Chef von Continental hört auf
Mitten im Umbruch überrascht er alle
Hannover/Herzogenaurach Mit seiner unerwarteten Entscheidung, die Führung von Continental Ende November frühzeitig abzugeben, dürfte Elmar Degenhart, der langjährige Chef des Dax-Konzerns, selbst so manchen Kritiker auf dem falschen Fuß erwischt haben. Degenhart gilt als ruhiger, besonnen auftretender Manager. Doch die Lage war seit Monaten kompliziert: Während Betriebsräte, Gewerkschafter und Politiker den Conti-Vorstand wegen des Ausmaßes der Stellenstreichungen und Werksschließungen hart angingen, wollten die Eigentümer angeblich einen noch zügigeren Umbruch in Richtung Software und E-Mobilität. Degenharts Nachfolgerin oder Nachfolger muss diese verhärteten Fronten befrieden.
„Es war mir eine Freude und Ehre, an der Spitze von Continental zu stehen“, sagte Degenhart zum angekündigten Abschied nach mehr als elf Jahren. Der 61-Jährige gab gesundheitliche Gründe an, denen er „unverzüglich“Priorität geben müsse. Die Anerkennung für das Geleistete ist selbst im zuletzt aufgebrachten Betriebsrat hoch. Degenhart habe
„unser Unternehmen viele Jahre erfolgreich geführt“, sagte dessen Chef Hasan Allak. Auch die hohe Verschuldung nach dem Übernahmekampf mit Schaeffler Ende der 2000er Jahre sank unter der Regie des promovierten Ingenieurs. Doch in den vergangenen Monaten wuchs das gegenseitige Misstrauen.
Gewinnwarnungen häuften sich, Produktionsunterbrechungen wegen der Virus-Krise schufen zusätzliche Unsicherheit. Der Widerstand gegen das Tempo des Umbaus mit weltweit 30000 durch Umschulungen, Abbau und Verlagerungen „veränderten“Jobs nahm zu. Dass der Wandel für die Zulieferer so gut wie ausweglos ist, wird aber kaum bezweifelt. Ein Favorit für die Nachfolge ist der Chef der Autozuliefer-Sparte, Nikolai Setzer. Der 49-Jährige gilt als durchsetzungsund ebenso kommunikationsstark. Als Eigengewächs hat er viel Erfahrung im Konzern, führte lange verschiedene Bereiche des gewinnträchtigen Reifengeschäfts.