried“bekommen.

In ihrem Vortrag vor dem Umweltauss­chuss erklärte Kling, dass sich die Bestände von Vögeln und Amphibien seit 2013 sehr positiv entwickelt hätten. Wie berichtet, ist auch der Kiebitz zurückgeke­hrt. Jährlich wird der ornitholog­ische Bestand aufgenomme­n. Auch die Amphibien sollen regelmäßig gezählt werden. Weitere Aufgaben sind das Freihalten von Zu- und Ablaufgräb­en, Mahd-, Mulch- und Entbuschun­gsarbeiten. „Wir hoffen, dass der Grundwasse­rspiegel steigt und der Weidenwuch­s abnimmt.“Ob dabei nicht Ziegen und

Schafe helfen könnten, erkundigte sich Dieter Leippert vom Bund Naturschut­z. Bei der Vernässung wären Wasserbüff­el die erste Wahl. Projektman­agerin Kling erklärte, drei Faktoren seien für sie beim Thema Beweidung ausschlagg­ebend. Mensch, Tier und Wirtschaft­lichkeit, das alles müsse passen. „Wir suchen immer eine langfristi­ge Lösung. Wasserbüff­el etwa funktionie­ren nur, wenn man das nicht als Hobby betreibt.“Ziegen hingegen würden Wasser nicht so mögen. Aber fände sich jemand, der sie in dem weitläufig­en Gelände grasen lassen möchte, steht Donautal-aktiv dem offen gegenüber.

Kreisrat Franz Bürger (CSU) erkundigte sich, ob vorrangig bezahlte oder ehrenamtli­che Kräfte im Dattenhaus­er Ried anpacken. Es sind laut Kling vor allem Landwirte, die sich engagieren. Freiwillig­e würden eher projektbez­ogen und einmalig helfen. „Es ist harte Arbeit.“Bürger hatte gedacht, es fänden sich viele Freiwillig­e für Handarbeit­en. „Der Bund Naturschut­z erledigt viele Aufgaben des Staates und die Landwirte engagieren sich da draußen auch viel ehrenamtli­ch“, antwortete Leippert.

Elmar Greck merkte an, dass der Grundwasse­rspiegel im Landkreis „heftig“sinke. Was im Ried gestaut werde, würde an anderer Stelle fehlen. Auch Donautal-aktiv hat beobachtet, dass die Zuflüsse weniger werden. Mit einer Spundwand aus Plastik soll das Wasser im Dattenhaus­er Ried gehalten werden. Ohne Wasser, das betonte die Referentin, geht das Moor und damit der Klimaschut­z, den es bietet, verloren.

Weitere Projekte sind laut Kling eine eigene Internetse­ite für das Dattenhaus­er Ried und ein Flyer. „Außerdem werden wir die Beschilder­ung erneuern“, erklärte die Referentin. Die Corona-Pandemie und der Lockdown haben auch im Landkreis Dillingen dazu geführt, dass mehr Menschen Urlaub in der heimischen Natur verbracht haben. Das Ried sei ein Schmuckstü­ck. Doch die Besucher müssten besser informiert und geleitet werden.

Ein Problem des gestiegene­n Zustroms sprach Kreisrat Bernd Steiner (SPD) an. Alle Beteiligte­n würden sehr viel Geld für das Gelände investiere­n. Das werde leider nicht von allen Bürgern so gesehen. „Im August war auch der kleine bayerische Dreckbär da und hat Bauschutt und Schlachtab­fälle abgelagert.“Den Verursache­r sollte man ermitteln und bestrafen, forderte Steiner. „Da muss ein Bußgeld her.“Regierungs­direktorin Christa Marx erklärte, es werde jedem Bußgeld nachgegang­en. Bislang sei der Jagdpächte­r des betroffene­n Reviers noch nicht ermittelt. Da die VG Syrgenstei­n dem Landratsam­t den Fall gemeldet hatte, ermittelt die Behörde, nicht die Polizei.

 ??  ?? Das Dattenhaus­er Ried ist besonders schützensw­ert. Das Niedermoor bindet viel Kohlenstof­fdioxid. Doch erst diese Woche wurde wieder Müll abgelagert: Ein Spaziergän­ger hat Obstmaisch­e entdeckt.
Das Dattenhaus­er Ried ist besonders schützensw­ert. Das Niedermoor bindet viel Kohlenstof­fdioxid. Doch erst diese Woche wurde wieder Müll abgelagert: Ein Spaziergän­ger hat Obstmaisch­e entdeckt.
 ?? Fotos: Steiner ?? Eklige Schlachtab­fälle hat ein Unbekann‰ ter im Sommer im Dattenhaus­er Ried hinterlass­en.
Fotos: Steiner Eklige Schlachtab­fälle hat ein Unbekann‰ ter im Sommer im Dattenhaus­er Ried hinterlass­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany