Die Corona-Oberbürgermeisterin
Das Virus prägte schon die Amtseinführung Eva Webers in Augsburg. Mittlerweile ist die Lage noch dramatischer
Augsburg Es ist noch keine drei Wochen her, dass die Lage in Augsburg umschlug: Innerhalb weniger Tage wechselte die Farbe der CoronaAmpel von Grün über Gelb auf Dunkelrot. An diesem Freitag nun, war Augsburg, trotz leichter Entspannung zum Vortag, mit 250 Neuinfizierten pro 100 000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen noch immer einer der brisantesten Hotspots in Bayern. Seit Freitagabend gilt daher nicht nur in der Innenstadt, sondern auch in den Stadtteil-Hauptstraßen und in einigen Naherholungsgebieten Maskenpflicht. „Ich habe auf Besserung bei den Werten gehofft, aber diese
Hoffnung ist hinfällig“, so Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) beim Verkünden der neuen Auflagen.
Es ist seit Monaten ein Herumtasten zwischen Lockerungen und Einschränkungen. Weber kam im Mai neu ins Amt (die Amtskette musste sie sich aus Infektionsschutzgründen selbst umhängen). Die Infektion dürfe nicht alles bestimmen, sagt Weber, aber sie bestimmt viel. Viele Projekte hat die Stadt auf Eis gelegt, weil die Einnahmen in den kommenden Jahren einbrechen werden. In den Dienstbesprechungen spielt Corona fast immer eine Rolle – vom Vorgehen in Altenheimen und Schulen bis zur Frage, wie viele Bäume gepflanzt werden müssten, um den CO2-Ausstoß von Heizpilzen für die Außengastronomie auszugleichen. Vorrang hat jetzt aber ein Abbremsen der Fallzahlen. Tagelang herrschte vergangene Woche
Unklarheit, ob ein lokaler Lockdown kommt. Hinter den Kulissen liefen Gespräche mit dem Freistaat, doch die Bürger hingen erst mal in der Luft. Inzwischen hat das bundesweite Maßnahmenpaket diese Fragen beantwortet. Weber sagt, was viele Politiker von Bund und Land gerade sagen: Sie appelliert an Solidarität, macht Hoffnung auf bessere Zeiten. Dennoch legten Gegner der Maskenpflicht für Grundschulkinder jüngst Stofftiere vor dem Rathaus ab.
Weber, die Corona-Demonstranten anfangs kritisierte, will die Bürger mit einem Corona-Beirat beteiligen, der Maßnahmen diskutieren soll – Erfolg ungewiss, weil das Gremium noch nicht getagt hat. Die Corona-Krise
sei die schwierigste Situation für die Stadt seit dem Zweiten Weltkrieg, so Weber. Das Gesundheitsamt benötigt Hilfe von der Bundeswehr, die Uniklinik warnt vor Kapazitätsengpässen. Unklar ist nach wie vor, warum die Infektionszahlen nach einem entspannten Sommer vor gut zwei Wochen explodierten. Ausgangspunkt seien vor einigen Wochen wohl private Familienfeiern gewesen, seitdem habe sich das Virus in die gesamte Stadtbevölkerung verteilt, so Weber. Ein Sonderfall ist Augsburg inzwischen aber nicht mehr, wie der Blick auf die Bayernkarte zeigt. Fast alle Kreise und Städte sind rot oder dunkelrot. Sie stehen da, wo Augsburg vor zwei Wochen stand.