Die Deutschen sind hilfsbereiter geworden
Eine Umfrage zeigt: Die Krise schweißt zusammen. Thailand und Tansania sind aber besser
Berlin Auch wenn Einzelne im Supermarkt um Toilettenpapier rangeln und auf der Straße mitunter aggressiv über den Sinn der Maskenpflicht diskutieren: Insgesamt hat sich das soziale Miteinander in Deutschland seit Beginn der Corona-Pandemie eher verbessert. Das zeigen die Ergebnisse einer anonymen, nicht repräsentativen OnlineBefragung des Basel Institut of Commons and Economics.
Die Forscher um den Soziologen Alexander Dill hatten die Teilnehmer der Befragung zwischen Mai und September aufgerufen, auf einer Skala von 1 (niedrig) bis 10 (sehr hoch) anzukreuzen, wie sie etwa die Hilfsbereitschaft oder die Gastfreundschaft der Menschen in ihrer Umgebung beurteilen. Die Freundlichkeit der Menschen in ihrem Umfeld haben die hierzulande Befragten in diesem Jahr mit 6,9 Punkten besser eingeschätzt als im Vorjahr (6,6 Punkte).
In die Liga der Top-20-Staaten, die von Thailand und Tansania mit Werten um die 9 Punkte angeführt wird, stieg Deutschland mit diesem Freundlichkeitswert aber nicht auf. Das soziale Klima in Deutschland wurde mit 7,1 Punkten ebenfalls besser bewertet als im Vorjahr (6,7). Auch die von den Befragten im Alltag erlebte Hilfsbereitschaft nahm zu: von 7,0 auf 7,3 Punkte. Und obwohl Bund und Länder Kontakte und Einreisen zur Eindämmung der Corona-Pandemie im Zeitraum der Befragung beschränkt hatten, kletterte der Wert für Gastfreundschaft von 6,2 auf 6,7 Punkte.
Damit setzt sich ein Trend fort, den die Bertelsmann Stiftung bereits im Sommer in einer repräsentativen Befragung festgestellt hatte. Danach sank der Anteil der Menschen, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland für gefährdet halten, von 46 Prozent im Februar dieses Jahres auf 36 Prozent im Mai und Juni.
Allerdings bilden beide Umfragen noch nicht das seit Ende September stark angestiegene Infektionsgeschehen ab, auf das ein Teil der Bevölkerung genervt beziehungsweise mit einer Mischung aus Ermüdung und Fatalismus reagiert.